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Neujahrsbotschaft von der „Internationalen Plattform gegen die Isolation“

Wir verlassen das Jahr 2015 und betreten das 2016.
2015 war sehr ereignisreich und kämpferisch.
Für viele ist sicherlich eine „heile“, westliche Welt zusammengebrochen.
Andere haben ihr Land, ihre Verwandten, ihre FreundInnen verlassen und auch teilweise verlieren müssen.

Laut offiziellen Angaben sind zirka 10.000 Flüchtlinge im ägäischen Meer ertrunken.
Das Foto vom ertrunkenen 2-jährigen syrischen Aylan hat uns allen das Herz gebrochen.
Er wurde zum Sinnbild. Zum Sinnbild für einen bestialischen Terror im Nahen Osten.
Für jeden heisst dieser Terror Islamischer Staat.
Und der IS sind mit Sicherheit auch die brutalsten, grausamsten Verbrecher und Terroristen, die es seit der Nazi-Zeit gegeben hat.
Aber was viele, vor allem in den westlichen Ländern dabei gerne übersehen, ist die Rolle des Imperialismus selber.
Selbst der ehemalige CIA-Chef Michael Flynn musste in einem Interview gestehen, dass es den IS heute nicht geben würde, wenn sie damals Afghanistan und Irak nicht besetzt hätten.
Das ist aber bei weitem nur die Spitze des Eisberges. Den Teil, den jeder sowieso akzeptiert.
Die ganze Wahrheit sieht aber so aus, dass unter dem Vorwand des „arabischen Frühlings“ die Welt vom Imperialismus und seinen kollaborierenden Marionettenländern neu umgestaltet werden sollte.
Stichwort: Großes Nahost-Projekt.
Sie sind in Lybien eingedrungen und hatten sich auch Syrien als leichte Beute vorgestellt.
Dem Imperialismus war jedes Mittel Recht, um Assad zu stürzen und eine willige Marionettenregierung zu platzieren. Auch Syrien sollte zu einem „anständigen“ neo-kolonialen Land werden. Das man schön ausbeuten und die reichen Erdölvorräte ertragreich (v) erwirtschaften kann.
Eines ihres treuesten Vasallen des Imperialismus, vor allem US-Imperialismus, war, neben Saudi-Arabien und Katar, die Türkei.
Aber leider lief das gar nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatten.
Vor der Nase der Türkei bildete sich eine kurdische Regierung, welche sich Rojava nannte. Ein herber Rückschlag für die AKP-Regieurung.
Aber viel schlimmer war das Versagen der sogenannten „Freien Syrischen Armee“ für den Imperialismus. Zuerst überspielte man die Massaker der El-Nusra.
Und auch den IS hat man ungefähr 1 Jahr lang in Ruhe walten lassen.
Als diese zu brutal vorgingen, kamen dann die ersten halbherzigen Widerstände.
Nur „die Geister, die sie riefen, werden sie nicht los“.
Das Massaker in Frankreich machte plötzlich auch dem gleichgültigen Westen deutlich, was der IS Terror eigentlich bedeutet und was die Flüchtlinge tagtäglich erleben mussten.

In der Türkei hat sich nach dem Wahlspektakel, wie von uns zuvor analysiert, der Staatsterror zugespitzt.
In Kurdistan wird fast tagtäglich der Notstand ausgerufen und unter dem Vorwand PKK-KämpferInnen zu erschießen, mordet man alles, was sich bewegt. Die Todesschwadronen sind wieder im Einsatz!
Und auch in den westlichen Metropolen der Türkei kommen die Killer-Kommandos zum Einsatz.
Mittlerweile werden bei fast jeder Razzia in Istanbul, unbewaffnete Menschen erschossen.
Günay Özarslan und zuletzt, vor laufender Kamera, Dilek Dogan.
Der Vorwand hier: man hätte Selbstmordattentäter der DHKP-C zum Erliegen gebracht.

Und auch in den Gefängnissen Europas wollen die Schikanen und Repressalien nicht enden.
2015 war das Jahr der Hungerstreiks.
Sadi Özpolat, Özkan Güzel, Gülaferit Ünsal.
Und jetzt befindet sich Erdogan Cakir seit dem 27 November 2015 im Hungerstreik.
Er wurde von Athen nach Frankreich gebracht und befindet sich nun im Villepinte-Gefängnis.
Weil er vor und nach jedem Besuch Nacktdurchsuchungen über sich ergehen lassen musste, hat er sich geweigert, sich auszuziehen. Darauf wurde er in den Isolationstrakt gesteckt, wo er sich seitdem befindet. Mit dem seit über einen Monat andauernden Hungerstreik hat er sich zur Wehr gesetzt.
Wir möchten alle GenossInnen bitten, solidarisch mit Erdogan Cakir zu sein.
Auch Gülaferit Ünsal muss immer wieder neue Schickanen über sich ergehen lassen. Wie wir nun erfahren haben, hat die Gefängnisleitung die „rechte“ und laut Gülaferit „faschistische“ Gefangene Hatice Kargi auf sie angesetzt.

Lasst uns vereint und solidarisch mit den Gefangenen alle Schikanen und Repressalien ins leere laufen.
Das Jahr 2016 wird nicht weniger schwierig werden.

Aber wir sind voller Hoffnung und Zuversicht.
Denn solange es Menschen gibt, die kämpfen, kann auch gewonnen werden.
Können wir Faschismus, Imperialismus und Kriege besiegen und überwinden.

Darum lasst uns alle, egal ob Anarchisten, Kommunisten, Autonome oder welches Spektrum auch immer, unsere Kräfte vereinen und gemeinsam gegen den wahren Feind kämpfen.

Ein frohes und siegreiches 2016 wünscht
die Internationale Plattform gegen die Isolation.