Das Revolutionäre Bündnis Zürich ruft für nächsten Samstag zu einem Knastspaziergang zum Knast Lenzburg, in dem Marco Camenisch inhaftiert ist, auf. Hintergrund ist die Verweigerung der bedingten Entlassung für Marco Camenisch, der seit 1991 zuerst in Italien, dann in der Schweiz inhaftiert war. Wir dokumentieren hier den Aufruf:
Samstag, 21. April 2012, Treffpunkt: 14.00 Uhr Bahnhof Lenzburg
Solidarität ist eine Waffe
Das Zürcher Amt für Justizvollzug verweigert die bedingte Entlassung von Marco Camenisch. Der Bündner Ökoanarchist sitzt seit 20 Jahren für sein politisches Engagement im Gefängnis; derzeit in Lenzburg. Dieses Jahr hat Marco Camenisch 2/3 seiner Strafe abgesessen. Eigentlich steht in der Schweiz jeder und jedem Gefangenen – bei guter Führung – die bedingte Entlassung nach 2/3 der Haftzeit zu. Nicht aber Marco. Am 8. Februar sollte eine „Anhörung“ zu seiner bedingten Entlassung stattfinden. Das Zürcher Amt für Justizvollzug liess Marcos Anwalt wissen, es werde dabei um „die von uns beabsichtigte Abweisung der bedingten Entlassung gehen.“ Marco würden an der „Anhörung“ keinerlei Fragen gestellt. Die „Anhörung“ ist also gar keine, sondern eine Farce. Der Entscheid ist bereits gefallen. Marco soll weggesperrt bleiben, weil er sich nicht brechen lässt, weil er an seiner politischen Überzeugung festhält. Bereits vor fünf Jahren versuchte der SP-Staatsanwalt Ueli Weder, Marco zu verwahren. Begründung: das sei ja ein Anarchist! Und das Zürcher Amt für Justizvollzug verweigerte ihm mehrfach aus politischen Gründen einen bewachten Hafturlaub, der ihm als Vorbereitung auf eine bedingte Entlassung an sich zugestanden hätte.
Schreibt Marco: Marco Camenisch, PF 45, CH-5600 Lenzburg (Abs.-Adresse nicht vergessen)
*** Wer ist Marco Camenisch? Marco Camenisch (geb. 1952) war Ende der 1970er in der Anti-AKW-Bewegung aktiv. Anfang 1980 verhaftet, wurde er 1981 u.a. wegen Angriffen auf die Einrichtungen der Atomindustrie zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt. Noch im selben Jahr gelang ihm die Flucht aus der Haftanstalt Regensdorf. 1989 machten ihn Medien und Staatsschutz für den Tod eines Grenzpolizisten im Bündnerland verantwortlich; Marco wies die Anschuldigungen zurück. 1991 erneute Verhaftung in Massa Carrara (Italien), dann 12 Jahre Gefängnis u.a. wegen Sabotageaktionen gegen die Atomindustrie. 2002 wurde Marco an die Schweiz ausgeliefert und 2004 unter Vorsitz des heutigen SVP-Bundesrichters Hans Mathys wegen Mordes zu einer Zusatzstrafe von 18 Jahren verurteilt; zusammen mit der ersten Strafe also 28 Jahre, zusammen mit jener in Italien 40 Jahre! Das Bundesgericht erklärte das Strafmass denn auch für unzulässig, da viel zu hoch. 2007 wurde die Zusatzstrafe auf 8 Jahre gesenkt. 2012 hat er 2/3 abgesessen, spätester Entlassungstermin ist 2018. Marco hat sich in all den Jahren im Gefängnis immer solidarisch gezeigt mit fortschrittlichen Bewegungen inner- und ausserhalb der Gefängnismauern und an unzähligen Protesten teilgenommen.