laye conde

Gedenkaktion zum 10. Todestag von Laye Condé

Aus Anlass des 10. Todestages von Laye Condé versammelten sich am Mittwoch, 7. Januar, 150 Menschen, um auf einer Kundgebung dem bei der zwangsweisen Vergabe von Brechmitteln Getöteten zu gedenken und eine umfassende politische Aufarbeitung zu fordern. Im Mittelpunkt der Gedenkaktion stand die Forderung nach einem Gedenkort für Laye Condé und die zwangs­weise Brechmittelvergabe. Zudem wurde im Rahmen der Aktion die Dokumentation des Hearings »Wer war beteiligt an der Tötung von Laye Condé? Zur Rolle von Politik, Justiz, Polizei und Medizin.

Von der Brechmittelfolter zum Racial Profiling«, das im Juni 2014 auf dem Bremer Marktplatz stattge­funden hatte, vorgestellt. Dort hatten langjährige Kritiker_innen der Brechmittelfolter den bruta­len und unnachgiebigen Konsens nachgezeichnet, der über 13 Jahre in der Bremer Politik, Justiz oder bei der Bremer Ärztekammer bezüglich der Vergabe von Brech­mitteln herrschte.

Seit nunmehr 10 Jahrenerinnern Aktivist_innen alljährlich an den Tod von Laye Condé im Polizeigewahrsam und verweisen darauf, dass sein Tod das Ergebnis von staatlichem Rassismus einerseits und einer repressiven brutalen Drogenpolitik andererseits ist. Über 1.000 Mal wurden in der Zeit zwischen 1992 und 2004 Brechmittel verabreicht, auf der Kundgebung bezeichnete ein Sprecher Bremen dann auch als die „Hauptstadt der Brechmittelfolter“.

Die diesjährige Gedenkaktion fand erstmals nicht am Sielwalleck statt, sondern gegenüber der Kunsthalle Bremen – an dem Platz, den Aktivist_innen den zuständigen Stadtteilbeiräten und der Kulturbehörde zur Errichtung des Gedenkortes vorgeschlagen haben. Der Vorschlag beinhaltet ein ganz konkretes künstlerisches Konzept für diesen Gedenkort. Neben einer Tafel wird es auch dabei die Möglichkeit geben, sich verschiedene Tonspuren anzuhören, die über die Tötung Laye Condés sowie die Zeit der Brechmittelfolter insgesamt informieren. Während der Kundgebung wurde ein Bauschild aufgestellt, das schon einmal auf das geplante Ort erinnert.
Wie in einem Beitrag berichtet wurde, stehen die Chancen für einen Gedenkort realpolitisch gar nicht so schlecht – die Stadtteilbeiräte, die über ihn zu entscheiden haben, stehen der Initiative offenbar positiv gegenüber. Es wurde aber auch gesagt, dass es noch weitere Forderungen gibt, etwa die einer öffentlichen Erklärung von zentralen politischen staatlichen Stellen, dass die Pra­xis der Brech­mit­tel­ver­ga­be von Anfang anrassistische Folter und damit ein Feh­ler war. Darüber hinaus besteht von Seiten der Familie- von einem Bruder von Laye Condé wurde ein Grußwort verlesen – die Forderung, einem Familiengehörigen der Familie Condé ein Bleiberecht in der Bundesrepublik einzuräumen.

Im Rahmen der Gedenkaktion wurde auch die Doku­mentation des Hearings vorgestellt, das im Juni 2014 veranstaltet worden war. Dort stellten langjährige Kritiker_innen der Brechmittelvergabe wie Danja Schönhofer und Mathias Brettner vom ehemaligen Anti-Rassismus-Büro, der praktische Arzt Hans-Joachim Streicher, der viele von der Brechmittelvergabe Betroffene behandelt hat oder auch der heutige Fraktionsvorsit­zende von DIE GRÜNEN/Bündnis ’90, Matthias Güldneraus un­terschiedlichen Blickwinkeln dar, dass die Gefahren der Brechmittelvergabe für das Wohl­befinden und die Gesundheit der Betroffenen bei allen verantwortlichen Stellen bekannt wa­ren und sie diese Gefahren bewusst in Kauf nahmen.

Die Brechmittelfolter war ein aktiv gestaltetes brutales Projekt, spätestens nach dem Tod von Achid John in Hamburg 2001 war klar, dass man hier über Leichen geht.
(Die Dokumentation ist bestellbar unter: initiative_layeconde@yahoo.de und wird dann gegen Porto plus eine Spende von 0-3 Euro zugeschickt).

Wie jedes Jahr endete die Aktion mit dem Gedenken an die Opfer staatlicher und polizeilicher Gewalt – wie Oury Jalloh, Amir Ageeb und Christy Schwundeck, und mit Rosen und Kerzen.