Vor die Knäste! Solidarität mit den Proleten hinter Gittern!

Schluss mit der Ausbeutung der Gefangenen!
Wer von uns kennt es nicht: Es ist Mitte des Monats und du hast schon wieder keine Kohle mehr. Trotzdem muss du irgendwie dein Überleben sichern und damit stehst du erstmal alleine da. Selbst wenn du deine Miete noch zahlen konntest, brauchst du etwas zu essen, zu trinken und irgendwie musst du dich auch fortbewegen, wenn du jeden Morgen auf deiner schlecht bezahlten Arbeit erscheinen musst, oder mal wieder einen Termin beim Amt hast. Ohne Geld werden eben auch ganz alltägliche Dinge zu einem Pokerspiel, zwischen Überleben sichern und der Gefahr von den Hütern des Kapitals erwischt zu werden. Mit einem mittlerweile unübersichtlichen Stapel von Bußgeld- und Mahnbescheiden, Zahlungsaufforderungen und Ankündigungen von Gerichtsvollziehern im Nacken, machst du dich auf den Weg. Kurzer Griff ins Ladenregal und ab in die eigene Tasche damit, an der Schlage vor der Kasse vorbei gedrängelt und ab zur Bahn. 2,70 € für eine Strecke? Macht 5,40 € hin und zurück. Ist einfach nicht drinne! Du gehst in die Straßenbahn und ergatterst dir einen Fensterplatz mit Blick auf die Haltestellen. Keine Kontrolleure zu sehen. Plötzlich ertönt eine Stimme in zivil: „Die Fahrausweise bitte!“ … Scheiße, das ist jetzt das 3. Mal in diesem Monat …
Einige Menschen können sich wahrscheinlich nicht vorstellen, was für Konsequenzen dies nach sich ziehen kann. Für viele von uns Prolet:innen bedeutet es für eine Weile hinter Gitter zu verschwinden. Der riesige Schuldenberg wird nicht mehr bezahlbar und das, was wir als „Hilfestellung“ kriegen, ist die Scheiße abzusitzen.
Jede:r von uns, wer schon mal im Knast gesessen hat, weiß weshalb sehr viele Leute einsitzen: Für Armut. Da triffst du Menschen, die wegen Diebstahl eines Toastbrot und einem Glas Würstchen in Untersuchungshaft sitzen, weil sie keinen festen Wohnsitz haben und auf ihren Prozess warten.
Wir wollen uns jetzt nicht an diesen Beispielen festbeissen. Sie zeigen jedoch auf, wie einfach es ist in den Knast zu kommen und welchen Sinn Knast in der kapitalistischen Klassengesellschaft tatsächlich hat. Verweisen die Hüter des Kapitals auf den angeblichen Zweck der „Resozialisierung“ ist es in Wirklichkeit ein Mittel der Herrschenden, unsere Klasse davon abzuhalten, das zu nehmen was uns zu steht und durch Enteignung uns das zu holen, was unser Überleben sichert.
Knastlöhne stagnieren- Preise explodieren
Seit einigen Jahren steigt die Inflation kontinuierlich, seit 2022 explodieren die Preise förmlich. Was draußen schon zu einer enormen Verschlechterung unserer Lebensbedingungen geführt hat, macht sich hinter Gittern deutlich mehr bemerkbar. Während die Herrschenden uns Proleten „in Freiheit“ Mindestlöhne, Inflationsausgleich, Strompreisdeckel u.ä. zugestehen, um soziale Spannungen zu vermeiden, gibt es für unsere Leute im Knast nichts dergleichen. Arbeitszwang zu Löhnen von 1- 2 Euro, ohne gewerkschaftliche Vertretung und Rentenversicherung machen die Gefangenen zu modernen Sklaven. An dieser Arbeiten verdienen nicht nur die Anstalten, wie die JVA Burg mehrere 100 Tausend im Jahr, sondern auch große Konzerne, wie die Firma Brennstuhl, welche in 2 JVA’s in Sachsen- Anhalt Kabeltrommeln, Verlängerungskabel, LED- Strahler und Taschenlampen produzieren lässt. Gegen diese Ausbeutung haben Inhaftierte mit Klagen 2023 ein Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgericht erzwungen, wonach Stundenlöhnen von 2 Euro und weniger für Gefangene verfassungswidrig sind. An den Hungerlöhnen in deutschen JVA’s hat dieses Urteil allerdings bis heute nichts geändert. Fakt ist, von diesen Löhnen kann sich mensch weder gesund ernähren, noch seine Angehörigen außerhalb der Mauern unterstützen, wie Beispielsweisen seinen Kindern ein Geburtstagsgeschenk zu machen.
Noch beschissener sind die Gefangenen ohne Arbeit dran. Diese müssen mit dem sogenannten Taschengeld von ca. 40 Euro im Monat zurecht kommen.
Wie wichtig das Geld zum Einkaufen für die Gefangenen ist sieht mensch daran wie hoch die Verflegungssätze für einen Inhaftierten sind: sagenhafte 3,24 Euro am Tag, damit sollen sich die Gefangnen zufrieden geben. Klar ist, daß Frühstück, Mittag und Abendbrot für zusammen 3,24 Euro nur zu haben sind, wenn mensch (fast) abgelaufene und verschimmelte Lebensmittel ausgibt. Wenn sich Gefangene in der Küche weigern, diese Schweinereien mitzumachen, also nicht bereit sind z.B. Schimmel von der Wurst abzuschneiden oder vom Jogurt abzuschöpfen und dann trotzdem auszugeben, sind diese ihren Job ganz schnell los. Diese Praxis erklärt dann auch warum die Verpflegungssätze für Patienten in Krankenhäusern mehr als doppelt so hoch sind, weil man diesen Menschen solch eckelhaftes Essen nicht zumuten würde. Hier merkt man ganz deutlich wie unterschiedlich Menschen behandelt werden.
Darüberhinaus können Gefangene nicht selbst bestimmen, bei wem sie (günstig) einkaufen, weil die Verkäufer von der JVA bestimmt werden. Der Verkäufer hat dadurch ein Monopol und bestimmt die Preise, welche schon in normalen Zeiten deutlich über den Preisen von draußen liegen. Dem Gefangenen bleibt daher auch nur: Friss oder stirb. Einer der größte Profiteur dieser Zustände ist die Massak GmbH, welche die meisten Anstalten in Deutschland beliefert.
In den letzten 2 Jahren hat die Massak GmbH, ebenso wie andere Anbieter die Preise nochmals deutlich erhöht – zum Teil um 120 Prozent. Besonders betroffen von den Preiserhöhung sind Produkte des täglichen Bedarfs sowie Lebensmittel. Die Preiserhöhungen bewegen sich inflationsbedingt zwischen fünf Prozent (Kaffee Rondo) und 120 Prozent (Sonnenblumenöl).
Diese Zustände in deutschen JVA’s sind ausbeuterisch und für uns unakzeptabel. Wir werden unsere Klassenbrüder und -Schwestern nicht widerstandlos in diesen Verhältnissen dahinvegitieren lassen.
Vor die Knäste! Ein Kampf- drinnen und draußen!
Jedem sollte klar sein, dass mensch ganz schnell in die Lage kommen kann, selbst hinter Gittern aufzuwachen. Wie schnell das geht, zeigt uns die in den letzten Jahren zunehmende Repression. Viele von uns waren selbst schon inhaftiert, noch mehr haben Familienangehörige, Bekannte und/oder Freunde, die in dieser Situation sind. Darum ist es wichtig gemeinsam vor die Knäste zu gehen und unsere Solidarität mit den Gefangenen auszudrücken, sie nicht allein zu lassen. Wir werden in den kommenden Monate mit hoffentlich vielen anderen Kundgebungen vor möglichst vielen JVA’s in Deutschland organisieren, um Verbindungen in diese aufzubauen und vorhandene zu stärken. Auch die zuständigen Ministerien werden wir dabei nicht aussparen. Wir wollen mit euch gemeinsam die soziale Lage der Gefangenen thematisieren und Druck für unsere Forderungen aufbauen und versuchen sie zusammen mit den Gefangenen durchzusetzen. Wir fordern:

  • kein Arbeitszwang!
  • Gewerkschaftsfreiheit!
  • Mindestlohn!
  • Rentenversicherung!
  • Inflationsausgleich!
  • Anhebung des Taschengeldes auf mind. 100- 150 Euro!
  • Verpflegungssätze von mind. 10 Euro statt vergammelten Essen!
    Verbinden wir die Klassenkämpfe drinnen und draußen, knüpfen wir das Band der Solidarität mit den Proleten hinter Gittern. Kommt zahlreich mit uns zur ersten Knastkundgebung unserer Kampane am 27.4.2024, um 15.00 Uhr vor die Jugendanstalt Raßnitz in die Gröberssche Straße 1 in Schkopau.
    Freiheit für alle politischen und sozialen Gefangenen!!!
    sromd.noblogs.org
    political-prisoners.net
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