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Brief von Andreas Krebs vom 27.8.2014

wieder vielen Dank für Deinen Brief mit den Briefmarken. Wie immer habe ich mich riesig darüber gefreut. Zur Zeit raucht mein Kopf so extrem und dazu die Entlassungsängste, das mich jeder Brief von Euch allen Kraft und Energie gibt. Allein schon zu wissen, dass man nicht alleine ist, ist verdammt viel wert. Ich hoffe, dass ich die Gelegenheit bekommen werde, auch für Euch da sein zu können, wann auch immer Ihr mich braucht !

Nun zu meiner aktuellen Lage.
Wie ich bereits berichtete, wurde mir indireckt eine Entlassungsvorbereitung zugesagt, wofür ich allerdings dann in den Offenen Vollzug müsste.
Man darf also nicht vergessen, es sind jetzt noch 2 Monate bis zum Tag X.
Heute dann hat man sich etwas Neues einfallen lassen mit mir, um mich ja nicht aus der Haft raus lassen zu müssen. Diesmal hies es:

Eine Entscheidung über die Gewährung von Hafturlaub und Verlegung in den Offenen Vollzug muss derzeit ausgesetzt werden. Die für die Entscheidungsfindung wichtige Durchsicht des Hauptgefangenenpersonalakts ist
nicht möglich, da der Personalakt dem Ministerium vorliegt. Die baldige Zusendung ist nach hiesiger Aufforderung zu gesichert worden.

gez. Oberregierungsrat Dickmann

Also ich sehe das mal so, um jeden Preis möchte man eine vernünftige Entlassungsvorbereitung verhindern, den ständig wird irgend ein anderer Grund gesucht und gefunden.
Schon allein für meine Aufnahme in die JVA Aschaffenburg müssen sie Unterlagen von mir haben bzw. über meine Person relevante Dinge wissen.
Dann durfte ich mir von einen höheren Beamten vor Tagen anhören, das ich für die Justizvollzugsanstalt Aschaffenburg nicht geeignet bin und ein hohes Sicherheitsrisiko dar stelle.
Abwertende Bemerkungen sind vor Tagen auch vorgefallen wie etwa dass man schon Wisse wie ich die Leute auf meine Seite ziehe und so weiter.
Sobald ich mich aus dem vergitterten Bereich in meiner Station nur kurz entferne und mit anderen
Gefangenen gerade auch russische Inhaftierte unterhalte, werde ich schon genau beobachtet oder der Spruch fällt das ich auf der Seite nichts verloren hätte.
Ich befinde mich auf einem Gang mit nur wenigen anderen Gefangenen und sobald der Beamte mal vergisst die Gittertüre des Ganges offen zu lassen, entferne ich mich natürlich gleich aus diesem Bereich. So auch heute, wo ich mich wieder mit Anderen unterhalten wollte. Da war dann schon der Beamte zur Stelle und sperrte mich wieder auf meine Seite. Mir zeigt das nur, dass man nicht möchte, dass ich großartigen Kontakt zu anderen halte.
Das war es für heute wieder. Herzliche Grüße sende ich Dir und allen Anderen

Aschaffenburg, den 27. August 2014

Andreas Krebs
Postfach 10 01 40
63 701
Aschaffenburg