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Neuer Brief von Yusuf Tas – Aktuelle Infos zum Hungerstreik

Im Anhang findet ihr einen neuen Brief von Yusuf Tas, der sich seit dem 30. März im Hungerstreik befindet. Der Brief wurde vor seiner Zwangsverlegung in das Gefängniskrankenhaus Hohenasperg geschrieben.

29. April 2017, Samstag

Lieber …,

Danke für deinen Brief, aber vor allem bedanke ich mich bei allen Freunde, die mich unterstützen und die sich gegen Repressionen und Willkür für die politischen Gefangenen stellen.

Und es lebe der „Kampftag der Arbeiter und unterdrückte Völker – der 1. Mai“!

Mir geht es gesundheitlich wie es sein kann, aber geistig mehr entschlossener. Warum? Weil ich wie ich dir zuvor geschrieben habe, jeden Tag erfahre ich eine neue Beschränkung, Zwang, Willkür, die auf mich gerichtet ist.

Ich möchte eigentlich gern wissen was für Einstellung die Anstaltsleitung oder ihre Vorgesetzte haben. Und wie viele Gefangene so rehabilitiert, resozialisiert und anständige Bürger sie so erzeugt haben. Oder wieviele haben nur deswegen psychische Schäden bekommen oder haben weitere Schaden errichtet.

Oder lieber frage ich so: Was haben all diese sorgfältigen Beamte, Direktoren, Leiter in ihre Kindheit erlebt? Woher haben sie diesen Komplex?

Habe ich zuvor erwähnt, dass es hier in der Bücherei es keine türkische Bücher hat? Deutsch-Englisch-Russisch. Mehr nicht. Und es gibt insgesamt ca. 700-1000 Bücher. Religiöse Bücher gibt es in mehreren Sprachen. Das wars.

Ich wollte mir Bücher schicken lassen. Weil mir eine Freundin geschrieben hat, hat sie mir paar Bücher geschickt. Bis jetzt hat die JVA mir davon nichts gesagt. Letzte Woche wollte ich Paketmarken haben, damit mir bis zu 5 Bücher pro Paket gesendet werden können, wie es üblich hier ist. Aber sie antworteten mir: „Kauf deine Bücher von Amazon oder Otto“, „Du darfst keine Bücher empfangen“.

Gerade habe ich einen Antrag geschrieben, dass sie mir eine Liste geben mit türkischer Literatur und türkisch übersetzter Weltliteratur, die man von Amazon oder Otto kaufen kann!?!

Das ist der harmloseste Zwang der JVA Heimsheim und ihr sehr sensible Anstaltsleitung.

Am 26. April sollte ich ein Brief von Freunde von Stuttgart, Rotenbergstr. 125, „Zusammen Kämpfen“ erhalten. Aber „NEIN“. Das wird auch angehalten, weil drinnen sich nur „Zeitungsartikel“ befinden, also kein persönlicher Brief!?! Es könnte die Sicherheit der JVA gefährden.

Nach fast 2 Monaten konnte endlich ein Rechtsanwalt mich besuchen. Aber nach dem Besuch bin ich „UNWÜRDIG“ nackt und im Intimbereich, wie auch im Mund durchsucht worden. Das ist die letzte Repression in Heimsheim.

Nachdem meine Briefe, Bücher, Zeitungsabos wie Özgür Politik oder noch ohne mein Wissen andere Zeitschriften und Zeitungen verhindert wurden ist wieder ein Brief von meinem Rechtsanwalt … mir nicht ausgehändigt worden. Der Brief vom 18. April ist irgendwo angehalten worden.

2 Monate Besuchsverbot, 1 Monat Telefonverbot ohne Erklärung, ohne ein Grund außer „Anstaltsleitungs hoch Intelligenzia“.

Wegen all dem muss ich meine Forderungen immer neu formulieren.

Aber in Klarheit kann ich sie so formulieren:

 

  • Aufhebung der Beschränkungen bei Briefe und Schriftverkehr.

  • Beim Sprechen

  • bei Briefmarken und Fotos

  • bei legalen Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Zeitungsartikeln, Erklärungen oder ähnlichem

  • Das Ende der „unwürdigen“ Durchsuchungen

  • Die Verlegung auf ein normales Stockwerk, um

  • an sozialen Aktivitäten teilnehmen zu können

  • ein Fernstudium oder andere Weiterbildungen zu ermöglichen (hier oder durch Verlegung in eine andere JVA wie Freiburg)

  • Kein Anstaltskleiderzwang bei der Arztvisite oder allgemein

 

WEG MIT DER ISOLATIONSFOLTER!

Umarme euch so fest wie unsere Hoffnungen!

Bis bald.

Yusuf Tas