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Razzia in Athen

Griechische Polizei geht gegen mutmaßliche Mitglieder der türkischen DHKP/C vor. Grup Yorum kündigt Hungerstreik an
Von Nick Brauns, junge Welt 13.2.14

Bei einer Razzia in Athen wurden zu Wochenbeginn offenbar vier Mitglieder einer kommunistischen Stadtguerilla aus der Türkei von Antiterroreinheiten der griechischen Polizei gefangengenommen. Das meldeten am Mittwoch mehrere griechische und türkische Tageszeitungen. Durch einen Informanten sei die Polizei auf die Wohnung im Athener Stadtteil Gyzi aufmerksam geworden, in der unter anderem ein Kalaschnikow-Sturmgewehr, eine Uzi-Maschinenpistole, Sprengstoff sowie revolutionäre Literatur sichergestellt wurden.

Zur Identifizierung der vier verhafteten Männer steht die griechische Polizei in Kontakt mit türkischen Behörden. Es soll sich um hochrangige Mitglieder der Revolutionären Volksbefreiungspartei/Front (DHKP/C) einschließlich des mutmaßlichen Leiters ihres bewaffneten Arms, Hüseyin Fevzi Tekin, handeln. Auch ein von der Türkei gesuchter Mann, der an der Erschießung des türkischen Großkapitalisten Özdemir Sabanci in seinem Büro in der Istanbuler Konzernzentrale im Jahr 1996 beteiligt gewesen sein soll, sei darunter.

Die auf der EU-Terrorliste verzeichnete, antiimperialistisch orientierte DHKP/C hatte im vergangenen Jahr unter anderem die Verantwortung für einen Selbstmordanschlag auf die US-Botschaft in Ankara sowie Anschläge gegen das türkische Justizministerium und eine Zentrale der Regierungspartei AKP übernommen. In mehreren Istanbuler Arbeiter- und Armenvierteln wie Gazi und Kücük Armutlu ist die Organisation verankert, da sie die örtliche Bevölkerung gegen kriminelle Banden verteidigt und vor der Vertreibung durch Immobilienspekulanten schützt.

Unterdessen kündigten die Musiker der linksradikalen Grup Yorum aus der Türkei an, ab Freitag in den Räumen der von Arbeitern in Selbstverwaltung betriebenen Kazova-Textilfabrik in Istanbul in einen Hungerstreik zu treten. Damit wollen die Musiker gegen die staatliche Repression gegen ihre Gruppe protestieren. Sie fordern eine Aufhebung des Ausreiseverbots für mehrere ihrer Bandmitglieder, gegen die nach Razzien in ihrem Istanbuler Tonstudio und vorübergehenden Inhaftierungen vor einem Jahr Strafverfahren eingeleitet wurden. Die Staatsanwaltschaft wirft den Grup-Yorum-Mitgliedern unter anderem die Unterstützung der DHKP/C vor.

In einer Erklärung der Band zum angekündigten Hungerstreik heißt es: »Wir singen seit 29 Jahren Lieder für ein menschenwürdiges Leben unserer Völker. Wir sind Unterdrückung ausgesetzt, aber wir widersetzen uns aller Repression und allen Schwierigkeiten zusammen mit unserem Volk.« Grup Yorum war mit denjenigen Musikern, die keiner Ausreisesperre unterliegen, auf der diesjährigen Rosa-Luxemburg-Konferenz der jungen Welt in Berlin aufgetreten.