„Gefängnisleitung kompromißlos“

Am Samstag, den 04. Juni ist in der Jungen Welt ein Artikel über den Hungerstreik von Werner Braeuner erschienen, den wir im Folgenden dokumentieren.

Inhaftierter protestiert mit Hungerstreik gegen Bedingungen und Essen in JVA

Von Markus Bernhardt
Um auf das Schicksal des derzeit in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Sehnde bei Hannover inhaftierten Werner Braeuner aufmerksam zu machen, plant das Berliner »Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen« in den kommenden Tagen mehrere Solidaritätsaktionen.

Braeuner ist seit 2001 inhaftiert, weil er nach der Streichung seiner Arbeitslosenhilfe den Chef der örtlichen Arbeitsagentur erstochen hatte. Er verweigert bereits seit dem 8. Mai die Nahrungsaufnahme. Damit protestiert er nach eigenen Angaben gegen unmenschliche Haftbedingungen in der JVA. So habe er stark verunreinigte Gefängnisnahrung erhalten und darin sogar Exkremente gefunden, berichtete Braeuner Mitte Mai in einer Erklärung. Daraufhin hatte er die Leitung der Haftanstalt aufgefordert, ihm den vom Niedersächsischen Justizministerium für Nahrungsmittel veranschlagten Tagesverpflegungssatz von etwa sieben Euro auszuzahlen, um sich eigenständig mit Lebensmitteln versorgen zu können. Dies lehnte die Anstaltsleitung ab.

Unterstützung erhält der Inhaftierte unterdessen vom Komitee für Grundrechte und Demokratie. In einem Schreiben an die Leitung der JVA Sehnde, das junge Welt vorliegt, fordert dessen Sprecher Wolf-Dieter Narr, sich gegenüber »Herrn Braeuner kompromißbereit zu zeigen«. Narr kritisiert, daß mit Verweis auf den wachsenden Kostendruck in Gefängnissen zunehmend auch an ganz grundlegenden Dingen gespart werde. Dadurch könne etwa eine gesunde, vitaminreiche Ernährung nur noch über den Zukauf von Lebensmittel auf eigene Rechnung in den überteuerten, vielerorts privat betriebenen Gefängniskiosken gewährleistet werden.

Um über die Situation Braeuners zu informieren, lädt das »Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen« für den 7. Juni um 19 Uhr zu einer Veranstaltung in den Mehringhof (Gneisenaustraße 2a) ein. Am 14. Juni (10 Uhr) soll außerdem eine Solidaritätskundgebung vor dem Jobcenter in Neukölln (Mainzer Str. 27) stattfinden.

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