Iran: Werktätige legen im ganzen Land die Arbeit nieder

In Iran und Rojhilat haben zahlreiche Menschen angesichts steigender Lebenshaltungskosten und niedriger Löhne ihre Arbeit niedergelegt.

In Iran haben zahlreiche Menschen angesichts steigender Lebenshaltungskosten und niedriger Löhne ihre Arbeit niedergelegt. In Online-Netzwerken wurden am Montag in zahlreichen Städten Streiks gemeldet, erste Arbeitsniederlegungen gab es aber bereits schon am Freitag. Videos und Beiträge auf Twitter zeigten unter anderem Proteste in den südlichen Provinzen Kerman, Fars, Chuzestan und Buschehr, der Metropole Isfahan, in der Provinz Alborz sowie in Städten in Rojhilat (Ostkurdistan).

Betroffen von der Streikwelle sind vor allem Industriebetriebe aus den Branchen Öl-, Gas- und Petrochemie, Stahl- und Metallbau sowie Bergbau. In mehr als 90 Betrieben gibt es heute Proteste, die Arbeiter fordern unter anderem bessere Löhne, die Einführung einer Fünf-Tage-Woche und einen Acht-Stunden-Tag statt wie bisher zehn Stunden täglicher Arbeitszeit.

Aber auch Menschen in Rente, etwa frühere Mitarbeiter des Post- und Telekommunikationssektors, sowie Angestellte des Gesundheitswesens beteiligen sich an den Streiks. In Sine (Sanandadsch) finden zeitgleiche Proteste von Beschäftigten und Rentnern der Telekommunikationsbehörde der Provinz Kordistan und Arbeitsniederlegungen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften und Rettungsdiensten statt.

Internationale Sanktionen haben die Wirtschaft Irans deutlich geschwächt. Viele Menschen werfen dem Regime von Präsident Ebrahim Raisi Unfähigkeit in der Wirtschaftspolitik vor. Die Inflation beträgt nach offiziellen Daten rund 50 Prozent. Besonders stark verteuert haben sich Lebensmittel. Die Preise für Mehl, Eier, Milchprodukte sind im Vergleich zum Vorjahr um 50 bis 100 Prozent gestiegen. Nudeln und Reis kosten mittlerweile sogar das Dreifache.

Neben den wirtschaftlichen Sorgen der Bevölkerung in Iran und Rojhilat ist die Staatsführung in Teheran auch durch die Proteste der Jin, Jiyan, Azadî-Revolution weiter in der Kritik. Die im Herbst 2022 von Frauen angeführten Demonstrationen gegen das klerikal-faschistische Regime, die sich am gewaltsamen Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam entzündeten, sind zwar abgeflaut, aber die Wut gegen das Regime und der Wunsch nach einem Systemwechsel sind allgegenwärtig. Für weitere Entrüstung sorgt die seit November anhaltende landesweite Welle von Giftgasanschlägen, die sich primär gegen Mädchenschulen richten, sowie die verschärften Gesetze zur Einhaltung der Kopftuchpflicht.

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