Aus einem Brief von Tommy Tank

Zu Fernsehberichterstattung anlässlich der Kranzniederlegung an den Gräbern von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan Carl Raspe am 16.10.2010:
Die Sendung „Spiegel – TV“, die am Sonntagabend, den 17.10. unter dem Titel „Der Kampf geht weiter- Trauermarsch für die RAF“, ausgestrahlt wurde, mit Dir und 2 weiteren GenossInnen hatte ich gesehen. War sehr überrascht. Ich dachte erst, ihr redet nicht mit denen. Ich finde es aber okay, dass sie ausstrahlten, was Du/Ihr zu sagen hattet.
Die junge Frau vorm Grab mit Zettel in der Hand wurde ja im Gesicht weichgezeichnet. Sie wollte wohl nicht gezeigt werden?
Ich erinnere mich sehr gut an Deine Worte: Irmgard Müller hat gesagt, es war kein Selbstmord. Es gehe Dir um die Erinnerung (der Toten in Stammheim vom 18.10.1977).
Was genau meintest mit Du „Kontinuität des Staates?
Du meintest die Konterrevolution, die Verfolgung durch den Staat, Gesetzesverschärfung, neue Prozesse..?
(…) „Spiegel – TV“ selbst hat sich nicht denunzierend geäußert, richtig? Mein Eindruck sie geben ein Sprachrohr. Insgesamt sehr verwunderlich. In 3 Minuten kann nicht alles wichtige gesagt werden zum 18. 10. 77.
Es fühlte sich schön an, Dich sprechen zu hören. Deine ruhige und gelassene Art zu sehen unterm Regenschirm. Soweit mein emotionaler Eindruck von Dir.

Zur Beschlagnahme von drei Ausgaben des „Gefangenen Info“ (GI) im Sommer:
Die sogenannten „politischen Gefangenen“ will man ein Gefühl der Betreuung und nicht vergessen sein vermitteln, um (!) ein Loslösen des Inhaftierten von den Taten, Motiven sowie in ursprüngliche eingebundene eingehende Strukturen zu erschweren.
„Loslösen zu erschweren..“ So die Bewertung eines Beamten in Reaktion auf die Beschlagnahme der Ausgaben 351-353.
Ich schätze das als böswillig ein. Denn so werden die FreundInnen vom Netzwerk „Freiheit für alle politischen Gefangenen“ das doch nicht so geschrieben haben. Die Beamten oder Schlapphüte sahen sich auf der Homepage des GI um.
(…) Am 17. 06. wurde ich gefragt durch einen Herrn Fuhrmann, auf welchem Weg mich die GI erreichten. Kurz danach rief er beim Sicherheitsbeamten der JVA an und teilte mir mit, das der VS die GI angefordert habe und die Anstalt die 3 Ausgaben dorthin schickte.

Anmerkung des Abtippers:
Wahrscheinlich bezogen sich die Beamten auf den Artikel aus dem GI 353, Seite 16: „Kommunikation mit Gefangenen“

Tommy Tank