Marc Rudin – Jihad Mansour 1945 – 2023

Ein Genosse ist von uns gegangen. Wir bedauern den Verlust von Marc Rudin, der am 7. April in Zürich verstorben ist. Er liebte die Kunst, war leidenschaftlicher Musiker und ein begnadeter Grafiker. Er lebte den Internationalismus und widmete sein Leben der Revolution.

Geboren im Jahr 1945 in Bern, politisierte sich Marc schon während seiner Grafikerlehre. Er erlebte den revolutionären Aufschwung der 60er-Jahre, war an Hausbesetzungen anzutreffen, hisste auf dem Münsterturm in Bern die Vietcongfahne, beteiligte sich in Paris an Arbeitskämpfen bei Renault und war Teil der Anti-AKW-Bewegung.

Sein Engagement als Revolutionär und damit verbundene Begegnungen führten ihn mehrmals in andere Länder, bis er im Jahr 1979 im Zusammenhang mit einem Anschlag auf eine Bank ins Visier der Repression geriet. Er entzog sich dem Zugriff der Schweizer Klassenjustiz und setzte sich ins Ausland ab. Im Libanon fand er Unterschlupf bei der Volksfront zur Befreiung Palästinas PFLP und im palästinensischen Befreiungskampf seine politische Heimat für die nächsten zehn Jahre. Der in den Untergrund gedrängte Militante und Antiautoritäre Marc Rudin wurde zum Internationalisten Jihad Mansour. Er lebte und kämpfte mit den Genoss_innen des palästinensischen Widerstandes, trat der Volksfront bei, malte politische Plakate und gestaltete unzählige Titelseiten für das PFLPBulletin.

In diesen Jahren entstand unter widrigen Bedingungen und mit einfachen Mitteln ein umfangreiches Werk. Seine Plakate transportieren klare politische Botschaften und überzeugen durch eine schnell zugängliche Bildsprache. Sie erfüllen ihre Funktion als politische Plakate meisterlich und sind gleichzeitig ästhetisch ansprechende Kunstwerke. Marc leistete einen beeindruckenden Beitrag zur revolutionären Ästhetik.

Weil er eine strikte Arbeitsteilung ablehnte, absolvierte er in den Reihen der PFLP auch militärische Trainings und kämpfte an der Front als Israel 1982 in den Libanon einmarschierte. Wegen seiner Tätigkeit als militanter Internationalist wurde er Jahre später in Europa als politischer Gefangener eingeknastet. Nachdem er in der Türkei 1991 bei einem missglückten illegalen Grenzübertritt verhaftet wurde, wurde er in Dänemark für die Beteiligung an einem Postraub zur Finanzierung des palästinensischen Widerstandes mehrere Jahre gefangen gehalten.

Sein Leben lang beteiligte sich Marc an Kämpfen für eine gerechtere Welt. Er war Revolutionär, einer, der immer Partei für die Unterdrückten ergriff. Durch seine jahrelange Arbeit als Grafiker der PFLP hat er sich im kollektiven Gedächtnis der palästinensischen Linken verankert. Der Name Jihad Mansour steht für ein starkes Bekenntnis zum Internationalismus.