italien anarchisti

Neuer repressiver Schlag gegen anarchistische GefährtInnen aus Trento und Rovereto

Im Morgengrauen des 27. August 2012 fand die dritte repressive Operation in diesem Sommer gegen die italienische anarchistische Bewegung statt. Bis jetzt gibt nur wenige Informationen, dies soll ein erster Überblick sein.

Es sollen ca. 43 GenossInnen betroffen sein, gegen die auf Grundlage des Paragraph 270bis (Subversive Vereinigung) ermittelt wird. Die Ermittler meinten, daß acht der Betroffenen die „Köpfe dieser Gruppe sein sollen„. Einer von ihnen, Massimo Passamani, wird als Hauptperson beschrieben und in den Zeitungen wird er als „einer der Chefs der aufständischen, anarchistischen Bewegung“ porträtiert. Die Ermittlungen sollen am 6. Oktober 2009 begonnen haben und im August diesen Jahres beendet worden sein.

Es gab mindestens zehn Durchsuchungen in Trento und Rovereto, beide Orte befinden sich in der Region Trentino im Norden Italiens. Dabei wurden außer Privatwohnungen auch die beiden regionalen anarchistischen Treffpunkte durchsucht. Den ersten Informationen nach, handelt es sich um dutzende Aktionen, die diese angebliche Gruppe seit 2009 durchgeführt haben soll: die Palette reicht von einer Hausbesetzung in Trento bis zu einigen Brandanschlägen und Sachbeschädigungen. Anscheinend werden auch Aktionen, die nicht in der Region stattgefunden haben, als Teil der Vorwürfe aufgeführt: speziell soll es sich um Aktionen, die in Rom (wahrscheinlich handelt es sich hierbei um die Explosion der kollektiven Wut am 15. Oktober 2011), im Susa-Tal und in Griechenland (wo vor einigen Jahren mehrere GenossInnen aus der Region verhaftet worden sind) handeln.

Die Polizei behauptet eine Menge Material durch Abhöraktionen gesammelt zu haben, in ihren Worten: „knapp 149.000 Telefonkontakte, 18.000 Mailkontakte, 10.000 Daten durch die Überwachung von Privatwohnungen und weiteren Treffpunkten, 14.000 Ergebnisse aus der GPS-Überwachung und 92.000 Stunden Videoüberwachung„.

Eine Genossin, Daniela, befindet sich unter Hausarrest. Ein weiterer Genosse, Massimo, wurde verhaftet und in den Knast gesteckt. Für ihn – und die anderen GenossInnen aus der Region – handelt es sich nicht um den ersten repressiven Schlag. Massimo wurde beispielsweise schon während der „Marini-Operation“ in den 90er Jahren zum Untertauchen gezwungen. Nachdem er in Frankreich verhaftet wurde, musste er einige Monate im Knast verbringen. Es folgten andere Ermittlungen, Massimo und weitere GenossInnen aus Trento und Rovereto wurden immer wieder inhaftiert.

Die GenossInnen aus Trento und Rovereto sind seit Jahren in die verschiedensten Kämpfe involviert – unter anderen die im Susa-Tal – und sind für ihre scharfen und kompromisslosen Veröffentlichungen bekannt.

Fakt ist, dass Ende des Monats ein No-Tav-Camp in der Region stattfinden soll. Diese Operation lässt nun vermuten, dass dies ein Schritt der Behörde gewesen ist, um eine Ausweitung des Kampfes aus dem Susa-Tal und einen regen Austausch unter den GegnerInnen des Tav-Projekts (das auch die Region Trentino betreffen wird) unterbunden werden soll – allerdings hat die No-Tav-Bewegung sofort eine Erklärung veröffentlicht, welche die Operation denunziert und verstärkt zur Beteiligung an dem Camp aufruft, als eine der besten Formen der Solidarität.

Unsere Solidarität gilt den GefährtInnen aus Trento und Rovereto – Freiheit für Massimo und Daniela.

Massimo Passamani
C.C. di Tolmezzo
via Paluzza, 77 – 33028 Tolmezzo (UD)
Italien