Grußwort von Manfred Peter
Ein Grußwort an alle Kameraden und Genoss*innen, die als Aktivist*innen die Stimme gegen die Repression und deren Verursacher erheben!
Freund*innen, ich stelle fest und bemerke, dass eure Solidarität für uns Insassen und Gefangenen des deutschen Staates unverzichtbar ist. Ohne Euch wären wir allen Mätzchen der Schergen gnadenlos ausgeliefert.
Jedoch stelle ich fest, dass das Einwirken des Staates auf die Insassen zu einer Entsolidarisierung untereinander führt. An diesen Punkt sind wir alle hoffnungslos auf verlorenen Posten. Von den Meisten ist nicht einmal zu erwarten, dass sie sich mit den Gefangenen in Unrechtsregimen auf diesem Planeten solidarisch fühlen, geschweige denn untereinander in BRD-Knästen und Psychiatrien!!
Wie soll man dann Optionen entwickeln, die für alle nützlich wären – sich jedoch niemand verantwortlich für seine Kolleg*innen im Vollzug fühlt?
Es ist mitunter deprimierend und äußerst destruktiv wie wenige Leute in der „Kiste“ bereit sind, sich für Gemeinschaftsinteressen einzusetzen.
Darum bitte ich Euch draußen, bleibt auf unserer Seite und wir (wenigen) Insassen, die in Solidarität der gesamten Szene der Anti-KnastaktivistInnen zu schätzen und würdigen wissen, werden euch eure Hilfe niemals vergessen.
In diesem Sinne setzt setzen wir unsere Arbeit gegen die staatliche Repressionen und Schikanen fort
und ich verbleibe mit revolutionären Grüßen an alle Aktivist*innen weltweit
– Der Kampf geht weiter –
Iceman
Manfred Peter
Marsbruchstr. 179
44287 Dortmund
Station 18/3
Grußwort-Iceman.pdf
„Anti-Knast-Tage“ im Oktober in Hamburg
-Ein Textbeitrag von Thomas Meyer-Falk (16.09.2015)
Anti-Knast-Bewegung in der Krise und doch so stark wie selten zuvor?
Würde eine Anti-Knast-Bewegung daran gemessen, wie nah das Ideal einer Gesellschaft ohne Knäste gerückt ist, und wie viel eine solche Bewegung dazu beigetragen hat, das Ergebnis wäre sicherlich recht ernüchternd; und auch wenn wir die strukturelle, wie personelle Stärke des Jahres 2015, mit der in den 70ern vergleichen, könnte man in der Tat von einer Art „Krise“ sprechen.
Nun erlebe ich selbst die Knastsituation und Entwicklung hautnah seit rund 20 Jahren aus Gefangenensicht; jedoch nach meiner WAhrnehmung hat sich in diesen zwei Jahrzehnten die Anti-Knast-Bewegung konsolidiert und erstarkt zusehends, ohne allerdings, zugegebenermaßen, strukturell betrachtet substantielle Fortschritte, hin zu einer Gesellschaft ohne Gefängnisse erreicht zu haben.
Aber ist dies Grund genug zu resignieren? Ich denke nein. Wir leben in einer Zeit, in der Gefängnisse zusehends „als eine Art Sozialstaubsauger“ (Loic Waquant) dienen, der „den menschlichen Abfall der derzeitigen ökonomischen Transformationen beseitigt“ (a.a.O., Bestrafen der Armen, S. 278).
Neben der allgemein-politischen Anti-Knast-Arbeit, leisten all die Akteur*innen darüber hinaus eine in ihrer Bedeutung nich groß genug einzuschätzende konkrete Einzelfallarbeit. Ob es um (ungeklärte) Todesfälle, die Mißhandlung von Gefangenen, und viele, oftmals recht kleinteilige Schikanen in Haftanstalten geht, ohne die solidarische Unterstützung, durch jene Aktivist*innen. Die radikale Kritik an einem Knastsystem üben, stünden all jene, die hinter Gittern zu leben gezwungen sind, ziemlich alleine da!
In Ansätzen gibt es auch schon eine internationale Vernetzung von Inhaftierten, primär in (West-)Europa, sporadisch jedoch auch darüber hinaus.
Selbstverständlich ist eine kampfstärkere Bewegung zu wünschen – aber ich halte es für wichtig auch auf das zu schauen was schon ist, und nicht überwiegend auf das was (noch) „nicht-ist“.
Herzliche, lebendige und kämpferische Grüße aus dem Süden!
Thomas Meyer-Falk