Afroamerikanischer Revolutionär nach 49 Jahren aus Gefängnis entlassen
Der afroamerikanische Revolutionär und Anführer des schwarzen Befreiungskampfs, Russel »Maroon« Shoatz, ist nach 49 Jahren Gefängnis und einem Krebsleiden im vierten Stadium wieder zu Hause und kann endlich im Kreise seiner Familie seinen Frieden finden. Unter besseren Bedingungen versucht der 78jährige jetzt, trotz seiner schweren Erkrankung wieder zu Kräften zu kommen.
Maroon war Mitglied von Organisationen wie dem »Black Unity Council«, der »Black Panther Party« und der »Black Liberation Army«. Von seinen fast 50 Jahren Knast saß er insgesamt fast 30 Jahre im »Loch«, wie Gefangene die Isolierzellen nennen. Maroon wurde isoliert, weil er es gewagt hatte, sich mit anderen Gefangenen zu organisieren.
Es ist noch nicht so lange her, dass Maroon vom »Loch« wieder in den normalen Gefängnisalltag zurückverlegt wurde, nachdem Juan Ernesto Méndez, Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Folter, festgestellt hatte, dass langjährige Isolationshaft den Tatbestand der Folter erfüllt. Als Sachverständiger legte Méndez einen entsprechenden Bericht in Maroons Zivilklage gegen seine verschärften Haftbedingungen vor.
Maroon hat Generationen seiner Mitgefangenen ein Geschichtsbewusstsein vermittelt, über das Leben der Schwarzen in Amerika und ihre »Street history«, die Alltagsgeschichte des Lebens in den Ghettos. Seine Freilassung erfolgte nun am 26. Oktober, nachdem seine Anwälte nach einem langwierigen Kampf per Antrag seine Freilassung aus humanitären Gründen bei einem Gericht in Philadelphia durchgesetzt hatten.
Von Mumia Abu-Jamal
Übersetzung: Jürgen Heiser
Junge Welt 8.11.21