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Mutmaßliche Mörder von Victor Jara in Haft

Vier Festnahmen in Chile, Auslieferungsgesuch an die USA. Liedermacher war nach dem Militärputsch 1973 brutal ermordet worden

Santiago de Chile. Am Mittwoch haben sich vier ehemalige Militärs der Pinochet-Diktatur (1973-1990) gestellt, die für den Mord an dem Liedermacher Víctor Jara am 16. September 1973 verantwortlich gemacht werden. Am Donnerstag wurden zwei weitere mutmaßliche Verantwortliche verhaftet, auch sie gehörten dem Militär an. Insgesamt sollen acht Haftbefehle vollstreckt werden.

Der zuständige Sonderrichter Miguel Vásquez hatte am letzten Donnerstag die Festnahmen von Hugo Sánchez Marmonti und Pedro Barrientos Núñez wegen vorsätzlichen Mordes und von sechs weiteren Ex-Militärs wegen Beihilfe zum Mord angeordnet. Die fast einwöchige Frist für den Haftantritt wurde mit der weiten Entfernung der jeweiligen Wohnsitze sowie gesundheitlichen Problemen einiger Beschuldigter begründet. Gegen Barrientos Núñez, der in den USA lebt, liegt inzwischen ein internationaler Haftbefehl vor.

Víctor Jara wurde im Nationalstadion in Santiago de Chile, das heute seinen Namen trägt, mit 44 Kugeln getötet. Die Militärs internierten dort während des Putsches zehntausende Menschen. Jara ist wegen seiner politischen Lieder über das Leben der armen Bevölkerung, die gesellschaftliche Ungerechtigkeit und die sozialen Kämpfe bis heute einer der populärsten Künstler in Chile.

Konkreter Anlass zum Handeln für die Staatsanwaltschaft war die Sendung „En la Mira“ (Im Blick) des chilenischen Privatsenders Chilevisión. Mitte Mai hatte ein Rechercheteam berichtet, dass einer der mutmaßlichen Mörder, Pedro Barrientos, seit 1990 unbehelligt im US-Bundesstaat Florida lebt. Zugleich lieferte die Fernsehreportage Material für die Staatsanwaltschaft. Vor der Kamera sagte ein wegen des Jara-Mordes seit 2009 inhaftierte Ex-Militär aus, Barrientos habe „aus nächster Nähe“ auf den internierten Sänger gefeuert, weil dieser nicht auf seine Fragen geantwortet habe. Dies habe Barrientos wohl „die Beherrschung verlieren lassen“, zitiert der lateinamerikanische Fernsehsender Telesur den damaligen Rekruten.

Laut dem Rechtsanwalt der Familie Jara, Nelson Caucoto, gab es bei den Ermittlungen keinerlei Unterstützung von Seiten des Militärs. Ganz im Gegenteil hätte die Armee die Herausgabe von Akten verweigert. Die Ermittlung der Täter sei alleine den drei zuständigen Untersuchungsrichtern zu verdanken.