Nach 3-wöchiger Untersuchungshaft musste Ricardo aus in Dresden aus dem Knast wieder entlassen werden

Ein erschwerter Kontakt von Gefangenem zu Gefangenem

Dresden, 27. Januar 2013

Im Dezember 2012 erreichten mich mehrere Briefe von draußen, ob ich den Ricardo treffen könnte. Nach 3 Jahren Knast wurde ich im Dezember 2012 selbst in die JVA Dresden verlegt. Ricardo wurde im gleichen Monat auf dem Gelände des Jobcenter Dresden Von LKA-Bullen verhaftet. Sie ließen die Sachbearbeiterlnnen dem Ricardo einen Termin schicken, damit er sich dort hinbegeben muss. Jobcenter und Bullen Hand in Hand. An seiner Wohnanschrift versuchten sie es nicht.
Ich fand Ricardo im Knast in Dresden und konnte am Fenster hinüber über den Hof einige Male mit ihm sprechen. Einmal wurden ihm aus dem Fenster, als er gerade früh morgens eine Stunde auf dem Hof spazieren gehen durfte, einige Zeitschriften und Stifte in einer Tüte rausgeworfen. Denn anders war es nicht möglich, ihm Sachen zuzustecken. Der Bulle soll heftig geschimpft, es als einmalige Ausnahme aber doch durchgehen lassen haben.

Einmal versuchte ich ihm einige Bücher in seinen Gebäudeteil bringen zu lassen. Die Knast-Beamten machten zur Bedingung, es müsse erst ein Antrag gestellt werden und auf diesem die Titel der Bücher festgehalten werden. Wir wollten sie bei der Sammlung von Daten nicht noch unterstützen und ließen das sein.

Die Kommunikation durch Rufen über den Hof als einzige Möglichkeit zum Austausch von Infos mit einem U-Gefangenen, ohne dass das über den Schreibtisch eines Richters geht, war recht schwierig. Denn es unterhielten sich auch noch andere Gefangene und wir mussten schon etwas
lauter rufen, um uns verstehen zu können.


Die Knäste sind architektonisch so aufgebaut, um möglichst viele Gruppen von Gefangenen voneinander abzuschotten. Der Knast hatte viele Möglichkeiten, z.B. mich in einen anderen Gebäudeteil zu sperren, um nicht mehr mit Ricardo sprechen zu können.
Noch während seiner Entlassung – wir konnten uns am Fenster noch kurz verabschieden – vereinbarten wir uns beim Besuch wiederzusehen, um in Ruhe sprechen zu können. Die Knastverwaltung der JVA Dresden lehnte den Antrag jedoch ab und verhängte ein Besuchsverbot für 3 Monate. Erst danach könne er mich im Knast besuchen. Begründet hat der Knast das natürlich nicht. Im Klageverfahren versuche ich, die Besuchserlaubnis für ihn doch noch bald zu erhalten.
Ricardo wurde vorgeworfen, bei einer Free Tek Party, die von Bullen gesprengt wurde, einen von ihnen verletzt zu haben. Er wurde zunächst wieder freigelassen. Kurz darauf erhielt er die (Vor-)Ladung zum Jobcenter, wo die Bullen schon auf ihn warteten. Desweiteren ist er einer der über 20 Beschuldigten im Verfahren gegen Antifaschisten nach dem Schnüffel- und Diffamierungsparagraphen 129, auch bekannt unter dem Begriff der „AntifaSportgruppe“.
Er erzählte mir von der großen Unterstützung, die seine Freunde und Genossen ihm in der U-Haft zu Teil werden ließen. Dies gab ihm sicherlich wichtigen Halt, um die belastende Situation des Eingesperrtseins auszuhalten.

Wir sind alle sehr froh, dass Ricardo so schnell wieder aus dem Knast rauskam. Die Vorwürfe waren offenbar selbst nach den herrschenden Gesetzen, die von den Herrschenden gern und häufig gegen jeden Widerstand und Kritik verwendet werden, nicht haltbar.

Knäste zu Baulücken!

Tommy Tank, JVA Dresden, Hammerweg 30, 01127 Dresden