Ayten Öztürk juni.

AYTEN ÖZTÜRK:

Am 8. März 2018 wurde ich aus dem Libanon gekidnappt und in die Türkei gebracht.
6 Monate lang habe ich in einem Folterzentrum in der Türkei alle Arten von Folter erlebt, vom Aufhängen bis zu „Falaka“ (Schläge auf die nackten Fußsohlen), Elektroschocks, von Schikanen bis zu versuchter Vergewaltigung, von in einen Sarg gelegt werden bis zum vorgetäuschten Ertränken.
Ich war in einer sehr kleinen, engen Zelle untergebracht. Und in dieser Zelle wollten sie mich ersticken, mich völlig von der Außenwelt abschneiden und mich von meinen Gedanken abbringen, indem sie mal kalte und mal heiße Luft einströmen ließen.
Ihr ward jeden Moment bei mir. Alle meine Lieben waren da. Die Werte, an die ich glaubte, waren da. Und ich bekam Kraft von ihnen. Ich habe mich mit ihnen gewehrt. Gegen das Angebot, mit denen zu kollaborieren, habe ich mich mit ihnen gewehrt. Natürlich habe ich das Angebot nicht angenommen und würde es auch niemals tun.
Nach einer solchen Periode wurde ein Prozessverfahren begonnen. Als ich während dieses Prozesses vor den Richter trat, hatten die Richter oder Staatsanwälte nicht einmal das Bedürfnis, sich meine Wunden anzusehen. Dabei gab es 898 Narben an meinem Körper. Ich hatte 25 Kilo abgenommen. Ich konnte nicht stehen, ich hatte Probleme beim Sprechen. Ich hatte Gleichgewichtsprobleme.
Weil ich an einem solchen Ort war,
konnte ich keine menschlichen Stimmen hören, ich konnte nicht atmen, ich konnte nicht lachen, ich konnte nicht sprechen. Nachdem ich eine solche Umgebung verlassen hatte, setzte sich die gleiche Ungerechtigkeit und Unrechtmäßigkeit im Prozess fort.
Es wurde versucht, die Folter zu verbergen.
Und bis heute hält die Ungerechtigkeit an.
Ich wurde eigentlich aus dem Prozess, in dem ich angeklagt war, entlassen, aber nach der Folter hat mich die Polizei in Ankara festgenommen, als ob sie mich dort gefunden hätte, wo die Folterer mich zurückgelassen hatten, und nach der Festnahmeprozedur wurde meine Inhaftierung willkürlich fortgesetzt.
Ich denke, dass diese Festnahme dazu diente, die Folter zu vertuschen, und ich denke, dass es ein Versuch war, diese Realität zu verbergen. Es gibt eine Realität der Folter in unserem Land. Und ich bin das konkreteste Beispiel dafür. Ich habe sie persönlich erlebt. Ich habe auch Gesundheitsberichte.
Diese Tatsache der Folter sollte überall aufgedeckt und erzählt werden, und ich lade alle ein, sensibel zu sein und gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen, damit diese Ungerechtigkeit und Brutalität nicht weitergeht.“
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