VON DER DDR LERNEN, FÜR DIE ZUKUNFT KÄMPFEN
Seit nunmehr 35 Jahren leben wir in einem „vereinigten“ Deutschland, oder der Bundesrepublik. Für einige Menschen ist das ein Grund zu feiern. Doch ist dieser Tag für uns als Klasse, in den sogenannten neuen Bundesländern, auch ein Feiertag?
Was ist gemeint wenn an dieser Stelle von Klasse die Rede ist? Gemeint sind all jene Menschen, welche nicht über Produktionsmittel also Großbetriebe verfügen, dank Immobilienbesitz von Mieteinnahmen leben können oder deren Geld sich nicht durch Spekulationen und das Anlegen in Aktien vermehrt. Ob Du also ArbeiterIn vieleicht noch in Ausbildung, LeistungsbezieherIn, StudentIn, SchülerIn bist, als RentnerIn jeden Groschen zweimal umdrehen musst, oder Dir das Überleben im Kapitalismus auf informelle Art und Weise ermöglichst. Du bist Teil jener Klasse die sich Proletariat nennt und kommst in der Logik des Kapitalismus höchstens als Zahl vor. Zu lachen geschweige denn zu feiern hast Du eigentlich wenig bis garnicht. Das kennst Du bestimmt, wenn Dir zum Beispiel die Miete und die Nebenkosten schonmal fast die Hälfte Deines Einkommens auffressen. Wenn Du weder einen Hausartzt, geschweige denn einen Kitaplatz bekommst. Oder Dich beim Einkaufen, an der Kasse zwischen Fassungslosigkeit und dem Drang einen Diebstahl zu begehen wiederfindest. Du gehörst ebend nich zu den 10% Menschen die über die Hälfte des Gesamtvermögens unserer Gesellschaft unter sich aufgeteilt haben. Diese gehören der Klasse der Kapitalisten an und können am „Tag der deutschen Einheit“ die Korken knallen lassen. Denn die Annexion der Deutschen Demokratischen Republik, sowie der sich einige Jahre später ereignende Zerfall der Sovietunion, brachte für diese Klasse, nicht nur hierzulande, so einiges an Schnäppchen und Profiten mit sich.
Da wir Proleten am 3. Oktober also offensichtlich nichts zu feiern haben, gehen wir auf die Staße und stellen die Frage, ob es uns in einem Land welches versucht den Sozialismus als Gesellschaftform umzusetzen nicht besser gehen würde als in der kapitalistisch, imperialistischen BRD?
Wenn im Folgenden die Rede von den Unterschieden zwischen der DDR und der BRD ist, dann weil Geschichte erklärt, was Gegenwart bedeutet. Und weil auch hier in Magdeburg die Spuren dieser Unterschiede bis heute sicht- und spürbar sind, ob nun in unseren Biografien, Stadtteilen und nicht zuletzt in unserer Arbeitswelt und dem alltäglichen Leben.
Beginnen wir mit zwei Dingen, die in der DDR nicht nur als Pflicht, sondern als Versprechen galten.
Bildung und Gesundheit.
Kinder und Jugendliche wurden unabhängig von (Klassen)Herkunft oder Vermögen gefördert. Das war keine soziale Geste, sondern staatsbürgerliches Ziel. Der Zugang zu kostenfreien Kindergärten, ärztlicher Versorgung und einem durchlässigen Bildungssystem war ein zentraler Bestandteil der Sozialpolitik der DDR. Dass ein Arbeiterkind den selben Zugang zu einem Studienplatz hat wie eines aus akademisch geprägtem Elternhaus ist ein Anspruch, den viele von uns bis heute vermissen. Für eine solche Sozialpolitik fehlt in der BRD angäblich das Geld, 500 Milliarden Euro für Rüstung sind allerdings drin. Und auch das ist für Kapitalisten ein Grund alljährlich am 3.10. das Glas zu erheben. Nicht nur das Deutschland wieder vereint ist sondern jetzt auch wieder anständig Kriegstüchtig gemacht werden soll ist für diese Leute ein Grund zur Freude. Nicht selten verdankenen sie ihren Lebensstandart nähmlich dem Erben von Vermögen, welches unter dem deutschen Faschismus oder in dem von ihm losgetretenen Krieg „erwirtschaftet“ wurde. Was uns zu einem weiteren Punkt bringt.
Antifaschismus war in der DDR nicht nur politischer Konsens, sondern Verfassungsauftrag.
In Artikel 6 der Verfassung war der Kampf gegen Faschismus festgeschrieben. Die Repression die in der BRD AntifaschistInnen entgegenschlägt spricht eine entgegengesetzte Sprache. Und dass in einer Zeit, in der faschistische Ideologien zunehmen, Nazis wieder durch die Straßen marschieren und (um mal in Sachsen Anhalt zu bleiben) bei den anstehenden Landtagswahlen auch mit einer Erweiterung ihrer parlamentarischen Einflussmöglichkeiten zu rechnen ist. Da ist es doch lohnenswert sich daran zu erinnern, dass Antifaschismus im Sozialismus, aus gutem Grund, Staatsauftrag war. Ebenfalls zum Staatsauftrag gehörend und verfassungsmäßig festgeschrieben war das Recht auf Arbeit.Heute reichen oftmals zwei Jobs nichtmehr aus um über die Runden zu kommen. Ob Mindestlohn, Leiharbeit oder Gewerkschaften deren Tätigkeit nur noch auf „sozialen Frieden“ anstatt echte Veränderungen durch Arbeitskämpfe abzielt. Auch in diesem Bereich profitiert ein kleiner Teil der Gesellschaft von deren Ausrichtung, während die große Mehrheit sehen muss wo sie bleit.
Die DDR versprach Vollbeschäftigung und hielt dieses Versprechen. Viele ältere Menschen erzählen noch heute davon, dass sie gerne zur Arbeit gingen und einige treffen sich sogar noch regelmäßig mit ehemaligen KollegInnen. Der plötzliche Übergang zur Marktwirtschaft ab 1990 war für die Menschen hier in Magdeburg keine Befreiung, sondern ein Schock. Viele wissen noch das zum Beispiel in den SKET Werken 20 000 Arbeitsplätze vernichtet wurden. Oder erinnern sich daran was mit Robotron oder dem VEB Medizin- und Labortechnik geschah. Die Treuhand zerstörte damals nicht nur Arbeitsplätze sondern vernichtete ganze Lebensentwürfe. Heute nur noch als Zahlen in Statistiken zu finden, traf es zum Beispiel Jugendliche die einen Lehrberuf ausgeübt hatten, den es nach der „Wende“ einfach nicht mehr gab. Oder Frauen, die mit 50 plötzlich „nicht mehr gebraucht“ wurden. Warst Du ebend noch eine gleichwertige, starke Genossin und Kollegin sahst Du dich nun mit erheblichen Einschränkungen deiner Rechte konfrontiert. Seit 1972 konntest Du dank des Abtreibungsgesetzes selbstbestimmt über Dein Leben und Deine Zukunft entscheiden. Jetzt galt auch für Dich der § 218. Krippen-, Kita- und Hortplätze waren für jedes Kind da und stellten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sicher. Mütter und Väter konnten voll am Arbeits- und Gesellschaftsleben teilnehmen. Frauen hatten das Recht auf Mutterschutz, Geburtenbeihilfen und das Babyjahr. Sie wurden nicht nur nach der Geburt unterstützt, es gab im gegensatz zu heute auch ausreichend Hebammen und Krankenhausplätze. Ein breites System an Förderungen zum Beispiel in Form von Betriebseigenen Ferienunterkünften und Sportvereinen oder auch im kulturellen Bereich ermöglichte Frauen, Familien und Kindern umfangreiche gesellschaftliche Teilhabe und Sicherheit. Ob im Betriebskindergarten, der Arbeitsgemeinschaft an der Schule, oder in den Pionierorganisationen und der FDJ, für Freizeitgestaltung und Gemeinschaftsaktivitäten war gesorgt. Staatlich garantierter Wohnraum und an das Einkommen gekoppelte Mieten waren eine wichtige Sicherheitsgrundlage für Familien und Alleinerziehende. Seit der Annexion der DDR sind Frauen die Untergeordneten in der Gesellschaft. Sie sind die die sich die Mieten nicht mehr leisten können, nicht wissen wohin mit den Kindern. Sie schmeißen den Haushalt, werden angeschrien oder geschlagen. Immer weiter steigende Lebenshaltungskosten, der Mangel an auskömmlichen Jobs und der Wegfall des besagten Systems der Familienförderung führen für einige Frauen sogar auf den Strich. Neben all dieser Scheiße, besteht für sie dann auch noch der Druck auszusehen als ob Sie frisch vom Kosmetiker oder gleich aus der Schönheitsklinik kommen.
Die Liste solcher Um- und Zusammenbrüche von Lebensentwürfen und Zukunftsplänen ließe sich beliebig lang fortsetzen. Klar ist, die Auswirkungen betreffen uns alle, hier in Magdeburg und heute im Jahr 2025. Einem Jahr in dem sich die Verteilungskämpfe unter der Kapitalistenklassen der ganzen Welt erheblich zuspitzen und die Europäische Union, am besten unter deutscher Führung über die Aufteilung des Kuchens mitverhandeln soll. Was uns zum Thema Aussenpolitik führt. Die DDR verstand sich als internationalistische Kraft und ließ diesem Verständnis auch Taten folgen. Ganz praktisch, durch die solidarische Unterstützung antikolonialer Befreiungsbewegungen im Trikont, ob in Angola, Mosambik, Vietnam oder JA! …auch in Palästina.
Die DDR erkannte schon frühzeitig die Rechte des palästinensischen Volkes an. Während sich die BRD damals wie heute, eng an die US- und NATO- Politik bindet und aktiv am Völkermord in Gaza und dem Terror in der Westbank mitwirkt. Der BRD Repressionsapparat welcher mit den Paragraphen 129, a und b gegen AntifaschistInnen vorgeht, überzog also folgerichtig auch eine Demonstration in Magdeburg welche mitte August in Solidarität mit dem Widerstand des palästinensischen Volkes sattfand mit polizeilichen Willkürmaßnahmen. Auch diese Gegensätze wollen wir am 3. Oktober hervor heben, da wir Internationalismus und Völkerfreundschaft weitaus mehr abgewinnen können als der imperialistischen Durchsetzung westlicher Interessen und der Kontinuität des deutschen Millitarismus.
Es ist keineswegs so, dass wir der DDR völlig kritiklos gegenüberstehen. Und ja, nur wenige von uns können aus eigener Erfahrung über ein Leben in einer sich als sozialistisch verstehenden Gesellschaft sprechen. Und doch zeigt die hier angestellte, kurze Gegenüberstellung der DDR- Vergangenheit und dem BRD- Jetzt, in unseren Augen Eines sehr deutlich. Ein System welches auf der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen basiert, macht unser Leben Tag für Tag zu einem reinen Überleben. Und dieses Überleben wird für uns in den kommenden Jahren mit Sicherheit nicht einfacher. Wir sind ebend, anders als es der Kapitalismus verspricht, nicht „unser eigenen Glückes Schmied“. Wir können uns noch so sehr anstrengen, nicht harte Arbeit entscheidet in unserer Gesellschft über Erfolg und Misserfolg, sondern Reichtum und Privilegien sind ausschlaggebend. Was unsere Lebensumstände wirklich verbessern kann, ist eine Gesellschaft in der Reichtum gleichmäßig verteilt ist, in der anhand von den Bedürfnissen der in ihr lebenden Menschen, geforscht, gewirtschaftet und letztlich produziert wird. Kurz und knapp einen neuen Sozialismus. Zu erreichen wird dieser allerdings nur seien, wenn wir uns als Klasse organisieren. Ansätze dieser Organisierung bestehen bereits, seien es selbstorganisierte Stadtteil- und Infoläden in denen Voküs, Lebensmittelverteilungen und etliche andere soziale Angebote stattfinden, oder verstärkte Aktivitäten gegen das wieder auf die Straßen drängende Faschopack. All das sind Teile eines Klassenkampfes von unten, den wir nur gemeinsam als Bewegung führen können. Anstatt uns also an Unterschieden abzuarbeiten, sollten wir uns auf die Gemeinsamkeiten die uns als revolutionäre Kräfte verbinden konzentrieren und uns so in die Lage versetzen, aus unseren Szenen und Blasen herraus an unsere Klassengeschwister heran zu treten um gemeinsam für eine grundlegende Veränderung unserer Lebensbedingungen zu kämpfen.
Der Sozialismus für sich und die DDR als Beispiel für den Versuch ihn zu leben, sind Wegweiser in eine Zukunft, die für alle Menschen auf der Erde ein Leben ohne Ausbeutung und Unterdrückung, Kriege, Hunger und Elend ermöglichen können. Und für diese Zukunft wollen wir auch dieses Jahr wieder mit Euch zusasmmen auf die Straße gehen und kämpfen, anstatt im Einheitstaumel zu vergessen, was uns als Klasse genommen wurde.
Kommt also am 03.Oktober 2025, um 14:00 Uhr, auf den Olvenstedter Platz, tauscht Euch aus, organisiert Euch und demonstriert für ein Leben, was diesen Namen auch verdient.
FÜR VOLKSMACHT UND SOZIALISMUS
