Vor 30 Jahren starb der Genosse Sigurd Debus

Wir möchten an Sigurd erinnern, dessen Tod sich zum dreißigsten Mal jährt.
Ausdrücklich möchten wir an seinen Todestag, den 16. April 1981, erinnern, weil sein Kampf um bessere Haftbedingungen leider auch von linken Medien ignoriert wurde.

Sigurd Debus wurde als  Mitglied  einer  bewaffneten Gruppe 1974 in Hamburg verhaftet. Ihm wurde vorgeworfen, an einem Sprengstoffanschlag gegen die  Hamburger Innenbehörde, sowie den Sitz des BDI ( Bundesverband der Deutschen Industrie) in Köln beteiligt gewesen zu sein.
Der Hungerstreik (HS) der Gefangenen aus der RAF begann am 1.2.81.

„In dieser Lage: jahrelang voneinander isoliert und von jedem gemeinsamen politischen Prozess und der Außenwelt abgeschlossen, sind wir entschlossen, mit unserem einzig wirksamen Mittel – dem kollektiven unbefristeten Hungerstreik – die Trennung zu durchbrechen und uns die Bedingungen für kollektive Lern- und Arbeitsprozesse zu erkämpfen, um als Menschen zu überleben.“

Die Forderungen waren u. a.:
– Zusammenlegung
– Auflösung der Hochsicherheitstrakte
– Aufhebung aller Formen der Isolation

Der HS hatte auch einen starken internationalistischen Ausdruck von Solidarität mit Gefangenen aus Nordirland, Italien, Türkei und Palästina, sowie mit „allen Gefangenen, die angefangen haben, in den Gefängnissen Widerstand zu leisten.“

Sigurd, der in Hamburg – Fuhlsbüttel inhaftiert war, schloss sich am 11. 2. dem Hungerstreik an, weil er mit den Gefangenen aus der RAF zusammen kommen wollte. Er wurde seit dem 19. 3. gegen seinen Willen zwangsernährt.
„ZwangsErnährung (ZE) ist keine medizinische Maßnahme, sondern nur ein Gewaltmittel, den Widerstand von Menschen zu brechen“…ZE „ist als Folter zu betrachten…  Sie ist in dieser lebensbedrohlichen Situation sogar ein direkter Angriff auf das Leben.“ (aus einem Offenen Brief westdeutscher ÄrztInnnen)

Obwohl Sigurd schon einige Tage klinisch tot war, wurde sein Ableben erst am 16. April durch den Staat bekannt gegeben, dem Tag, an dem der Hungerstreik beendet wurde. Sein Anwalt schrieb: „Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die Zwangsernährung im (Hamburger) Zentralkrankenhaus des Untersuchungsgefängnisses den Tod von S.D bewirkt hat.“

Die Herrschenden wollten mit dieser Manipulation des Todeszeitraums suggerieren, dass die Gefangenen wegen Sigurds Tod den Streik beendet hatten, und nicht weil es Zusagen staatlicherseits gab, die Isolation aufzuheben. Der Staat hielt seine Zugeständnisse nicht ein.
Sigurds Tod konnte nie aufgeklärt werden, da Teile seiner Krankenakte verschwanden. Die verantwortlichen Mediziner und Beamten blieben in Amt und Würden.

Sigurd beteiligte sich in an dem Streik, um mit den Gefangenen aus der RAF zusammenkommen, um so besser gemeinsam und offensiver  gegen die Isolation in den Knästen kämpfen zu können. Für viele Menschen, die sich für die Forderungen eingesetzt hatten, wurde klar, Sigurd musste sterben, weil er mit den Gefangenen aus der RAF zusammenkommen wollte.

Anmerkung der Red.:
Den Angriff auf das US-Hauptquartier Ramstein im Herbst 1981 führte übrigens ein  „Kommando Sigurd Debus“ der RAF aus.

Weitere Informationen: GI 339, Seite 4 – 6 sowie 2 Radiointerviews zu  Sigurd, zu hören unter: http://nullaefinito.jimdo.com/revolutionäre-geschichte-aneignen-1/interviews/