„Wir bauen ein Internet auf, das die Privatsphäre schützt, angefangen bei der E-Mail“. Mit diesem Slogan wirbt der Email-Anbieter ProtonMail auf seiner Webseite. Dabei handelt es sich um einen Email-Client, der standardmäßig eine nicht knackbare Ende-zu-Ende-Verschlüsselung eingebaut hat. Darüber hinaus wirbt der Anbieter damit, dass keine IP-Adressen der Nutzer:innen gespeichert würden.
Nun ist ein Fall öffentlich geworden, bei dem der Anbieter sehr wohl Daten von bestimmten Nutzer:innen gespeichert und an Behörden weitergegeben hat. So schickten die französischen Ermittlungsbehörden in Zusammenarbeit mit Europol eine Anfrage an ProtonMail. Dabei geht es um Nutzer:innen, die vermeintlich mit der Gruppe „Youth for Climate“ im Zusammenhang stehen.
Die Jugend-Klima-Gruppe sieht sich als Teil der Klimabewegung. Dabei soll sie dem Bericht eines französischen Blogs zufolge auch bei Hausbesetzungen in Paris mitgemacht haben. Im Zuge dessen ermittle die französische Polizei wegen Diebstahls, Sachbeschädigung und Hausfriedensbruchs. Da die Gruppe auch über ProtonMail kommuniziert haben soll, schickte die französische Polizei über Europol eine Anordnung zur Herausgabe aller relevanten Informationen.
ProtonMails Stellungsnahme
ProtonMail-Gründer Andy Yen bestätigte die Herausgabe der Informationen über Twitter. Es sei bedauerlich, dass Rechtsmittel, die für schwere Straftaten gedacht seien, auf solche Art ausgenutzt werden würden. Trotzdem müsse ProtonMail den Anordnungen der Schweizer Ermittlungsbehörden nachkommen.
Eine Erklärung des Email-Anbieters stellt darüber hinaus einige Dinge klar: So seien die Verschlüsselungen und die verschlüsselten Inhalte nicht betroffen. Dazu sei Transparenz von enormer Bedeutung für ProtonMail. Seit 2015 veröffentlicht der Anbieter einen Transparenzbericht , der ausführt, wie die Anfragen und Anordnungen der Schweizer Ermittlungsbehörden gehandhabt werden. So gab es im letzten Jahr knapp 3.700 Datenanfragen, von denen 750 gerichtlich abgewehrt werden konnten. Bei 3.017 war der Email-Anbieter gezwungen, die Daten herauszugeben.
Die nun veröffentlichte Erklärung des Unternehmens soll auch klar stellen, dass ProtonMail niemals Anonymität garantiert habe: „Das Internet ist in der Regel nicht anonym, und wenn Sie gegen Schweizer Recht verstoßen, kann ein gesetzestreues Unternehmen wie ProtonMail rechtlich gezwungen werden, Ihre IP-Adresse zu speichern“.
Den Nutzer:innen, die sich wirklich anonym im Internet bewegen wollen, empfiehlt ProtonMail die Nutzung des Tor-Browsers. Dann könnten die Behörden auch nichts mit den von ProtonMail herauszugebenden Daten anfangen.