Redebeitrag des Solidaritätsbündnis Antifa Ost zur Kundgebung „Unsere Solidarität gegen politischen Verrat“ vor dem OLG Dresden am 28.07.2022

Wir sind heute hier, weil am 60. Prozesstag im Antifa Ost-Verfahren, nach mehr als 10 Monaten Verhandlung, der Kronzeuge und Vergewaltiger Johanes Domhöver gegen die Angeklagten und viele weitere Menschen aussagen wird. Es ist der Versuch, seinen neuen Freunden bei der Soko LinX und anderen Behörden, seine bedingungslose Gefolgstreue zu beweisen, indem er die Angeklagten belastet und dem Konstrukt des 129-Verfahrens zuordnet.

Das in Erscheinung treten als Kronzeugen bildet, vor allem in einem Prozess wie dem hiesigen, eine herausragende Komponente, die zweifelsohne ein Teil antifaschistischer Historie bleiben wird. Domhöver selbst ist jedoch weit davon entfernt einen Status wie beispielsweise Tarek Mousli (Revolutionäre Zellen) einnehmen zu können. Die Anbindung an eine Bewegung fehlt, genauso wie das politische Fundament.

Sein Verrat begründet sich vor allem auf der Gewalt, die er anderen angetan hat, indem er vergewaltigte, bedrohte und unterdrückte. Seine politische Integrität war schon lange vor seinen Aussagen bei den Repressionsbehörden infrage zu stellen und es ist nicht überraschend, dass er sich nun denjenigen zuwendet, die dasselbe sexistische Weltbild vertreten. Und ihm wohl noch auf die Schulter klopfen für seine Manneskraft.

Er will sich rächen, weil alle anderen sich von ihm abgewandt haben, weil ihn diese Bewegung enttäuscht hat. Es scheint so einfach für jemanden ohne Rückgrat zu sein, Menschen ans Messer zu liefern, um für sich selbst den größtmöglichen Profit herauszuschlagen.

Die Repressionsbehörden nutzen ihn für ihre Zwecke und geben ihm das Gefühl, wertvoll zu sein.

Nicht nur seine Aktenkenntnis als gleichsam Beschuldigter in diesem Verfahren, sondern auch die neue Kumpelei und der Druck, seinen Profit tatsächlich herauszuschlagen, führen zu mehreren Hundert Seiten Aussagen und vielen Verhandlungstagen, an denen er seine neue Bühne bekommt.

Wir geben ihm diese Bühne nicht! Wir solidarisieren uns mit all jenen, die von seiner Gewalt und den Konsequenzen seiner Korruption betroffen sind und waren.

Das, was wir dem Verrat entgegenzusetzen haben, ist das Zeigen der gemeinsamen Stärke, hier auf der Straße, im Saal und überall sonst. Egal, was er zu sagen hat, er kann unsere Ideen nicht verraten. Wir stehen geschlossen hinter ihnen und tragen darum unsere Solidarität auf die Straße.

Die Soko LinX, das Bundeskriminalamt und die Bundesanwaltschaft konstruieren fleißig Strukturen, um sie mit Repression zu über ziehen. Allein im Antifa Ost-Verfahren hat es allein in diesem Jahr diverse Hausdurchsuchungen und weitere Beschuldigte gegeben. Ihre Puzzlespiele haben wir nicht in der Hand, aber wir dürfen sie nicht die Oberhand gewinnen lassen.

Wir sind alle 129 ist nicht nur eine Parole aus längst vergangenen Zeiten, sondern aktueller denn je und muss von allen so begriffen werden.

Einige sitzen auf der Anklagebank, unfassbar viele sind von der Repression betroffen und noch mehr werden es sein, wenn dieses Urteil gesprochen wurde.

Das nehmen wir nicht unbeantwortet hin und rufen dazu auf, der Repression hier und überall entgegen zu treten.

Dieser Prozess wird sich noch sehr lange ziehen und es wird viele weitere geben und nicht wenige andere laufen zur selben Zeit.

Wir teilen den Aufruf zu Tag X und wünschen uns ein großes wütendes Zusammenkommen, wenn das Urteil über die vier und uns alle in diesem Prozess gefällt wurde.

Unsere Solidarität ist stärker als ihre Repression – Freiheit für Lina!

Gegen Staat, Verrat und Patriarchat!

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