Am Montag wurde eine weitere Person im Zuge des Antifa Ost-Verfahrens festgenommen. Dem Antifaschisten mit dem Spitznamen „Nanuk“ wird vorgeworfen, sich an Angriffen auf Nazis in Sachsen beteiligt zu haben.
Am Montag wurde laut Medienberichten der Antifaschist Thomas J. – in Solidaritätsbotschaften auch als „Nanuk“ bezeichnet – von Zielfahndern des LKAs Sachsen in Berlin verhaftet. Im Anschluss an seine Verhaftung wurde er einem Haftrichter in Karlsruhe vorgeführt und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Zudem kam es zu zwei Hausdurchsuchungen in Berlin-Kreuzberg und Berlin-Mitte.
Derzeit suchen staatliche Stellen nach mehreren untergetauchten Antifaschist:innen und versuchen, ihnen gegenüber Härte zu demonstrieren. Besonders deutlich wurde das seit Beginn des Jahres im Verfahren rund um den sogenannten „Budapest-Komplex”, als die Antifaschistin Maja nach Ungarn ausgeliefert wurde.
Aber auch die Antifaschistin Hanna wurde im Mai diesen Jahres in Nürnberg festgenommen. In ihrem Fall versucht inzwischen die Bundesanwaltschaft, eine Anklage wegen versuchten Mords zu konstruieren, weil sie sich bei einer Gegendemonstration an Angriffen auf Faschist:innen anlässlich des jährlichen „Tags der Ehre” in Budapest beteiligt haben soll.
Nanuk aktiv im Kampf gegen Nazis
Ähnliches zeigt sich im aktuellen Fall von „Nanuk“: aus Indizien wird die mutmaßliche Unterstützung einer angeblich kriminellen Vereinigung rund um das „Antifa Ost-Verfahren” gestrickt: So soll der Antifaschist zusammen mit anderen Antifaschist:innen an Protesten in Leipzig teilgenommen und aus dem Protest heraus den Bundesgerichtshof, sowie eine Burschenschaft angegriffen haben. Zudem wird ihm die Beteiligung an Angriffen auf Nazis in einer faschistischen Szene-Kneipe in Sachsen vorgeworfen.
In diesem Zusammenhang wird dabei auf den Paragraphen §129 gesetzt, der erweiterte Ermittlungsbefugnisse ermöglicht. So können die Strafverfolgungsbehörden bei Verdacht auf „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ zum Beispiel heimlich Chat-Verläufe auf Smartphones durchsuchen oder Wohnungen verwanzen, wie es bereits im Antifa Ost- Verfahren geschah.
Laut Tagesschau.de gehen die Behörden davon aus, dass Thomas J. Kampfsporttrainings in der linken Bewegung angeleitet haben soll. Zudem berichtet die Nachrichtenseite davon, dass er sich nach „Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden“ zeitweise den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) angeschlossen haben soll. Diese kämpfen in Nordsyrien gegen den Islamischen Staat (IS).
„Kraft an all jene…“
Im Zuge der Festnahme von Nanuk äußerten sich bereits verschiedene antifaschistische Gruppen solidarisch: Die Solidaritätsgruppe des Antifa Ost-Verfahrens erklärte, dass staatliche Stellen versuchten, „mittels der Hufeisentheorie unsere Genoss:innen mit den Nazis, die angegriffen wurden, gleichzusetzen“. Das Ganze komme einer „Hetzjagd“ auf Antifaschistinnen gleich. Trotzdem befänden sich „noch viele der Genoss:innen in Freiheit“.
Die Solidaritätsgruppe sende „Kraft an all jene, die sich erfolgreich dem Zugriff der Behörden entziehen, an all jene hinter Gittern und denen, die draußen weiter für die Ideen kämpfen, die der Staat zu unterdrücken versucht.“
Für Samstag um 18:00 Uhr hat die Autonome Antifa-Koordination Kiel deshalb zu einem Protest unter dem Motto „Free Maja! Free Hanna! Free Nanuk! Free all Antifas!“ aufgerufen.