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Tote und Verletzte bei Agrarstreik in Kolumbien

Bogotá. Im Rahmen der Proteste von Landarbeitern in Kolumbien sind Ende der Woche nach Attacken der Polizeikräfte in der Hauptstadt Bogotá mindestens 89 Demonstranten verletzt worden. Die meisten Opfer waren mit Tränengas und Wasserwerfern angegriffen worden, als sie den zentralen Bolívar-Platz erreichten. Durch das Reizgas und den Einsatz von Schlagstöcken mussten mindestens zehn Demonstranten ins Krankenhaus eingeliefert werden. In den Provinzen Suba und Engativá waren sogar zwei Tote zu beklagen, darunter ein 18-jähriger, dessen Vater den Tod der Polizei anlastete.

Der Reporter des lateinamerikanischen Nachrichtensenders Telesur, Paul Bacares, berichtete über den Einsatz schwerer Gewalt. In der Gemeinde Suacha sowie in anderen Gemeinden außerhalb Bogotás dauerte die Repression am Wochenende an.

Nach Angaben kolumbianischer Medien kam es auch zu Angriffen auf eine Bank, einen Bahnhof und zwei Supermärkte. Kolumbiens Innenminister Fernando Carrillo erklärte sich bereit, die Demonstrationen schützen zu lassen, solange sie gewaltfrei ablaufen würden. Gewalt sei kein Ausweg, wird Carrillo zitiert. Die Verantwortlichen für Vandalismus hätten nichts mit den protestierenden Bauern gemein. Verteidigungsminister Juan Carlos Pinzón behauptete indes, es hätten eine Unterwanderungen der Proteste durch die Guerillaorganisation FARC gegeben. Diese These dient als Begründung für die Zunahme der militärischen Präsenz, besonders in den Städten.

Präsident Juan Manuel Santos gestand nach knapp zwei Wochen des Agrarstreiks ein, dass das Land in eine Krise geraten ist. Noch am vergangenen Sonntag hatte er die Existenz ernstzunehmender Proteste geleugnet. Derzeit verhandelt Santos in Tunja, der Hauptstadt der Provinz Boyacá, mit Vertretern der Bauern über ein Abkommen, damit die Blockaden von 55 Straßen aufgehoben werden. „Ich hoffe, dass wir bald eine Lösung finden können, die allen Bauern gerecht wird und dem Streik ein Ende setzt“, sagte er.

Unter den Landwirten herrscht wenig Vertrauen in die Versprechen des Präsidenten, solange diese nicht in konkreten Maßnahmen münden. Bauern aus weiteren 16 Provinzen warten noch auf ein positives Signal der Regierung. Sollte es das nicht geben, dürften sich Streik und Proteste weiter in die Länge ziehen.

(tsur/eltiempo)