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Carry the spark inside your heart! Fight for Efrin!asse und ihrem Treiben ein Ende setzten.

Übersetzung der barrikade.info-Moderation:
Ich traf Hakur Hilmarsson (Spark Funke) in Athen in einem Squat in dem wir gemeinsam lebten. Leider hatte ich nie die Gelegenheit, von seinen Erfahrungen zu lernen, welche er in den letzten Monaten im Kampf bei dem internationalen Freiheitsbataillon gemacht hatte, da diese Geschichte nie von ihm persönlich erzählt werden wird.

Die Tatsache, dass Hakur Hilmarsson während dem Angriff der türkischen Armee in Afrin ermordet wurde, ist damit verbunden, dass er nicht nur auf lokaler, sondern auch weltweit mit internationalen Kräften für anarchistische Ideen, Freiheit und Würde kämpfen wollte.
Als ich ihn kennen lernte, hatte er Freund*innen, Kamerad*innen und Liebhaber*innen in Athen und auf der ganzen Welt. Wir gingen zusammen auf Demonstrationen, nahmen an Versammlungen teil, tauschten uns über Kampfkunst aus, führten lange und intensive Gespräche und besetzten Häuser, um (anarchistische) Räume für Menschen unterschiedlicher Hintergründe zu schaffen. Wir lebten selbstbestimmt und selbstorganisiert und führten direkte Aktionen durch, wir griffen die kapitalistischen und faschistischen Kräfte an, die versuchten uns zu zerstören und zu unterdrücken. Wir teilten den Wunsch, alle Grenzen, Nationen und Staaten zu zerstören.
Hakur Hilmarsson war keine simple anarchistische Persönlichkeit. Er war nicht daran interessiert, in einer (anarchistischen) Blase zu verweilen, sondern sich mit verschiedenen Menschen auszutauschen. Ich schätze, das ist der Grund, warum ihn so viele Leute von verschiedensten Orten lieben. Dadurch, dass er für viele verschiedene Perspektiven offen war, hatte er auf praktischer, sozialer und spiritueller Ebene viel zu bieten und zeigte gegenseitigen Respekt.
Hakur Hilmarsson war ein Befürworter einer Idee, die ich „Vielfalt der Taktiken“ nennen würde. Er interessierte sich für verschiedene Arten von Interventionstaktiken: Gedichte und Musik, um das Feuer in unseren Herzen zu entfachen, Artikel und Reden, um den Wunsch nach Freiheit auszudrücken, Klettern und Einbruch in leere Häuser, um sie zu besetzen und wieder aufzubauen, aber er rüstete sich auch mit Stöcken und Waffen, um für revolutionäre Veränderungen zu kämpfen.
Hakur Hilmarsson war ein guter Thaiboxer. Wir übten gemeinsam, um unsere Selbstverteidigungsfähigkeiten zu entwickeln und uns in die Lage zu versetzen, wenn nötig mit körperlicher Gewalt zurückzuschlagen.
Er war nicht nur ein revolutionärer Anarchist, er war auch ein freundlicher, netter und liebenswerter Mensch. Und wenn er an einer Aktion oder an einem Projekt teilnahm, steckte sein Potential da drin.

Ich mochte ihn sehr wegen seiner Persönlichkeit und seiner inspirierenden Lebensweise. Bei fast allem was wir gemeinsam machten, hatten wir eine Menge Spass. Ich erinnere mich an ihn als einen sozialen und aufgeschlossenen Menschen mit der Fähigkeit, Verpflichtungen einzugehen, wenn sie für ihn Sinn machten. Aber nie würde Hakur Hilmarsson seinen individuellen und erfrischenden Stil verlieren. Vielleicht ist die Erklärung eines/einer gemeinsamen Freundes/Freundin treffend, um die Komplexität seiner friedlichen, aber militanten Haltung zu erklären: „ein Pazifist bis zum ersten Schlag“. Ich finde es wichtig zu erwähnen, dass er nicht angeben wollte, aber sich des Wertes seiner Erfahrungen bewusst war. All diese so genannten Widersprüche machten ihn in meinen Augen verblüffend schön.
Die Hierarchien innerhalb unserer anarchistischen Strukturen wurden von ihm regelmäßig hinterfragt und kritisiert. Also würde es ihm wohl nichts ausmachen, wenn ich folgendes erwähne. Manchmal war er ein kleines bisschen nervig und ich respektiere das, weil das total menschlich ist. Manchmal hat er sich typisch männlich verhalten, besonders in der Art, die tief in unseren anarchistischen Kämpfen verwurzelt ist. Der Grund, warum ich das erwähne, ist, dass ich kein Bild eines Helden zeichnen oder nur eine Seite einer Person zeigen möchte.
Wir sollten niemals die kraftvollen und schönen Taten vergessen, die er vollbracht hat. Alle, die ihm begegnet sind, werden den Verlust verstehen, den sein Tod bedeutet. Trotzdem muss ich sagen, dass ich ihn nicht als Helden erkenne. Aber ohne Zweifel können wir sagen, dass Hakur Hilmarsson ein intensives Leben führte und viele Menschen immer wieder beeindruckt hat.
Ich erinnere mich, dass wir uns in der Frage unserer anarchistischen Positionen in Bezug auf (kommerzielle)Medien nicht einig waren. Seine Meinung war, dass wir die Medien strategisch nutzen sollten, wessen ich widersprach. Ich habe die Medien nie als ein legitimes Mittel gesehen, um den Kampf gegen den Kapitalismus und den Staat zu führen, weil sie ein integraler Bestandteil des Problems und damit ein Feind sind. Wie auch immer, es hatte Spaß gemacht, mit ihm über diese Dinge zu streiten. Ich denke, das Verständnis unserer Unterschiede war wichtig für unsere Beziehung und änderte nichts daran, dass ich mich auf politischer, sowie persönlicher Ebene stark mit ihm verbunden fühlte.

Hakur Hilmarsson war überhaupt nicht dogmatisch. Seine Positionen waren sehr politisch, aber er beschränkte sie nicht auf irgendeine Ideologie. Weder eine anarchistische, noch andere Ideologien waren in ihm erkennbar, wenn er sprach. Es war offensichtlich, dass er ein großes Interesse an revolutionären Kämpfen und ihren praktischen Vorbereitungen hatte. Seine undogmatische anarchistische Art war ein großer Einfluss für uns alle. Hakur Hilmarsson warf wichtige Fragen auf. Er versuchte herauszufinden, wie wir unsere Kämpfe stark und sinnvoll gestalten können. Seit dem ersten Tag, als ich Hakur Hilmarsson kennenlernte, machte er einen sehr respektvollen, nachdenklichen und ehrlichen Eindruck auf mich. Er konnte seine Meinung ohne zu zögern sagen, er konnte seine Positionen erklären, er war an vielen verschiedenen Themen interessiert und hatte einen klaren Kopf. Aber manchmal hatte wir genug von politische Diskussionen oder wir brauchten etwas Ruhe, dann genossen wir es, ironisch zu sein, scherzten viel und hatten eine gute Zeit zusammen. Er war ein großartiger Geschichtenerzähler und bald wurde klar, dass er viel zu erzählen hatte und ich bin dankbar, dass er viele faszinierende und lustige Erfahrungen mit uns geteilt hat.
Hakur Hilmarsson wusste, dass er nicht alleine kämpfte und er hatte Kamerad*innen, die mit ihm kämpften. Von Island über Griechenland bis nach Rojava: Er hat sein Leben dem revolutionären Kampf gewidmet, so wie auch wir es tun. Wir kämpfen tagtäglich für die Revolution, da wir als Anarchist*innen nicht auf einen besseren Moment in der Zukunft warten wollen. Nicht weil wir Helden und Heldinnen sind, sondern weil es keinen besseren Moment gibt als jetzt. Wir tragen Hakur Hilmarsson und seine Taten in unseren Herzen, in unserem Geist und in dem Feuer, das wir verbreiten. Bis zum Tod des Kapitalismus und der Zerstörung der Staaten! Was wir dafür brauchen ist eine Revolution, unsere individuelle und kollektive Revolution. Wir brauchen keine Held*innen. Wir müssen einfach unsere eigene Verantwortung erkennen. Leider können mich diese Held*innenfiguren nicht besser fühlen lassen, zumindest nicht, solange ich friedlich bleibe und nicht mit der befriedeten Gesellschaft breche. Mit anderen Worten: Dieser Held*innentum ist lächerlich. Es ist eine Konstruktion von passiven Beobachter*innen. Es ist eine bedeutungslose Konstruktion, die geschaffen wurde, um die bequemen Positionen der politischen Linken zu bewahren. Wir müssen den Feind vor uns erkennen, bewusste Entscheidungen treffen und zurückschlagen – in unserem alltäglichen Leben, in unseren Beziehungen, in unseren Versammlungen und in unseren Kämpfen. Die Revolution wird entweder von bewaffneten, dezentralen und „einfachen“ Menschen erkämpft oder sie wird scheitern. Entweder werden wir alle Held*innen oder keine*r von uns.
Wie können wir auf ein besseres Morgen hoffen, wenn wir nicht für ein besseres Heute kämpfen? Wie können wir über Frieden reden, wenn Krieg die Sprache unserer Feinde ist? Einige von uns riskieren ihr Leben, um für eine bessere Zukunft zu kämpfen, aber wir alle sollten heute einen Schritt nach vorn machen und Risiken eingehen. Der bewaffnete Kampf braucht EUCH!
Wenn wir uns wirklich befreien wollen und für die Zerstörung der kapitalistischen Gesellschaft und der Herrschaft der Staaten kämpfen wollen, ist ein Krieg gegen alle Autoritäten notwendig. Wenn wir also Freiheit und Selbstbestimmung, Anarchie und Autonomie, eine Welt ohne Grenzen und ohne Herrschaft wollen – sollten wir alle ein FUNKE werden!
„[….] UND BEKÄMPFEN WIR DIE DEPORTATIONEN!“

Umarmungen und Küsse für diejenigen, die den Funken in ihren Herzen tragen!
Solidarität mit den revolutionären Menschen in Rojava!
Rache für Efrin! Rache für Hakur Hilmarsson!

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