Zur Vollständigkeit dokumentieren wir hier den ersten Brief der Soligruppe an Werner Braeuner. Die Antwort haben wir bereits veröffentlicht und kann hier nachgelesen werden.
Hallo Werner,
Sozial-Revolutionäre klassenkämpferische Grüße zu dir! Halte Durch, laß dir nich unterkriejen, wa!
Icke, …, wurde damit beauftragt dir im Namen der Soligruppe zu schreiben. Wie mensch ja immerwieder mitkriegt, bist du ja bestens informiert drinnen was hier draussen so los ist. Da ich immerwieder auch Briefe von dir abtippe (für das Internet) muß ich mich entschuldigen, wenn beim Abtippen sich immerwieder Rechtschreibfehler einschleichen! Ich verspreche dir auch die nächsten Briefe an Dich handschriftlich zu schreiben.
In unserer Solidaritäts-Gruppe sind recht unterschiedliche „klassenkämpferische“ Strömungen vertreten, weswegen mensch jetzt wahrscheinlich revolutionär-erwerbslos-arbeitende-autonom-anarcho-kommunistische-syndikalistische-antifa-Grüße senden müsste. Es kann gesagt werden daß viele Menschen in der „Szene“ über deinen Fall und deinen Hungerstreik bescheid wissen. In wie weit das gesellschaftliche Relevanz bekommt kann mensch leider immer erst mittelfristig beurteilen. Die Daumenregel ist wohl folgende: Umso länger eine Kampagne dauert umso mehr Relevanz bekommt sie. Nun in diesem Fall haben wir ja nicht soviel Zeit. Es ist auch schrecklich das immer erst etwas passieren muß damit Leute aktiv werden. In Berlin ist ja eine Informations- und Veranstaltungsüberfrachtung, weswegen eine Einschätzung schwierig ist.
Im Fall unserer Arbeit müssen wir schon konstatieren daß wir in unserem bescheidenem Rahmen eine ganze Menge hinkriegen hier in Berlin. Morgen ist eine Veranstaltung über Dich (wo ich dir sofort danach auch schreiben werde). Nächste Woche ist eine Kundgebung am Job-Center Neukölln geplant. Das unsere Soliarbeit gegen die Zustände im Knast nicht nur dir persönlich gilt sondern auch um über die Zustände weswegen du streikst zu informieren ist ja auch klar. Da ja Revolutionär denkende Menschen eh immer mit einem halben Bein im Knast stehen und wir ebenfalls von diesen Zuständen betroffen sein könnten ist das indirekt auch eine „Selbsthilfe“. So sind auch die Berichte über Ronald Wenzel ganz wichtig um das Ganze auch mal aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Wir finden es gut und wichtig daß die Kommunikation zwischen uns klappt. Auch ist dein Wille bei uns angekommen, das es eine „bewusste Tat“ war, sozusagen eine Aktion im „sozialen Krieg“ sei. Es gibt zwar auch Stimmen die so etwas problematisisieren, aber es ist gut und richtig das es keine „Verzweiflungstat“ gewesen sei und das wurde dann auch berücksichtigt.
Es gibt so einige Anzeichen dafür daß Teile des Staates unsere Solidaritäts-Arbeit für Dir auch ganz interessant und toll finden und dabei alle Register ziehen. Hoffentlich gibt es dadurch noch mehr Aufmerksamkeit für deinen HS und die Zustände in Sehnde. Ich hoffe es sind schon Postkarten bei dir angekommen. Ich bin auf jeden Fall ganz gut eingebunden. Bei dem Roten Abend im Zielona Gora in Berlin-Friedrichshain haben Peter Nowak und Willi Hajek auch etwas zu deinem Fall gesagt. Ganz gut wie ich finde.
Anarchistischer Gruß … 😉