Istanbul, 19. November 2014
GERECHTIGKEIT FÜR HASAN FERIT GEDIK!
Seit knapp 40 Tagen steht auf einem Platz im Istanbuler Stadtteil Kartal ein Zelt, in dem Angehörige und Freunde von Hasan Ferit Gedik einen Sitzstreik durchführen, um Gerechtigkeit zu fordern. Seit 4 Tagen wird die Aktion mit einem Hungerstreik fortgesetzt.
Nach einem bewaffneten Angriff durch staatlich gedeckte Drogenbanden auf eine Demonstration in Gülsuyu am 29. September 2013, verstarb der 21-jährige Unterstützer der Volksfront (Halk Cephesi), Hasan Ferit Gedik am Tag darauf im Krankenhaus.
Um den Kampf gegen die staatlich geförderte Drogenpolitik in den Stadtvierteln zu verstärken, weitere Opfer von Bandenkriminalität zu verhindern und Gerechtigkeit für Hasan Ferit Gedik zu fordern, wird seit einigen Monaten eine landesweite Kampagne für die Bestrafung der Mörder von Hasan Ferit geführt.
So haben Mitglieder der Volksfront und Angehörige von Hasan Ferit, mitunter seine Mutter Nuray Gedik und sein Großvater Mustafa Meray, vor 38 Tagen in einem Zelt in Kartal mit einer Gerechtigkeitswache begonnen. Diese Aktion soll insgesamt zweieinhalb Monate fortgesetzt werden. Am 34. Tag der Kampagne, also vor 4 Tagen, wurde dort auch ein Hungerstreik gestartet.
In der Nacht davor kam es jedoch zu einem bewaffneten Angriff.
„Unbekannte“ – für die Angehörigen von Hasan Ferit liegt die Vermutung, dass die Personen mit seinen Mördern unter einer Decke stecken nahe – schossen auf das Zeltlager und verfehlten zwei im Zelt schlafende Personen nur um ein Haar.
DER PROZESS
Der von Angehörigen und deren Anwälten eingeleitete Prozess gegen die mutmaßlichen Täter begann am 14. August 2014. Der erste Verhandlungstag zeichnete bereits ein Bild dessen ab, auf welcher Seite sich Staat und Gerichte positionieren.
Das 10. Istanbuler Gericht für schwere Strafsachen wurde bis in die 3. Etage, in der die Verhandlung stattfand, von Polizisten belagert.
Obwohl es keinen gerichtlichen Beschluss dafür gab, wurde kein Journalist, geschweige denn Gerichtsreporter zum Prozess zugelassen.
Selbst die Anwälte wurden ausgeschlossen und der Prozess tagte in ihrer Abwesenheit. Währenddessen versuchte ein großes Polizeiaufgebot, Proteste vor dem Gericht und in anderen Stadtteilen mit Gewalt zu verhindern.
Der erste Prozess am 14. August 2014 endete also noch bevor er beginnen konnte mit der Begründung, dass die nötige „Sicherheit nicht gewährleistet werden könne“ und wurde auf 4. September verschoben. Doch auch diese Verhandlung wurde mit dem Vorwand, dass die „physischen Bedingungen des Verhandlungssaals nicht ausreichend seien“ auf 15. September vertagt. Doch auch dieser Prozess konnte nicht fortgesetzt werden, da das Gericht erneut darauf verwies, es stünde „nicht genügend Platz zur Verfügung“. Es wurde sogar in Erwägung gezogen, den Prozess im Gerichtssaal des Hochsicherheitsgefängnisses Silivri fortzusetzen.
Nun steht jedoch fest, der nächste Prozesstermin wird am 19. November 2014, im Istanbuler Gericht Kartal stattfinden.
Folgende schockierende, jedoch nicht erstaunliche Passagen aus einer Telefonkonversation der angeklagten Bandenmitglieder sind in der Anklage aufgeführt: (der als Boss der Drogenbande zählende sagte darin zu einem anderen Mordangeklagten) „Möge Gott allen gute Morde verheißen. Polizisten usw. sollten wir nicht töten, Polizisten gehören dem Staat an. Es spielt keine Rolle, wenn wir Revolutionäre töten!“
Wir rufen die demokratische Öffentlichkeit auf, die Familie Hasan Ferit Gedik’s in diesem Prozess und in ihrem Kampf für Gerechtigkeit zu unterstützen.
Nehmt am Prozess am 19. November 2014 teil und tragt durch eure Anwesenheit dazu bei, dass die Gerichte ein gerechtes Urteil fällen.