Palästinensische Häftlinge wollen wegen verstärkter Repressionen in Israels Gefängnissen in Hungerstreik treten
Von Gerrit Hoekman jw 21.3
Die Palestinian Prisoners Society (PPS) hat am vergangenen Mittwoch einen unbefristeten Hungerstreik angekündigt, der am 25. März beginnen soll. Die Inhaftierten wollen damit gegen die verschärften Maßnahmen des israelischen Gefängnisdienstes IPS protestieren, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA.
Bereits am 1. März waren Tausende Häftlinge für einen Tag in den Hungerstreik getreten. Doch die Warnung wurde ignoriert. »Angesichts der Unnachgiebigkeit der Gefängnisverwaltung der Besatzer und der Tatsache, dass sie nicht auf unsere Forderungen nach Beendigung ihrer Maßnahmen gegen uns reagiert, werden wir unseren Kampf für unsere Rechte und unsere Freiheit bis zum Ende fortsetzen«, heißt es nun in der Erklärung.
Nachdem im September 2021 sechs Gefangene aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Gilboa entkommen konnten, verhängte Israel kollektive Strafmaßnahmen gegen alle Häftlinge in allen Haftanstalten. Dazu gehören die Reduzierung der Hofstunden und Besuchszeiten, willkürliche Durchsuchungen der Zellen und die Beschlagnahme persönlicher Gegenstände. Außerdem wird für Gefangene häufiger Einzelhaft angeordnet, beschrieb die in London ansässige Nachrichtenagentur Middle East Eye (MEE) am 1. März die Situation. Aus Protest gegen die Schikanen verzichteten viele Häftlinge komplett auf den Hofgang und boykottierten die Gefängniskrankenhäuser.
Die PPS teilte der Nachrichtenagentur Maan am Donnerstag mit, die Verwaltung versuche nun vergeblich, die Gefangenen in persönlichen Gesprächen von dem Hungerstreik abzuhalten. »In allen Gefängnissen herrscht extreme Spannung«, twitterte die PPS am Freitag. Im Hochsicherheitsgefängnis Nafha habe die Verwaltung das Freitagsgebet in die Zellen verlegen lassen. Aus Protest schlugen die Inhaftierten gegen die Zellentüren. Die Gefängnisdirektion habe mit dem Sturm des Traktes unter Einsatz von Tränengas gedroht, meldete die Nachrichtenagentur Maan am Freitag.
»Repressive Politik und kollektive Bestrafung palästinensischer Gefangener sind für die israelische Besatzung keine neue Taktik«, sagte der Präsident der PPS, Mohammed Al-Saghari gegenüber MEE. Der Hungerstreik sei die letzte Waffe der Gefangenen im Kampf gegen die israelische Repression. Sie fordern die Einhaltung der internationalen Konventionen und die Rückkehr zu der Situation, wie sie vor Einführung der kollektiven Strafmaßnahmen war.
Nach Angaben der PPS sitzen im Moment mehr als 4.500 Palästinenser in israelischen Gefängnissen, darunter 34 Frauen und 180 Minderjährige. Rund 500 von ihnen befinden sich ohne Anklage oder Vorlage von Beweisen in sogenannter administrativer Haft. »Die Gefangenen sind diejenigen, die ihr Leben für die Freiheit Palästinas opfern, und sie befinden sich alleine in einem Kampf gegen die Unterdrückungsmaschinerie«, so Al-Saghari.