VA in Magdeburg: Zum Todesfastenwiderstand und Gefangenen Massaker 2000 in der Türkei

Am 19. Dezember 2000 führte der türkische Staat unter dem zynischen Namen „Rückkehr zum Leben“ einen koordinierten Angriff auf mehr als zwanzig Gefängnisse durch. Ziel dieser Operation waren revolutionäre Gefangene, die im Hunger- und Todesfasten gegen die Einführung von Isolationszellen kämpften. Mit rund 8.500 Soldaten und Spezialeinheiten setzte der Staat Kriegsgerät gegen unbewaffnete Menschen ein – Panzer, Hubschrauber, Gasbomben und schweres Industrieequipment.

Trotz ihres seit Monaten andauernden Hungerstreiks hielten die Gefangenen bewusst am Widerstand fest. Durch gezuckerte Getränke und Vitaminpräparate bewahrten sie ihre geistige Klarheit, um selbstbestimmt politischen Druck aufzubauen. Der Staat reagierte erst mit Gewalt, dann mit Lügen: In den Medien wurden den Gefangenen erfundene Taten zugeschrieben, um die brutale Operation zu rechtfertigen.

In einigen Gefängnissen dauerten die Angriffe bis zu drei Tage. 28 Gefangene wurden getötet, hunderte verletzt. Doch die Repression brach den Widerstand nicht – im Gegenteil. In den folgenden Jahren entwickelten sich die Hungerstreiks und Todesfasten zu einem der längsten kollektiven Gefangenenkämpfe weltweit. Besonders die Gefangenen der DHKP-C führten diesen Kampf unter schweren Opfern weiter; über hundert Revolutionär*innen verloren ihr Leben, viele überlebten mit dauerhaften Schäden.

Draußen entstand eine breite Solidaritätsbewegung: Angehörige, demokratische Initiativen und revolutionäre Strukturen machten die Angriffe öffentlich, organisierten Aktionen, Kundgebungen und Solidaritätshungerstreiks. Unter dem Grundsatz, dass die revolutionären Gefangenen ein Teil der kollektiven Würde des Kampfes sind, wurde der Druck auf den Staat aufrechterhalten.

Am Ende konnte eine totale Isolation verhindert und der Erlass 45/1 durchgesetzt werden, der Gemeinschaftszeiten und Gruppenbildung in den Haftanstalten ermöglicht. Der Kampf der Gefangenen zeigte einmal mehr, dass organisierter Widerstand selbst unter härtester Repression politische Erfolge erringen kann.