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EILT EILT EILT!!!!! Yusuf Tas: Hungerstreik hat erreicht kritische Grenze erreicht

Der sich seit dem 30. März im Hungerstreik befindende politische Gefangene Yusuf Tas, wurde am 24. Mai im Justizvollzugskrankenhaus Hohenasperg besucht. Seine Freunde teilten nach dem Besuch mit, dass Yusuf sich nun am 56. Tag seines Widerstandes gegen die Repressionen des JVA Heimsheim, für den Briefverkehr in der Muttersprache, die Aufhebung der Sondermaßnahmen befindet und er seit seiner Verlegung aus der JVA Stammheim am 26. Februar mit Rechtskräftigkeit des Urteils erst der zweite Besuch möglich war.

„Yusuf hat inzwischen nahezu 20 kg verloren (aktuelles Körpergewicht 54 kg), sein Gesundheitszustand ist sehr besorgniserregend. Wegen massiven Gewichtsverlustes hat sich sein äußeres Erscheinungsbild stark verändert, die geistigen und körperlichen Funktionen sind deutlich beeinträchtigt. Ein Gespräch kam nur sehr schleppend zustande. Wir haben große Sorge, dass er die nächsten Tage nicht überleben wird.“

Wir rufen alle sich solidarisierenden Gruppen, Bündnisse und Einzelpersonen auf, zumindest jetzt, mit allen Mitteln, das Sterben in Hohenasperg und eine mögliche Zwangsernährung, was nicht anderes bedeutet, zu verhindern, indem mit Nachdruck die Erfüllung seiner einfachen Forderungen durchgesetzt wird:

Briefverkehr in der Muttersprache
Erwerb von Büchern und sonstiger Lektüre -auch in türkischer Sprache
Aufhebung der Isolationsaft

Freiheit für alle politischen Gefangenen!
Yusuf Tas ist nicht allein!

Solidarität zeigen

Die Lage spitzt sich zunehmend zu und unsere Solidarität ist dringlicher denn je. Umso wichtiger wird es, dass wir Yusuf in seinen Forderungen für die uneingeschränkte Kommunikation unterstützen.

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Daher schreibt ihm und zeigt ihm, dass er nicht alleine ist

Yusuf Taş
Justizvollzugskrankenhaus Hohenasperg
Schubartstr. 20
71679 Asperg

Berichtet über seine Situation. Nachfragen, Protestfaxe und -anrufe bei der JVA bauen ebenfalls Druck auf

JVA Heimsheim
Mittelberg 1
71286 Heimsheim

Tel.: 07033/3001-0
Fax:: 07033/3001-333
Mail: poststelle@jvaheimsheim.justiz.bwl.de

Hintergrund

Yusuf Tas, §129b Gefangener seit 2013, befindet sich seit dem 30. März im Hungerstreik. Ihm wurde seitens der JVA Leitung untersagt auf Türkisch Briefe zu schreiben und zu telefonieren. Briefe wurden zurückgehalten und seine Anwaltspost wurde ihm nicht ausgehändigt. Auf seine Anträge und Nachfragen wurde erst nach mehreren Wochen reagiert. Ihm wurde gesagt, dass Dolmetscher teuer seien und dass er ja diese nicht zu bezahlen habe, weswegen er nicht mehr auf Türkisch kommunizieren solle. Aus diesem Grund ist er in den Hungerstreik getreten, um durchzusetzen auf Türkisch – seiner Mutterprache – zu schreiben und zu telefonieren.

Nach 34 Tagen im Hungerstreik wurde Yusuf am 02. Mai von der JVA Heimsheim in das Gefängniskrankenhaus Hohenasperg verlegt, wo ihm Zwangsmaßnahmen, wie die Zwangsernährung, drohen. Yusuf Tas hat aber in aller Deutlichkeit klar gemacht, dass er sich gegen diese Maßnahmen wehren wird, solange er nicht durchgesetzt hat auf Türkisch kommunizieren zu dürfen.

Yusuf Tas verbrachte den Großteil seines Lebens als politisch Geflüchteter in Österreich. Er stammt aus einer christlichen Familie mit arabischen Wurzeln – geboren in der türkischen Mittelmeerstadt Hatay (Iskenderun) – und verließ mit seiner Familie wegen religiöser Verfolgung seine Heimat. Er setzte sich in den folgenden Jahren mit der allgemeinen politischen Lage in seinem Land auseinander und schloss sich zahlreichen Initiativen an, um den Menschen in seiner Heimat eine Stimme zu geben. Er nahm sich aber auch Problemen und Hindernisse für ein solidarisches Zusammenleben der Menschen unterschiedlicher Nationalitäten in Europa an und sprach sich gegen jede Art von Rassismus aus. Unmittelbar vor Zuspruch der österreichischen Staatsbürgerschaft, wurde er Monate nach seiner Festnahme und am 49. Tag eines Hungerstreiks, den er gegen die Auslieferung begonnen hatte, nach Deutschland überstellt.

Dort wurde er in einem politischen Prozess in Stuttgart, in dem es keine Beweise gab sondern nur Vermutungen und Vorwürfe, wie etwa die „Unterstützung einer illegalen Organisation“ mittels Organisierung von Konzertveranstaltungen der bekanntesten und meist gehörten türkischen Protestband „Grup Yorum“ zu 6 Jahren Haft verurteilt.

(aus einem Artikel in der JW):

„Yusuf Tas war im Juni 2013 in Österreich verhaftet und an Deutschland ausgeliefert worden. Vom Oberlandesgericht Stuttgart war er dann Ende Juli 2015 zusammen mit zwei weiteren Männern und einer Frau wegen angeblicher Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland nach Paragraph 129 b des Strafgesetzbuches (StGB) zu einer Gefängnisstrafe von sechs Jahren verurteilt worden.

Dem genannten Paragraphen zufolge muss einem danach Verurteilten keine individuelle Straftat nachgewiesen werden.

Die Protestform des Hungerstreiks hat Tas nach Angaben des »Arbeitskreises Solidarität« gewählt, weil er kaum eine andere Möglichkeit hat, Gehör zu finden und auf Schikanen und Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen. Die Anstaltsleitung reagierte darauf, indem sie Tas am 2. Mai mit Gewalt in das Justizvollzugskrankenhaus Hohenasperg verlegen ließ – mit der Ankündigung, ihn dort zwangsweise zu ernähren, wenn sich sein Gesundheitszustand drastisch verschlechtern sollte. „

Innerhalb der deutschen Medienlandschaft ist selten von politischen Gefangenen die Rede. Aktuell gibt es 25 Gefangene, die mit Hilfe des §129b inhaftiert und teils ähnlichen Bedingungen ausgesetzt sind. Darüber hinaus gibt es noch weitere politische Gefangene in Deutschland, die auch mit Schikanen konfrontiert sind und sich gegen diese zu wehren haben.