Heute Freitag (24. Juli 2015) ordnete die AKP-Regierung erneut Polizeirazzien gegen zahlreiche Wohnungen von Revolutionären und gegen demokratische, sozialistische Vereine in insgesamt 26 Städten der Türkei an. Die Zeitung Cumhuriyet meldete 298 Festgenommenen.
In der Presse wird dieser kriegsähnliche Einsatz als Operation „gegen PKK, DHKP-C und IS“ dargestellt, wohl schlicht um sich nach dem jüngsten Anschlag des IS in Suruc, bei dem der AKP-Regierung einmal mehr die Komplizenschaft mit dem Terrornetzwerk vorgeworfen wird, reinzuwaschen.
Unabhängige, linke Nachrichtenquellen und demokratische Anwaltsverbände jedoch sagen, dass sich diese Operation insbesondere gegen die demokratische Massenorganisation Volksfront und gegen AnhängerInnen der kurdischen HDP richtet.
Unfassbare 5.000 Polizeikräfte, 2 Tausend Einheiten zur Aufstandsbekämpfung und Speziale Operationseinheiten in Begleitung von Hubschraubern wurden hierfür in 26 Städten der Türkei zum Einsatz gebracht.
Im Istanbuler Stadtteil Bagcilar wurde das Mitglied der Volksfront, Günay Özarslan, von Polizeieinheiten regelrecht hingerichtet.
AnwältInnen wurde bis vor kurzem der Zutritt zum Tatort verweigert und sie beklagten ebenso, dass ihnen die Autopsie vorenthalten blieb.
Anwältinnen vom Anwaltsbüro des Volkes reagierten prompt mit einem Sitzstreik vor dem Haus und riefen die Parolen „Wir fordern Gerechtigkeit“.
Die JuristInnen, die mittlerweile den Tatort betreten und Videoaufzeichnungen machen konnten, hielten fest (s.Video: https://www.youtube.com/watch…): „Wie auch anhand der Blutspur am Tatort festzustellen ist, wurde nach Eindringen in den Raum das Feuer eröffnet. Wie auch die Richtung, von der die Polizeikugeln geschossen wurden zeigt, wurde von innen geschossen, es gibt zwei Einschüsse im Fenster“. Die AnwältInnen sprechen von extralegaler Hinrichtung und Verdunkelung von Beweismitteln.
Weiters berichtet das Anwaltskollektiv, dass die Leiche der ermordeten Günay Özarslan ihrer Familie nicht übergeben wird und die Polizei sagt „Wir werden sie begraben“.
Angehörige der Hilfsorganisation für Gefangene TAYAD wurden vor dem gerichtsmedizinischen Institut auf dem Boden umhergezogen und festgenommen, während sie für die Herausgabe des Leichnams von Günay Özarslan protestierten.
Auch in Ankara werden zahlreiche Festnahmen bei einem Protest der Volksfront gemeldet.
Das Anwaltsbüro des Volkes richtete einen Antrag an die Staatsanwaltschaft der Republik in Bakirköy mit dem Betreff dass die Leiche seiner von der Polizei ermordeten Mandantin Günay Özarslan nicht an ihre Familie übergeben wird.
Es wird darin festgehalten dass die Mandantin am 24.7. in einem Haus in der Bülbül Straße in Bakirköy von der Polizei hingerichtet wurde.
Es wird außerdem festgehalten, dass den RechtsanwältInnen die Teilnahme an der Begehung des Tatorts willkürlich verhindert wurde und dies der Beweis dafür sei, dass man versuche Beweismittel zu verdunkeln und die Fakten zu verschleiern und die Polizei sowohl die Hinrichtung durchgeführt habe und gleichzeitig die Spuren des Massakers verwischt hat bzw. verwischen wollte.
Außerdem heißt es, dass man den Leichnam der Ermordeten den Familien nicht übergeben will und dieser aufzwingen will, die Leiche „dort zu begraben wo sie es wollen“.
Die Staatsanwaltschaft wurde von den AnwältInnen aufgefordert, ihren Aufgaben nachzukommen.
Am Ende hieß es „Wir konnten Euch nicht auf normalem Weg erreichen. Deshalb übermitteln wir diesen Antrag über die sozialen Medien“
Das Dokument wurde von den AnwältInnen des Anwaltsbüro des Volkes, Ebru Timtik und Özgür Yilmaz unterzeichnet.
Der Leichnam von Günay Özarslan ist inzwischen in den Händen ihrer GenossInnen und Familie! Sie wird in Gazi beerdigt!
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