Im europäischen Staatenverbund gehen die Zahlen der Asylanträge stark zurück. Grund dafür sind die Corona-Pandemie und der verstärkte Grenzausbau.
In der gesamten Europäischen Union sind die Asylanträge von Menschen mit Fluchterfahrung um circa 30 Prozent zurückgegangen. In Deutschland stellten im Zeitraum Januar bis November diesen Jahres 93.000 Menschen einen Erstantrag. Gegenüber 2019 ist das ein Rückgang um ein Drittel.
Erstanträge werden vor allem in Deutschland gestellt: 24,3 Prozent. Danach folgen Spanien mit 22,8 Prozent und Frankreich mit 19 Prozent. In Ungarn wurden im vergangenen Jahr gerade mal siebzig Anträge gezählt.
Abschiebungen trotz Corona
Durch die Corona-Pandemie, verstärkte Grenzsicherungsmaßnahmen und Ausgangsbeschränkungen sind die Zahlen der Erstanträge stark zurückgegangen. Entgegen den Fallzahlen bei Covid 19 sind die Abschiebungen seit dem Sommer wieder deutlich angestiegen.
Obwohl im März Ausweisungen und Überführungen in andere Dublin-Staaten mitunter ausgesetzt wurden, sind drohende Abschiebungen mittlerweile wieder trauriger Alltag vieler Asylsuchender. Doch auch Geflüchtete, die Europa erreicht haben, leben zum Teil unter katastrophalen Bedingungen. Ob in Moria 2 auf der griechischen Insel Lesbos oder in Bosnien-Herzegowina.
Die Hilfsorganisation Pro Asyl veröffentlichte kürzlich zehn exemplarische Schicksale von Menschen, die traumatische Abschiebeverfahren durchmachen mussten. Sie legen offen, mit welchen Praktiken der deutsche Staat und seine Behörden gegen Menschen mit Fluchterfahrung vorgehen: Ein Kleinkind wird ohne die benötigten Medikamente nach Georgien abgeschoben, ein achtzigjähriger, unter Demenz leidender Mann nach Istanbul geflogen, ein Schauspieler vor seiner Premiere nach Afghanistan gebracht oder Rentner:innen werden in die kosovarische Obdachlosigkeit gezwungen.
https://perspektive-online.net/2020/12/festung-europa-asylantraege-gehen-eu-weit-um-30-zurueck/