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Kampf der kapitalistischen Repressionsmaschinerie – Solidarität mit Gülaferit Ünsal!

Gülaferit Ünsal befindet sich seit 2011 in Berliner Knästen, insgesamt mehr als drei Jahren in Isolationshaft. Sie wurde im Zusammenhang europaweiter Kooperation der Repressionsorgane von Griechenland nach Deutschland ausgeliefert, nachdem sie sich dort schon mehrere Monate im Knast befunden hatte. Im Mai 2013 wurde sie zu 6,5 Jahren Haft verurteilt, unter dem Vorwurf der Unterstützung und Mitgliedschaft in der linken, revolutionären türkischen Partei DHKP-C.

Nachdem die Klassenjustiz im September diesen Jahres ihre Revision abgelehnt hat, wurde sie in das Gefängnis für Frauen in Berlin-Pankow verlegt. Nun ist zwar ihre Isolation offiziell aufgehoben, doch ist sie weiterhin Druck und Gewalt ausgesetzt. Durch Besuche und Briefe ist bekannt geworden, dass sie massiv von mitgefangenen Frauen, auch unter Aufsicht und Toleranz der Schließer,  gemobbt wird.

Solidarität muss praktisch werden!

Mehr als drei Jahre Einzelzelle, keinen Kontakt zu Mitgefangenen, Postzensur und Überwachung der Besuche. Hinzu kommt die soziale Isolation, da sie die deutsche Sprache nicht beherrscht. Mit der Verlegung in den Strafvollzug nach Berlin-Pankow konnte sie nun das erste mal wieder nach draußen telefonieren, Kontakt mit ihrer Familie aufnehmen. Eigenen Angaben zu Folge hat sie zwar nun die Isolation hinter sich, steht aber vor weiteren Problemen. Viele Frauen haben starke Suchtprobleme und sind krank. Einige sind  wegen Mord verurteilt, politische Diskussionen innerhalb des Knastes sind sehr schwer zu führen, weil die Meisten nicht verstehen können was es heißt, ein politisches Leben zu führen. „Der Kapitalismus tötet die Persönlichkeit und das Gehirn der Menschen. … Viele Frauen sind psychisch krank auf Grund der Drogen.“ schrieb sie in einem ihrer Briefe.

In den Jahren ihrer Isolation hat sich Gülaferit immer wieder solidarisch gezeigt. So beteiligte sie sich an einem Solidaritätshungerstreik für die griechischen Gefangenen gegen die Einführung der Isoknäste in Griechenland mit mindestens 7 anderen Weggesperrten. Sie ist auch in der Gefangenengewerkschaft (GG/BO) organisiert, die sich bundesweit vor einem halben Jahr gebildet hat und mit 300 Inhaftierten in 20 Gefängnissen vertreten ist. Gülaferit nimmt an den verschiedenen Diskussionen im „Gefangenen Info“ teil und solidarisiert sich mit den Kämpfen außerhalb der Knastmauern.

Trotz der anhaltenden Auseinandersetzung im Knast Pankow leistet sie Widerstand. Laut ihren Aussagen sind es nur wenige Mitgefangene, die Stress machen. Sie hetzen aber immer wieder andere Gefangene auf, um Gülaferit zu provozieren.
Gülaferit diskutiert mit den Gefangenen, betont das im Knast alle gleich sind.  „Wenn aber jemand gegen dieses dreckige, kapitalistische, egoistische System ist, dann provozieren 2-3 Frauen diese Menschen. Sie wollen ihren Status nicht ändern. Sie denken, sie sind die Bosse…! Diese Frauen sind schon sehr lange im Knast, wegen einem Mordprozess. Und jetzt wollen sie mich isolieren. Andere Gefangene haben keine Kraft mehr. Sie akzeptieren es und der Knast schaut zu. Sie tun nichts.“

In ihrer bisherigen Haftzeit hat Gülaferit derartiges nicht erlebt, denn in den anderen Knästen hatten die Gefangenen Respekt vor ihr, liebten sie sogar. Sie ist sich sicher, dass es eine Provokation ist. Der Kapitalismus tötet die moralische Wertvorstellungen der Frauen. Unter diesen Bedingungen kann sie sich selbst nicht als politische Gefangene fühlen. Alles ist so primitiv.

Der Kapitalismus lehrt die Menschen Konkurrenz, Egoismus und Autorität. Im Knast wird dies durch die Gefangenen reproduziert. Statt eines solidarischen Miteinander und einer Verbundenheit gegenüber der Knastleitung und den Wärtern, versuchen einzelne Frauen ihre Macht durchzusetzen und hetzen andere Frauen gegeneinander auf. Sie wollen die Persönlichkeit der widerständigen Frauen brechen.

Gülaferit spricht sich immer wieder gegen die kapitalistische Kultur und Beziehungen aus. Sie ist sich sicher: „ Die politische oder soziale Isolation kann meine persönliche und politische Identität nicht brechen.“

Wir rufen daher auf, sich solidarisch mit Gülaferit Ünsal zu zeigen. Schreibt ihr und zeigt, dass sie nicht alleine ist im Kampf gegen die kapitalistische Verwertungslogik!

Gülaferit Ünsal
JVA für Frauen
Arkonastr. 56
13189 Berlin

Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen