Aus Briefen von Tommy Tank vom Juli 2011

„Am Freitag habe ich Dir auf den AB gesprochen. Es war mir nicht möglich, am nächsten Tag zur selben Zeit anzurufen, weil wir da alle immer Einschluss haben und ich nicht bedacht hatte, dass am Wochenende ja schon um 17:00 Uhr alles verschlossen wird.
Ich wollte auch etwas eher anrufen, doch der B. hinderte mich daran, indem er sich in der Nähe des Telefons hinstellte, um das Gespräch mitzuhören. Die Aufforderung, Abstand zu halten, wurde mit der Bemerkung abgetan, er könne sich ja hinstellen, wohin er wolle.
Möglicherweise kann ich Dich am besten mittags in der Zeit von 11:30 – 11:50 Uhr anrufen, falls das bei Dir denn klappt. Ich mache jetzt eine Ausbildung und habe daher  nicht mehr soviel Zeit wie früher. Des weiteren sind mir seit Freitag wieder etwas mehr Freiheiten  genommen worden. Ein B. empfand die Frage, ob er einen Vogel habe, als Beleidigung und deshalb wurde mir eine Disziplinarstrafe auferlegt in Höhe von fünf Tagen Einschluss, an denen ich in der Freizeit also nicht mit anderen Gefangenen zusammenkommen darf.
Möglicherweise war es das aber noch nicht, denn wie ich in Erfahrung bringen konnte, wurde noch eine Disziplinaranzeige gegen mich gestellt, und zwar von dem miesen Typen, der auch die Telefonate direkt belauschen will. Er lief mir heimlich – zunächst unbemerkt von mir – in die Küche hinterher, wo er mein Gespräch mit einem Mitgefangenen belauscht hat, in dem ich mich möglicherweise wieder ‚beleidigend‘  über einen anderen Beamten äußerte, wobei der Betroffene selbst ja nicht mal anwesend war, was die Voraussetzung einer ‚echten‘ Beleidigung wäre. Das wird hier noch sehr heiter werden, wenn das so weiter geht. 
Es ist besonders perfide, dass eben jener Beamte, der hier jede Kleinigkeit an meinem Verhalten bemängelt, selbst vor einigen Wochen einen Hitlergruß durch ausgestreckten Arm mit den Worten ‚Sieg Heil‘ missachtete, woran ich mich gut erinnere. Ein Mitgefangener machte also diese faschistische Geste und der Beamte, der das sah, drehte sich sofort weg. Nun verfolgt mich eben jener Beamte auf Schritt und Tritt, um mir dafür eins auszuwischen, weil ich seinen ‚guten‘ B.-kumpel danach fragte, ob er einen Vogel habe.
Dem voraus geht ging übrigens meine Frage, warum denn ungewöhnlicherweise die Türen noch immer verschlossen seien (es fand eine Großrazzia in Torgau statt, wie ich später erfuhr), worauf der Beamte mich abwies: ‚Das geht Sie gar nichts an!‘

Dir alles Liebe – bis bald
Tommy
3.7.2011“

Aus einem Brief von Tommy Tank vom 6.7.2011: Zum Verbot des Telefonierens mit der OG Halle  der Roten Hilfe  und  das  Disziplinarverfahren der JVA:

„Lieber,

Schönes Telefonat. Danke für das Gespräch…
Das Verbot sprach der Beamte aus, der sich beleidigt fühlte. Ich bewerte das als Retourkutsche.
Anzumerken ist, dass dieser Beamte anscheinend sehr beliebt ist bei einer Vielzahl anderer Gefangener. Er spielt mit ihnen Schach und Playstation, öffnet ihnen Zwischengitter, was sonst kein anderer macht. Insgesamt ist er wohl sehr beliebt. Wie ich das sehe, kriechen die meisten Gefangene ihn in den Arsch, biedern sich ihm also an. Hat er dann einmal ein Problem mit einem Gefangenen, wie derzeit mit mir, bemüht sich dieser Beamte Herr Schumacher um die Schikanemaßnahmen.
Der soll mir gestohlen bleiben. Ich jedenfalls werde mich niemanden anbiedern. Ich brauche keine B. als Kumpel. Solche Typen mit Schüssel, die uns einsperren, werden niemals meine Kumpel.
Es gab Gefangene, die argumentierten, die Beamten sind ja nicht so schlecht, sei machen ja nur ihre Arbeit….. Sie müssen die Türe schließen, das sei ihr Job. Haha, geknechte geknechtete Schlüsselknechte sind das. Einem NSDAP-Funktionär ist ebenso wenig Gnade zu erweisen, wie einem Schlüsselknecht, denn beide verkaufen sich an den Staat unter Nichtbeachtung ihres Gewissens.

Viel Kraft, Glück und Freiheit wünscht Tommy“