Wir sind nicht im Knast für Graffiti

Wir wurden auf der Straße in Belleville von der BAC (Brigade gegen  Kriminalität-Kriminalpolizei) festgenommen. Zwei Streifen fuhren herum und wussten was sie suchen. In einer Tasche fanden die Cops eine Sprühdose und unsere Hände waren ihnen wohl ein bisschen zu dunkel. 
Die Fahrt zur Wache war nicht lang aber gerade lang genug für die Bullen ihr gewohntes Repertoire herauszuhohlen. Weniger um uns zum Reden zu bringen als uns einzuschüchtern.
Am Nachmittag des 13. Januar holte uns die SAT-Criminal Brigade  (anti-terrorismus Abteilung der Brigade gegen Kriminalität) grinsend ab. Deshalb erscheint es ziemlich klar das Graffiti nur ein unwichtiges Detail, ein Aufhänger sein wird, um uns klein zu kriegen.
“Zu blöd das ihr nicht aufgehört habt, wir waren durch mit all dem  aber nun habt ihr alles wieder von vorne gestartet.”
Einige Versuche von Verhören fürs Protokoll. Davor gab es Hausdurchsuchungen um ihre Archive von Publikationen auf den neusten Stand zu bringen und ein bisschen Unordnung anzurichten. In Büros informieren uns aufgehängte Notizen über Strafanzeigen vom Roten Kreuz. Schon in der Polizei Wache des 20. Bezirks redeten die Bullen über ein Spezielles Treffen nachdem es einen Anruf von 36 Quai des Orfevres gab über das Zerlegen von mehreren Rotes Kreuz Gebäuden in Paris, in der Nacht des 11. und 12. Januar. Andere Graffitis verzierten das Haus der Justiz und Gesetzes im 10. Bezirk. Die Anti-Terror Abteilung zeigt ihre Zähne wegen Graffitis? Hier stimmt irgendwas nicht. In der Nacht unser Festnahme wurden Graffitis in Solidarität mit den tunesischen Revolten der letzten Wochen, sowie den algerischen, gegen den Staat, egal ob demokratisch oder unter Diktatur, gesprüht. Also befragten sie uns zu diesen sowie zu denen der Vornacht und behaupteten das es ja der selbe Hintergrund sei. (Es stimmt das nur wenige dem Staat ihre Feindschaft zeigen…) Und Ausdrücke wie “Tod dem Staat” wurden in beiden Fällen gefunden.
Neben diesen spezifischen Fakten beschuldigen sie uns der Fortsetzung unser Aktivitäten, unser
Beteiligung im Kampf und somit den Beziehungen basierend auf Komplizenschaft und Freundschaftgefestigt während dieser Kämpfe. In diesem Kontext, Knast als Bestrafung für den Verstoß gegen juristische Kontrolle, die zwei von uns verbot sich zu sehen und zu kommunizieren, was ganz klar, das diese hinter dem demokratischen Vorhang und der sozialen Kontrolle darauf abzielt alle Formen des Kampfes und der Organisation zu zerstören.
Kriminelle Vereinigung, selbst wenn das in unserem Fall nicht so benannt wird, bleibt die Idee derer die sich auf jedes Vorkommnis stürzen, sei es so “trivial”wie Graffiti, Rauchbomben, Poster um es in das Muster “Anarcho-Autonom” zu passen. Eine sehr praktisches Konstrukt um einige mit Zwang zuseparieren, andere zu terrorisieren, eventuell die “Anführer_innen” von den “Unterstützer_innen” zu unterscheiden, “Theoretiker_innen” und “Plakatierer_innen”, “Vorbereiter_innen” und “Ausführer_innen” auszumachen, also in Kürze dem hierarchischen und autoritären Modell dieser Gesellschaft entsprechend ,die wir bekämpfen und die uns täglich so anwidert. Diese Art von Druck tauchte auf als einige Kämpfe gegen Abschiebe Zentren und alle Formen des Eingesperrtsein stattfanden , um anscheinend in einem Akt von Vorbeugung jeden Versuch von Konflikt gegen das was uns unterdrückt im Keim zu ersticken. Die regelmäßigen Strafanzeigen des Roten Kreuzes passen gut zu dieser Offensive der Bullen, nie eine Möglichkeit verpassen mit ihnen zu kollaborieren. Hand in Hand für das Management der Gefängnisse, Hand in Hand bei der Kleinhaltung der antiautoritären Kämpfe.
Ein Bisschen Farbe für diese Humanitären mit roten Händen, ist kein hoher Preis zu zahlen…
Neben den verschiedenen Praktiken und Bedeutungen die im Kampf genutzt werden (wie neben Feuer, gezielte Zerstörung, einfache Beschädigung, Kollektive Besetzungen…) ist es der Kampf selbst und was er bedeutet bezüglich unser Vorstellungen und Perspektiven (eine Welt ohne Ausbeutung, ohne Geld, ohne Knäste, ohne Staat) was die Machthabenden ersticken wollen. Dies ist nichts anderes als die Konsequenz eines Staates, oder “Notstandsgesetze”.
Freiheit und Demokratie haben nichts miteinander zu tun. Man muss schon ein ziemlicher Lügner sein um das Gegenteil zu behaupten. Was sie anpisst ist das unsere Wut, unsere Revolte und unsere Kämpfe nichts fordern, nichts zum Anbieten, nichts zum Verwehren und nach nichts betteln. Wir sind glücklich all das den Professionellen und den Opportunisten der Politik zu überlassen. Genau wie unsere Freundschaft unsere Affinität nicht verhandelbar ist.

Die Freiheit die wir wollen ist bedingungslos.
Ein Slogan der Revolte in Kabylia sagt:
“Ihr könnt uns nicht töten, wir sind schon tot.”
Der Staat mag uns also im Knast unterdrücken aber die existierenden sozialen Verhältnisse sperren uns schon ein.

Eine Sache sollten wir nie vergessen: Wir haben nur ein Leben.
Zusammengefasst: Sie sagen uns: “Keine Freiheit für die Feinde der Macht.”
Wir sagen: “Keinen Frieden für die Feinde der Freiheit.”

 

Olivier