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Solidarität mit den Opfern des staatlichen Massakers in Tumaco, Kolumbien!

An die Gemeinden Alto Mira und Frontera im Landkreis Tumaco, Kolumbien:
An unsere Compas des Congreso de los Pueblos, Kolumbien:
An unsere Compas in der ganzen Welt:

Mit Bestürzung und Wut haben wir erfahren, dass am 5.10. Polizei und Militär neun protestierende Kleinbäuer_innen der Gemeinden Alto Mira und Frontera im Landkreis Tumaco, Kolumbien, ermordeten, weitere 18 Personen schwer verletzten und anschließend deren Transport in Krankenhäuser verhinderten [1]. Direkt verantwortlich für dieses Staatsverbrechen ist der kolumbianische Präsident und Friedensnobelpreisträger von 2016, Juan Manuel Santos. Die Einheiten, die diese abscheuliche Tat begingen, stehen unter seinem direkten Befehl.

Polizisten sowie ein Militärhubschrauber schossen wahllos auf die protestierenden Kleinbäuer_innen ein. Gewaltfrei protestierten diese seit mehreren Tagen für eine Unterstützung beim Aufbau neuer Lebensgrundlagen. Diese ist ihnen im Friedensabkommen zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerilla FARC zugesichert worden. Bisher hatten sie aus Mangel an Alternativen Cocasträucher angebaut, deren Anbau jedoch verboten ist. Während Polizeieinheiten ihre Felder zerstören, wird ihnen keine Möglichkeit geboten, anderweitig einen würdevollen Lebensunterhalt ihrer Familien zu sichern. Stattdessen werden ihre legitimen Proteste mit extremer staatlicher Gewalt beantwortet.

Dies ist nicht das erste massive Staatsverbrechen seit der Unterzeichnung des Abkommens zwischen kolumbianischer Regierung und FARC. Die Gewalt und das Morden des Staates richtet sich seitdem verstärkt gegen Organisationen und Aktivist_innen, die ihre Menschenrechte sowie gesellschaftliche und wirtschaftliche Gerechtigkeit einfordern [2, 3].

In unseren Augen und in denen vieler Kolumbianer_innen ist die Verleihung des Friedensnobelpreises an Juan Manuel Santos ein Hohn. Seine Einigung mit der FARC-Guerilla war vor allem durch wirtschaftliche Interessen motiviert. Seine Motivation ist, dass transnationale Konzerne so die Naturressourcen des Landes leichter ausbeuten können und die Unterdrückung der sozialen Rechte der Bevölkerung sowie der Forderungen nach wirtschaftlicher Gleichheit auch ohne die Legitimation eines inneren Krieges gelingt. Dies zeigt auch das staatliche Massaker vom 5.10.

Wir senden den Familien der Opfer und den betroffenen Gemeinden dieses Staatsterrorismus unsere Solidarität und fordern daher gemeinsam mit unseren Compas vom Congreso de los Pueblos [4] und vielen Basisorganisationen in Kolumbien:
– Einhaltung des Rechts auf Protest und politische Organisierung durch den Staat!
– Grundlegende Reform der Polizei und des Militärs, die von militärischen Geist des Krieges gegen einen inneren Feind durchzogen sind!
– Einhaltung der Vereinbarungen des Friedensvertrags durch die Regierung und deren Überprüfung durch internationale und zivilgesellschaftliche Organisationen!
– Ermöglichung einer sicheren und würdevollen Lebensgrundlage für die kolumbianischen Kleinbäuer_innen, insbesondere eine grundlegende Veränderung der Landverteilung und der kapitalistischen Marktstrukturen!
– Vollständige Aufklärung des Massakers in Tumaco und eine Bestrafung der Täter und ihrer Hintermänner!
– Aberkennung des Friedensnobelpreises für Juan Manuel Santos!

Wahrheit, Gerechtigkeit und umfassende Wiedergutmachung!

Eine solidarische Umarmung!
¡Alerta! – Lateinamerika Gruppe Düsseldorf

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Weitere Informationen: Artikel „Staatliche Einsatzkräfte in Kolumbien verüben erneut Massaker“ (amerika21)