bulgarien hungerstrike

Bulgarien: Hungerstreik im Detention Center

Seit über vier Tagen sind Flüchtlinge in Bulgarien in der kleinen Stadt namens Lyubimets, an der türkisch-griechischen Grenze, im Hungerstreik. Sie protestieren gegen die Situation in ihrem Detention Center, das sie seit ihrer Ankunft nicht verlassen dürfen. Ihre Zahl stieg seit dem Beginn des Streiks von 14 auf 25 Personen.

Die protestierenden Flüchtlinge kommen aus Syrien und dem Irak, darunter wie wir erfahren auch zwei Minderjährige. Sie fordern eine Verbesserung ihrer Situation. Das Gebäude in dem Dorf Lyubimets war ursprünglich als Abschiebegefängnis konzipiert. Jetzt befinden sich dort Flüchtlinge, die in Bulgarien Asyl beantragen wollen. Nachdem sie von der Grenzpolizei aufgegriffen werden, kommen sie nach Lyubimets und bleiben dort mehrere Monate. In Bulgarien ist es die Regel, dass Geflüchtete zunächst auf unbestimmte Zeit inhaftiert werden. Mit vielen Inhaftierten wurde noch kein Interview für ein Asylverfahren geführt.

Als wir von dem Hungerstreik erfahren, versuchen wir, Kontakt mit dem Verantwortlichen in Lyubimets aufzunehmen. Dieser sei, laut Aussage des Polizisten am Eingang, im Urlaub. Wir sollen uns bei der Pressestelle des Innenministeriums melden. Andrew Jotko, zuständig im Innenministerium für die Abschiebegefängnisse in Busmantsi und Lyubimets erklärt in einem Telefonat, dass sich in dem Gebäude in Lyubimets nur illegale Menschen befänden, keine Flüchtlinge.

Per Telefon haben wir Kontakt zu den Streikenden im Flüchtlingsgefängnis. In dem Gebäude leben rund 50 Personen, darunter Familien mit Kindern. Sie erzählen uns, sie müssen für Übersetzungen 40€ zahlen, Familien 100€. „What if we have no money? Then we are not humans?“, fragt einer der Streikenden. Flüchtlinge – die jetzt in einem neu eröffneten Open Center in der Nähe des kleinen Dorfes Pastrogor leben – erzählen uns, dass sie im Detention Center in Lyubimets sogar die Polizei fragen müssen, wenn sie nur auf die Toilette gehen wollen. In Lyubimets wird ihnen gesagt, dass es gäbe keinen Platz in den offenen Unterkünften in Sofia, Bania und Pastrogor gäbe. Von den Lagern in Pastrogor und Sofia wissen wir jedoch, dass dort noch Plätze frei sind.

Als wir vor dem Gefängnis stehen, sehen wir lauter Hände, die uns durch die Gitterstäbe zuwinken. Rund 40 Menschen stehen dicht an dicht an den Gitterstäben des Gefängnisses Die Menschen rufen immer wieder „Freedom”, “Liberty” oder “Help us“. Einige halten Schilder in der Hand. Auf einem Karton steht geschrieben „Why are we here as prisoners for two month?“, auf einem weiteren Schild ist in Großbuchstaben gemalt: „Freedom“. Auf einem T-Shirt steht: “Still no rights, still illegal”, auf einem weiteren: ”Where is freedom, where are the human rights?”.

Die Wärter_innen im Gefängnis versuchen die Streikenden dazu zu bringen, ihren Protest zu beenden. Die Flüchtlinge erzählen uns, dass der Verantwortliche des Centers ihnen gesagt hat: „If you don’t eat, it’s not my problem, even if you don’t eat for two years. If you kill yourself, this is not my problem.” Außerdem wird ihnen gesagt, der Streik sei illegal. Ihnen wird damit gedroht, dass sie keinen Flüchtlingsstatus erhalten, wenn sie den Streik nicht beenden würden und sie nicht in ein sogenanntes Open Center verlegt werden.