Am 04. August wurde der Tierbefreiungsaktivist Kevin Kjonaas nach vier Jahren und neun Monaten aus der Haft entlassen. Insgesamt hat Kevin für seine Tierrrechtsaktivitäten etwa 6 Jahre in verschiedenen Gefängnissen zugebracht. Mit Kevin wurde jetzt der letzte der „SHAC 7“ der aus dem Gefängnis entlassen.
Zu den „SHAC 7“:
http://www.greenisthenewred.com/blog/tag/shac-7/
Wer ist Kevin Kjonaas? strong>
Als Kevin seine Haftstrafe am 16. November 2006 antrat war er seit über 10 Jahren in der Tierbefreiungsbewegung aktiv.
Verurteilt wurde Kevin wegen: „Conspiracy to violate the Animal Enterprise Protection Act, Conspiracy to Stalk, three counts of Interstate Stalking, Conspiracy to Harass using a Telecommunications Device“. Der Hauptvorwurf gegen Kevin war, er würde auf den Webseiten von SHAC zu Angriffen auf Geschäftspartner des Tierversuchskonzerns HLS anstiften. Kevin war ehemals Präsident von SHAC-USA (Stop Huntingdon Animal Cruelty USA). Verhaftet wurde er zusammen mit Lauren Gazzola, Jacob Conroy, Joshua Harper, Andrew Stepanian, Darius Fullmer und John McGee. Die Anklage gegen McGee wurde später fallengelassen.
Die Untersuchung, an der Mitglieder der Joint Terrorism Task Force beteiligt waren, beinhaltete die höchste Zahl von Genehmigungen für Telefonabhörungen und elektronische Überwachung in den USA im Jahr 2003. Dennoch konnten kaum kriminelle Handlungen mit den „SHAC 7“ in Verbindung gebracht werden. Alles was den Aktivist_innen am Ende vorgeworfen werden konnte waren diffuse Dinge wie Verschwörung und Schikane wozu beispielsweise das Versenden schwarzer Faxe zählt. Die Haftstrafen dafür beliefen sich zwischen 3 und 6 Jahren.
Lauren Gazzola erhielt 4 Jahre und 4 Monate Gefängnis, Jacob Conroy 4 Jahre, Joshua Harper 3 Jahre, Andrew Stepanian 3 Jahre und Darius Fullmer 1 Jahr und 1 Tag.
Was ist SHAC?
SHAC (Stop Huntingdon Animal Cruelty) ist eine weltweite Kampagne mit dem Ziel den Tierversuchskonzern HLS (Huntingdon Life Sciences) zu schließen.
SHAC war es in den langen Jahren der Kampagne gelungen die Infrastruktur von HLS massiv zu beeinflussen. Als Folge daraus brachen allein im Jahr 2005 über 100 (!) Zulieferfirmen ihre Geschäftsbeziehungen mit HLS ab. Die Erfolgswelle der Kampagne reißte nicht ab, so kündigten beispielsweise im November 2011 alleine drei Firmen ihre Zusammenarbeit mit HLS auf.
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Davor schon, ab dem Jahr 2000 wurde gegen Aktionär_innen von HLS protestiert, worauf der Aktienpreis des Unternehmens massiv fiel, weswegen HLS von der Londoner und 2005 schließlich auch von der der New Yorker Börse gekickt wurde.
Aufgrund der intensiven Tierrechts-Kampagne konnte HLS keine Bank in England mehr auftreiben, die ein Konto zur Verfügung stellen würde und verlor 2003 schließlich auch noch seine Versicherung, nachdem Aktivist_innen weltweit ihre Proteste auf Marsh, den Versicherungsmakler von HLS, ausgedehnt hatten. Der englische Staat sprang ein und sicherte damit die weitere Existenz des Tierversuchsunternehmens.
SHAC und HLS
Huntingdon Life Sciences – 500 Tiere täglich
Die erste Frage, die sich bei einer Kampagnenplanung stellt, ist: Wer sind unsere Gegner_innen?
Wer ist also HLS und wer sind sonst noch unsere GegenspielerInnen in dieser Kampagne?
Huntingdon Life Sciences HLS ist Europas größtes Tierversuchsauftragslabor, d.h. der einzige Zweck dieses Unternehmens besteht darin, Versuche an Tieren durchzuführen, Versuche, die Wirtschaftsunternehmen aus dem Bereich Pharmazie, Chemie, Biotechnologie und anderen in Auftrag geben. Es sind vor allem sogenannte Verträglichkeitstest, die HLS durchführt, z.B. mit Pestiziden, Herbiziden, Lebensmittelfarbstoffen, Haushaltsprodukten, genetisch veränderten Organismen.
Huntingdon Life Sciences HLS mit Testlaboren in England (Huntingdon Research Center, Woolley Road, Alconbury in Cambridgeshire und Eye Research Center, Occold, Eye in Suffolk) und den USA zählt zu den größten Tierversuchslaboren weltweit.
70.000 Tiere – u.a. Hunde, Katzen, Affen, Vögel, Hasen, Fische, Mäuse und sog. landwirtschaftliche Nutztiere – werden in den Laboren gehalten,
500 Tiere sterben täglich in Versuchen.
Undercover Recherchen von britischen Tierrechtler_innen und Journalist_innen in den Laboren von HLS in England und den USA haben die Grausamkeit der Tierversuche an die Öffentlichkeit und die Öffentlichkeit auf die Straße gebracht. Tierrechtler_innen haben sich in die Labore von HLS eingeschleust und dokumentierten die Gewalt gegen Tiere in diesen Laboren.
71 Beagles konnten im November 1999 dieser Gewalt entkommen, als sie aus den Zwingern des HLS’s Beaglelieferanten Interfauna von Tierrechtsaktivist_innen befreit wurden, 14 weitere aus dem HLS Labor in New Jersey, USA, im April 2001.
Stop Huntingdon! SHAC wird aktiv
Im November 1999 gründete sich die Kampagne gegen HLS: SHAC – Stop Huntingdon Animal Cruelty – mit dem Ziel, diese Tierversuchsfirma zu schließen.
Das Zielobjekt der Kampagne ist ein Wirtschaftsunternehmen mit weitreichenden Geschäftsbeziehungen. Wer heute noch glaubt, eine Kampagne gegen ein Unternehmen gewinnen zu können, ohne die ökonomischen Zusammenhänge, politischen Verflechtungen und globalen Netzwerke mit berücksichtigen zu können, der irrt. Maßgebliches Zielobjekt der Kampagne sind freilich die Labore von HLS. Diese Labore funktionieren jedoch nur durch die Geschäftsbeziehungen, die HLS zu anderen Unternehmen tätigt, konkret: durch diejenigen Unternehmen, die HLS mit Tieren beliefern, durch diejenigen Unternehmen, die bei HLS Versuche in Auftrag geben, durch diejenigen politischen Instanzen, die Tierversuche gesetzlich im Bereich des Verbraucherschutzes, des Gesundheitsschutzes und des Umweltschutzes u.a. vorschreiben, durch diejenigen Unternehmen, die HLS ein Bankkonto, Kredite, Versicherungsschutz, Internetzugang etc. geben, durch diejenigen Vereinigungen u.ä., die HLS zu Konferenzen einladen usw.
HLS befand sich bereits mehrfach im wirtschaftlichen Aus nach den zahlreichen Protesten der britischen Tierrechtler_innen. Letztlich sank die HLS-Aktie auf einen Penny. Immer wieder erhielt HLS jedoch Unterstützung durch die Wirtschaft und durch die britische Regierung. Diese wissen um die Bedeutung der Kampagne. Wenn HLS geschlossen wird, bedeutet dies einen weiteren Erfolg – und den größten bisherigen Erfolg – der Tierrechtsbewegung gegen die Tierversuchsindustrie.
Gegen HLS und gegen die gesamte Tierversuchsindustrie
„Lasst uns HLS stoppen und wir stoppen die Tierversuchsindustrie!“ Im weiteren Sinne stimmt diese Aussage, nämlich dann, wenn die SHAC-Kampagne Nachfolgerkampagnen findet (derzeit läuft u.a. bereits in Holland eine Kampagne gegen BPRC (Affenlabor), in Schweden gegen Wema (Beaglezucht) und der BRD wird nach Beendigung der SHAC-Kampagne gegen Covance (Tierversuchsauftragslabor) vorgegangen). Die SHAC-Kampagne konzentriert sich aus strategischen Gründen auf HLS und sein Umfeld, sie ist jedoch eine Kampagne gegen die gesamte Tierversuchsindustrie. Kund_innen von HLS wie Bayer, Aventis, Novartis, Pharmacia, Monsanto, Dow sind selbst Akteure in der Tierversuchsindustrie, führen teilweise selbst Tierversuche durch. Sie spannen das soziale Umfeld auf, in dem sich die Kampagne und die Aktionen bewegen müssen.
Die GeschäftspartnerInnen von HLS sind fast ausnahmslos Global Players, also müssen wir ebenfalls global organisiert sein. Die Verantwortlichen für die Tierausbeutung in den Laboren von HLS sitzen in allen Ländern, weltweit. Wir haben ihnen mit Protest geantwortet, weltweit: mit SHAC UK, SHAC Irland, SHAC USA, SHAC Neuseeland, SHAC Frankreich, SHAC Portugal, SHAC Italien, SHAC Tschechei, SHAC Holland, SHAC Deutschland und SHAC Österreich.
No business mit HLS
Die Aktionen sind appellativ und demonstrativ aber auch koerziv und direkt. Wirtschaftsorganisationen arbeiten nach einer eigenen Systemlogik. Sie kommunizieren mit dem Code Gewinn/Verlust, ihr Kommunikationsmittel ist das Geld. Nur auf dieser Ebene kann eine Kampagne wiederum dann mit diesen kommunizieren – einen ethischen Code Recht/Unrecht bzw. Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit verstehen Wirtschaftsunternehmen nicht. Effektiv gegen Wirtschaftsunternehmen zu campaignen heißt, ihren Gewinn zu reduzieren, Tierausbeutung muss ihnen Kosten verursachen, ökonomische Kosten wie soziale Kosten.
Aktionen des zivilen Ungehorsams, wie Go-ins, Blockade- und Ankettaktionen, virtuelle Sit-ins und Telefon- und Faxaktionen verursachen Kosten, stören den normalen Geschäftsablauf des Unternehmens, verengen seinen Handlungsspielraum. Neben Demonstrationen bei den beiden Laboren von HLS richten sich die Proteste auch an die Aktienhalter_innen von HLS (teilweise Privatpersonen, teilweise Firmen), Börsenmarkler_innen, Banken, Versicherungen und v.a. Tierzüchter_innen und Kund_innen von HLS, den Auftraggeber_innen der Tierversuche. Mitverdienen, mitmachen bedeutet mit am Tierleid verantwortlich zu sein. Der Wirtschaftsliberalismus muss dort seine Grenzen finden, wo die Freiheit anderer maßgeblich eingeschränkt und deren Leben und Unversehrtheit angegriffen wird. Für die Aktivist_innen heißt dies oftmals, vor oder in Büroräumen zu demonstrieren, weit entfernt von den Opfern von HLS, den Laboren. Doch nicht die physische Nähe zu den Tieren zählt, sondern die emotionale.
Repressionen gegen SHAC
Die SHAC-Aktionen bleiben nicht ohne Gegenmaßnahmen. Die Wirtschaft reagiert über die Wirtschaftsschutzorganisationen Polizei, Justiz und Geheimdienste mit teils massiver Repression. Mehrere Aktivist_innen in Großbritannien und den USA wurden bereits vor Gericht gestellt, einige von ihnen zu Haftstrafen (!) verurteilt. http://www.shac.net/features/prisoners.html
Die Financial Times schrieb über SHAC:
„Eine winzig kleine Gruppe von Aktivisten hat dort Erfolg, wo Karl Marx, die Baader-Meinhof Bande und die Roten Brigaden scheiterten.“
Mit diesem Satz verrät die Wirtschaft mehr, als es ihr lieb sein dürfte: Wenn wir es schaffen, HLS zu schließen, haben wir nicht nur ein Unternehmen geschlossen. Wir haben dann allen Ausbeuter_innen – insbesondere den Tierausbeuter_innen – gezeigt, dass wir ihrer Gewalt etwas entgegenzusetzen haben und dass wir uns ihnen entgegensetzen werden – nicht ohnmächtig und resignierend, sondern innovativ, flexibel, powerful, strategisch bedacht und global.
Die SHAC ist noch immer aktiv, solange bis der Tierversuchskonzern HLS endlich geschlossen ist.