Silvia Guerini zu ihrem Hungerstreik

Gross ist die Anstrengung der schweizerischen Staatsanwaltschaft um uns vom Rest der Bewegung und von den GenossInnen zu isolieren, die ihre Nähe, Solidarität und liebe mit vielen Briefen, Botschaften der Unterstützung und organisierten Initiativen ausgedrückt haben. Eine Solidarität, die in diesen Monaten vor allem in der Schweiz und in Italien lebt, aber auch von anderen Ländern kommt. Den Kommunikationskanal nach aussen zu unterbrechen indem Briefe langsam und willkürlich weitergeleitet werden, heisst den einzigen Kanal zu kappen, mit dem wir den GenossInnen weiter nahe sein und den Kampf weiterführen können. Die äusserst langen Zensurzeiten der Post erschweren unseren Versuch sehr, in der Bewegeung mit Beiträgen und Texten präsent zu sein, machen uns den Versuch zur notwendigen Auseinandersetzung und Verbindung mit den GenossInnen, zur aktiven Teilnahme an den Solidaritäts- und Kampfinitiativen und die Zeitschrift „Terra Selvaggia – antizivilisatorische Seiten“ noch schwerer. Seit Monaten ist die Situation durch eine Beschränkung auf je drei Briefe hinein und hinaus pro Woche verschärft worden. Diese Woche der Mobilisierung ist eine notwendige politische Antwort damit der Versuch uns vom Rest der Bewegung und von den Kämpfen zu isolieren nicht stillschweigend über die Bühne geht. Ein Versuch, der die Durchführung eines kollektiven Hungerstreiks im September vom mir, Costa, Billy und Marco Camenisch nicht verhindern konnte, und auch die Stärkung unserer grünanarchistischen Identität und die Weiterführung der begonnenen Kampfverläufe nicht verhindert wird… Die kürzlichen Versetzungen von Marco in das Hochsicherheitsgefängnis von Orbe, von Costa vom Gefängnis von Bern nach Thun und von Billy vom Gefängnis von Thun nach Bern sind als ein repressives Manöver und die repressive Antwort auf unseren von vielen solidarischen Initiativen begleiteten Hungerstreik und auf die „Kampagne zur Befreiung der politischen Langzeitgefangenen“ zu betrachten. Alle diese Versuche werden das Voranschreiten dieser wichtigen und notwendigen Kampagnen nicht aufhalten, werden die Beziehungen des Kampfes und der Nähe nicht brechen, werden die starke Solidarität und die Entschlossenheit des Kampfes innerhalb und ausserhalb dieser Gitter nicht aufhalten. Ich nehme mit einem Hungerstreik vom 30. November – 5. Dezember aktiv am „Internationalen Symposium“ 3.-5. Dezember gegen Isolation, Rassismus, Unterdrückung und Ausbeutung Teil. Ich möchte an das Massaker vom 19. Dezember in den türkischen Gefängnissen erinnern. Da es ihm in keiner anderen Weise gelang den Willen der sich im Hungerstreik befindenden RevolutionärInnen niederzuschlagen, ging der türkische Staat von der Folter zur physischen Eliminierung über: 28 durch Schusswaffen, chemische Bomben, Folter oder Verbrennen bei lebendigem Leibe ermordete Gefangene, hunderte verletze und für immer verstümmelte Gefangene. Ein Massaker, das in zwanzig Gefängnissen gleichzeitig begonnen wurde und den Widerstand der politischen Gefangenen und der revolutionären Bewegung ausserhalb der Gefängnisse nicht aufhalten konnte.
Ich drücke meine Solidarität für die Gefangenen des SRI, der PCE(R) und der GRAPO aus, die vom 1. Dezember an jeden Dienstag und Freitag im Hungerstreik sind.
Der spanische Staat führt gegen die politischen Gefangenen eine Repressions- und Vernichtungspolitik durch: Verzettelung, Isolation und mit der „Doktrin Parot“, die extra dafür geschaffen wurde und die Straffe für jene verlängert, die sie abgesessen hätten, bis auf eine „Strafende nie“… Und die Wellen der Repression, der Verhaftungen und der Folter in den spanischen Knästen gegen baskische GenossInnen gehen unaufhörlich weiter. Mit den schweren Angriffen auf die baskische Jugendbewegung nach dem Verbot der Organisation SEGI.
Diese Angriffe dürfen nicht isoliert betrachtet werden sondern als Teil eines umfassenden Prozesses globaler Repression und Unterdrückung aller politischen Gefangenen, die ihre revolutionäre Geschichte und Identität nicht verleugnen, und aller Formen des Kampfes ausserhalb und in den Gefängnissen.
Solidarität auch den politischen Gefangenen in Argentinien, Mexiko, Chile und den kämpfenden Mapuche.
Solidarität und Freiheit für alle revolutionären Gefangenen.
Für die „Woche der Mobilisierung gegen die Isolation“ und in unserer Solidarität werde ich einen Hungerstreik vom 6.-12. Dezember führen. Drinnen und Draussen ein einziger Kampf! Unsere Kraft besteht im Bewusstsein, dass diese Erde im Sterben liegt, liegt in der Begegnung unseres Blickes mit dem eine Tieres im Käfig, im Schlagen unserer Herzen für die Leidenschaft zum Kampf, in unserem immer unbezwingbaren und wilden Geiste… bis zum letzten Atemzug…

Silvia Guerini, Gefängnis Biel, Dezember 2010