Sicherungsverwahrung – Haft ohne Horizont

Seit 2013 berichte ich aus dem Alltag der im südbadischen gelegenen Abteilung Sicherungsverwahrung der JVA Freiburg.

Was mir von Anfang an auffiel war die bei vielen Insassen mit Händen zu greifende Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit. Zwar herrschte zu Anfang noch eine gewisse Aufbruchsstimmung in Folge eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts von 2011, welches den Gesetzgeber aufforderte, die Sicherungsverwahrung neu auszurichten.

Nach wenigen Jahren waren Eifer und Bemühungen staatlicherseits merklich zurückgegangen, und zuletzt hat die Pandemie das ihrige zu einem Quasi-Stillstand beigetragen. Wie viele Insassen meinen, zu einer immer offener zur Schau getragenen Verwahrung, anstatt möglichst zügig eine Entlassreife zu ermöglichen.

Auch wenn der Aufsatz des damals noch in der JVA Werl (NRW) tätigen evangelischen Anstaltsseelsorgers Tillmanns schon 2021 erscheinen ist (https://gefaengnisseelsorge.net/haft-ohne-horizont-sterben-in-sicherungsverwahrung), möchte ich ihn allen Interessierten zur Lektüre empfehlen, denn dort kommt mal nicht ein Insasse zu Wort, sondern ein Mitarbeiter der Anstalt schildert seine Wahrnehmung der Vollzugswirklichkeit in der SV. Letztlich bestätigt er umfassend die von Betroffenen geltend gemachten Haftumstände, sowie die tiefgreifende Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit.

Wenn wir annehmen wollen, das Hoffnung Menschen weit macht statt sie zu verengen, wenn wir weiterhin zugestehen, dass Hoffnung als Bedingung jedes Handelns zu begreifen ist, da es voraussetzt, etwas ausrichten zu können, erweisen sich die Abteilungen für Sicherungsverwahrung als Orte der Hoffnungslosigkeit und Wartesaale auf den Tod.

Thomas Meyer-Falk, z. Zt. JVA (SV), Hermann-Herder-Str. 8, D-79104 Freiburg

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