[Berlin] Bericht zur Werner Braeuner Info-Veranstaltung

Letzten Dienstag fand im Versammlungsraum des Mehringhofs eine Infoveranstaltung zu Werner Braeuner statt. Thematsiert wurde Erwerbslosenbewegung allegmein, Knastsituation allgemein und es wurden Briefe von ihm verlesen! Jemand der Werner ständig besucht, berichtete über seine „Erfahrungen“. Auch gab es einen Beitrag von Werner Braeuner. Die Hauptforderung bleibt: „Zahlt ihm die 7-Euro-Selbstverpflegungskosten aus!“ Ein subjektiver Bericht eines Beteiligten (Inhaltliche Fehler mit Eingeschlossen)…
Am 7.Juni 2011 fand, organsiert von der berliner „Soligruppe Werner Braeuner“ eine Infoveranstaltung zum Thema Werner Braeuner und seinem Hungerstreik statt. Aufgrund des Guten Wetters und wegen der schwere des Themas fanden sich nur relativ wenig Leute ein.

Erstaunlicherweise ging es da bei der Veranstaltung viel um die Rahmenbedingungen von Knast, Erwerbslosenbewegung, Knast-Soli-Arbeit. Es gab auch einen 9-Minütigen Beitrag von Werner Braeuner selbst. Auch wurde der Mord an Christy Schwundeck thematisert.

Erwerbslosenkampf / -Bewegung

Außer das es in dem Beitrag über die Repression beim Job-Center und Kürzungen durch die Arbeitsagentur und einige Rechtliche Verschlechterungen ging, wurde die Erwebslosenbewegung als solche thematisiert. Sie sei im wesentlichen eine Vorfeld-Organisation der „Sozialdemokratie“ (SPD/Linkspartei) um beunruhigte Massen einzufangen und als Stimmvieh zu kanalisieren. Außerdem habe sich die Erwerbslosenbewegung von ihrem vorher schon bekannten Aktivisten Werner Braeuner „nach der Tat“ distanziert. Es gebe de facto keine Unterstützung aus politisch aktiven Erwerbslosen-Gruppen. Auch komme immerwieder die Diskussion mit Erwerbslosen auf, daß Werner doch „am Leben bleiben müsse“. Aber es ist doch schließlich keine Verzweiflungs-Aktion die Werner Braeuner mache, sondern der Rahmen in dem sich dieser Gefangene ausgesucht hat seinen Knast-Kampf zu führen. Bei der Veranstaltung gab es insbesondere nach dem Beitrag von Werner Braeuner nur Zustimmung wo er die Gründe aufzählt, warum er Hungerstreik (bis zum Tod) macht, nämlich um zu (über)leben und einigermaßen gesund aus dem Knast herauszukommen. Die „Hungerwaffe“ würde drinnen wie draussen angewendet um Leute gefügig zu machen, es sei ein Mittel des Klassenkampfes von oben. Es ist ja auch unter aller Würde um jedes Krümel Brot betteln zu müssen.

Außerdem wurde berichtet daß die Referentin einen unscheinbaren Alten, nett aus sehenden Mann gesehen hat, der aus dem Job-Center von der Polizei abgeführt wurde. Später erfuhr sie daß dieser mit einer Axt auf Sachbearbeiter losgegangen sein soll. Auch wurden Christy Schwundeck und andere Vorfälle thematisiert. Das die „vermeintlichen“ Täter aber die eigentlichen „Opfer“ sind, da oft lebensnbotwendige Operationen (Panzermine im Sozialgericht) oder 100 Prozentige Kürzungen vorhergingen und es bewusst darauf von den Arbeitsagenturen darauf angelegt wird die Situationen zu eskalieren um erwerbslose Menschen im Nachhinein zu dämonisieren und zu verteufeln.

Gefängnis

Situation der Gefangenen in den deutschen Knästen wurde angeführt es gebe momentan 62 348 Gefangene und daß die meisten „soziale Gefangene“ seien, die hauptsächlich wegen Eigentumsdelikten säßen. Ein Drittel säße wegen Schwarzfahrens in (Berlin-)Plötzensee ein [siehe aktuelle Richterdiskussion]. Nur 4% seien Frauen.

Fast 40 Prozent der Gefangenen seien in Abschiebeknästen. Es wurde Isolationshaft (Folter), Arbeitszwang, Bestrafung und die „Gefügigmachung zur Verwertung“ also Resozialisierung. Das wichtigste sei die Angst die dadurch erzeugt würde.

Vom Bund sei 6,77 Euro am Tag für das Essen festgeschrieben, beispielsweise werden in Sehnde werden aber nur Rund 2 Euro ausgegeben. Dadurch ist der meistens aus dem Knastladen benötigte zukauf überteuert.

Der Arbeitszwang dient nicht der Resozialisierung, sondern der Profitmaximierung. Teilweise haben die Gefangenen die Arbeiter sind eine schlechtere Ernährung als jene im Knast, wie Werner Braeuner berichtete.

Es gebe sehr viele individuelle Hungerstreiks die nie öffentlich bekannt werden, teilweise wurden politische Hungerstreiks auch schon von sozialen Gefangenen unterstützt in deutschen Knästen.

Über Person Werner Bräuners / Besuche des Selbigen

Der Referent berichtete das er in einer Recherche Werner Braeuner gefunden hätte, ihn daraufhin angeschrieben hätte und seit dem regelmäßig besucht.

Sie hätten eine ähnliche Biografie und zwar die Generation deren Väter bei der Wehrmacht, oder Flaghelfer, waren. Die Jugend verbrachte Werner Bräuner im Ruhrgebiet in kleinbürgerlichen/ proletarischen Verhältnissen. Die damals prägende Ideologie in den 60iger Jahren war ja: „Unsereins kann sowieso nichts machen.“

Durch den wirtschaftlichen Aufschwung wurden laut Werner „Aus geselligen Untertanen einsame Konsumenten“. Es sei die sogenannte „Ford-Capri-Generation“ die ganz schnell anfing über „den Faschismus zu schweigen“ und die „ehemaligen Ketzer seien die fanatischsten Gläubigen“ und das sich dieser Untertanengeist auf die Sozialdemokraten übertragen hätte.

Werner Redebeitrag

War im Wesentlichen aus dem Freitag-Abend-Interview vom 30.Mai 2011 woraufhin relativ zeitnah wahrscheinlich die Umschlußzeiten für alle „Nichtarbeitenden“ Gefangenen geändert wurden, so dass diese kaum noch auf die arbeitenden Gefangenen treffen würden.

Briefe und Diskussion

Es wurden Briefe verlesen und eine Diskussion geführt. Z.B. Nachfragen über die Politisierung Werners und auch über das Todesfasten. Da geht es nämlich eben darum für das Leben zu streiken und notfalls auch das Eigene Leben im Revolutionären Klassenkampf einzusetzen um zu überleben. Da war interessanter Weise eine große Übereinstimmung bei allen Beteiligten.

Werner Braeuner
JVA Sehnde
Schnedebruch 8
31319 Sehnde

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