PALÄSTINA :Linke palästinensische Gefangene in israelischer Haft

Viele der bekanntesten Vertreter der palästinensischen Linken befinden sich in israelischer Haft. So etwa der PFLP-Generalsekretär Ahmad Saadat seit 2006 und das linke Fatah-Mitglied Marwan Barghouti seit 2004. Laut palästinensischen Angaben wurden in der Westbank und in Jerusalem im Oktober 2.070 Personen vom israelischen Militär verhaftet. Darunter waren 145 Kinder und 55 Frauen. Den Daten zufolge betrug die Zahl der Gefangenen in israelischer Haft bis Ende Oktober etwa 7.000, darunter 62 weibliche Gefangene. Die Situation in den israelischen Gefängnissen hat sich für palästinensische Gefangene seit dem 7. Oktober enorm verschlechtert, berichtet der DFLP-Sprecher Fouad Baker aus Beirut der jW. Besuche von Familienangehörigen würden nicht mehr erlaubt. »Von vielen gestorbenen Gefangenen liegen seit Jahrzehnten die Leichname in den israelischen Kühlräumen«, doch Israel weigere sich, die Körper an ihre Familien zu Bestattung zurückzugeben, erzählt Baker. Einige wurden in Massengräbern in Israel verscharrt. Ihre Familien wissen nicht, wo die Leichname begraben sind, und können sie nicht besuchen.

»Palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen leiden unter Folter, medizinischer Vernachlässigung, Einzelhaft und rassistischen Gesetzen der israelischen Knesset zum Entzug ihrer Staatsbürgerschaft«, berichtet Baker weiter. Die Behandlung der palästinensischen Gefangenen verstoße gegen die dritte und vierte Genfer Konvention über Kriegsgefangene, doch Israel sei die internationale Gemeinschaft gleichgültig, betont Baker, der als Menschenrechtsanwalt arbeitet: »Eines der Ziele der Operation ›Al-Aksa-Flut‹ ist die Befreiung palästinensischer Gefangener aus israelischen Gefängnissen«, erzählt er. Gelingen soll dies durch einen Gefangenenaustausch, den Israel bisher ablehnt.

Ähnliches berichtet das Gefangenenbüro der PFLP: Aufgrund von Folter sollen im Oktober einige Gefangene gestorben sein, heißt es in einer Erklärung vom 29. Oktober. Seit Anfang Oktober würden sie nicht mehr ausreichend Nahrung erhalten und nur noch rohen Thunfisch, Mais und gelegentlich ungenießbare Eier bekommen, kritisierte die PFLP. Auch in Europa befinden sich palästinensische Aktivisten in Haft. Der langjährigste Gefangene ist Georges Ibrahim Abdallah. Der Libanese ist ein ehemaliges Mitglied der PFLP. Seit 1984 sitzt er in Frankreich in Haft, obwohl er seine Strafe bereits 1999 abgesessen hatte.
junge Welt 7.11.23