Gesundheitliche Verfassung des schwarzen Aktivisten in US-Gefängnis verbessert
Von Jürgen Heiser, junge Welt 16.4.2015
Mit dem emeritierten Erzbischof Desmond Tutu aus Südafrika hat sich im Fall des politischen Gefangenen Mumia Abu-Jamal jetzt ein prominenter Menschenrechtler an die US-Gefängnisbehörde gewandt und eine umgehende Untersuchung des an Diabetes erkrankten Gefangenen durch externe Ärzte und seine angemessene medizinische Heilversorgung gefordert.
Dies stellte auch Suzanne Ross als notwendigsten Schritt in den Vordergrund, die am Dienstag als bislang letzte Besucherin bei Abu-Jamal war. Wie die Sprecherin der New Yorker »Free Mumia Abu-Jamal Coalition« mitteilte, fand sie Abu-Jamal in einer besseren Verfassung vor, »als ihn die weitverbreiteten Fotos, die eine Woche zuvor gemacht wurden«, gezeigt hätten. Ihm »schien es etwas besser zu gehen«, erklärte Ross.
Die unterschiedlichen Eindrücke seiner Besucher führt Ross »auf die Schwankungen des erhöhten Blutzuckerspiegels zurück, an dem er leidet«. Ross bezeichnete es als spürbaren Erfolg des Drucks der Solidaritätsbewegung, dass Abu-Jamal jetzt auf der Krankenstation des Gefängnisses SCI Mahanoy »eine bedeutend bessere Ernährung« erhalte. Er bekomme viel Obst und Gemüse, seine Nahrungsaufnahme sei auf 2.500 Kalorien pro Tag gestiegen und werde jetzt ständig kontrolliert. Es sei »der Anstaltsleitung wohl peinlich gewesen, bei der Nichtversorgung Abu-Jamals ertappt worden zu sein«, so Ross.
Beim Besuch sei es Abu-Jamal wichtig gewesen, ein paar Missverständnisse über seinen Zustand auszuräumen. Er habe in kurzer Zeit mehr als 80 englische Pfund (rund 36 kg) an Gewicht verloren und habe deswegen beim Sitzen Schmerzen, vor allem im Rollstuhl, in dem er sich derzeit ausschließlich bewegen kann. Seine Haut sei nach wie vor ausgetrocknet und von einem »gescheckten, mehrfarbigen und sehr schuppigen« Ausschlag bedeckt. Das sei »nicht schmerzhaft, jucke aber übel«, so Abu-Jamal. Gegen den Juckreiz müsse er sich ständig am ganzen Körper mit einer Hautcreme einreiben. Er zittere auch immer noch und hoffe, dass einer der externen Ärzte, deren Zulassung gefordert wird, eine Erklärung finde, woran das liegt. Falsch sei die Information, er habe eine Lungenentzündung gehabt.
jW-Ostseetörn
Ross erklärte weiter, sie habe Abu-Jamal trotz seines »körperlichen und emotionalen Traumas« als »wach und tiefsinnig« und »gelegentlich sogar humorvoll« erlebt. In seiner seelischen und geistigen Verfassung sei und bleibe er »zweifellos Mumia«. Er sei der Solidaritätsbewegung zutiefst dankbar und habe »großes Vertrauen in ihre Kraft«. Auf Ross‘ Frage, was die Bewegung seiner Meinung nach tun solle, habe er geantwortet: »Macht weiter mit dem, was ihr tut.« Für Ross ist das die klare Aufforderung, weiterhin »mit Protestanrufen, E-Mails und Faxen« bei den verantwortlichen Behörden Druck aufzubauen und mit öffentlichen Veranstaltungen über Abu-Jamals Lage aufzuklären.
Dieser Empfehlung schloss sich auch Noelle Hanrahan von Prison Radio gegenüber jW an. Man müsse »Mumias Situation im Auge behalten«. Die öffentlichen Proteste hätten bewirkt, dass Besucher zu ihm vordringen konnten. Seine Frau Wadiya Jamal sei jedoch »zutiefst besorgt«, dass der geschwächte Zustand ihres Mannes andauere »und er immer noch nicht die angemessene Behandlung und Diagnose« erhalte. Statt dessen, so befürchtet sie, befinde er sich wieder in der Umgebung, in der »seine chronische, aber behandelbare Erkrankung ihn fast umgebracht hätte«.
Solidaritäts- und Menschenrechtsgruppen fordern daher, sofort externe Vertrauensärzte zu Abu-Jamal ins Gefängnis zu lassen. Die Spendensammlung zur Realisierung der ärztlichen Betreuung erbrachte bislang über 22.000 US-Dollar und wird fortgesetzt. US-Aktivisten orientieren jetzt auf Abu-Jamals 61. Geburtstag am 24. April als internationalen Aktionstag. In Berlin findet zuvor am Samstag, dem 18. April, um 13.30 Uhr eine Demonstration vom Alexanderplatz zur US-Botschaft statt, zu der überregional mobilisiert wird.
Weitere Informationen: www.freedom-now.de