Viele kennen Joe Bausch aus dem „Tatort“. Dort spielt Bausch einen Rechtsmediziner. Im Erstberuf ist er jedoch seit 25 Jahren Knastarzt im Langstraferknast in Werl. Seit einigen Wochen ist nun sein Buch „Knast“ auf dem Markt. Auf knapp 280 Seiten gibt er intime Einblicke in das Denken eines Gefängnisarztes, aber auch in den Haftalltag aus Sicht eines Beamten.
Dabei spricht Bausch immer eine klare Sprache, wenn auch vielfach stark überzeichnet. So versucht er sich auf S. 140 ff. an einer „Kleinen Typologie der Verbrecher“, beschreibt angeblich „jedem Verbrechertypus“ zuschreibbare „Eigenschaften“ vom Bankräuber, über Zuhälter, Dieb, Mörder, bis hin zum Kinderschänder. Übergriffe im Knast kommen bei Bausch nur unter Gefangenen oder von Gefangenen auf Beamte, jedoch nie umgekehrt vor. Hier zeigt sich eine gewisse Blindheit, falls man Bausch nicht schlicht unterstellen möchte, hier dem Schweigekartell de Beamten zuzugehören.
„Knast“ gibt einen lebendigen Einblick in den Knastalltag und kann auch Gefangenen zur Lektüre empfohlen werden, wobei nicht alle Passagen, insbesondere wenn Bausch rechtliche Ausführungen zur Sicherheitsverwahrung macht, akkurat zu nennen sind.
Von dieser Schwäche abgesehen, und der oft recht holzschnittartigen Darstellungen kann man das Buch mit Gewinn lesen.
Thomas Meyer-Falk, z. Zt. JVA Bruchsal
Angaben zu dem Buch:
Joe Bausch, „Knast“, Preis 19.90 €
ISBN 978-3-550-080-3, erschienen im Ullstein-Verlag