revo. kampf

Weltweiter Aufruf zur Solidarität mit der Revolutionären Organisation – Revolutionärer Kampf

Quelle: enough-is-enough14.org

Griechenland. Weltweiteraufruf zur (finanziellen) Unterstützung von Pola Roupa und Nikos Maziotis

Ursprünglich von Mpalothia. Übersetzt von Enough14.

Wann immer die unterdrückten Massen versuchten, ein ungerechtes soziales, wirtschaftliches und politisches System umzukehren, war die Ressource der Waffen und der revolutionären Gewalt der Eckpfeiler einer jeden revolutionären Unternehmung. Es ist eine Tatsache, dass kein revolutionärer Prozess Gewalt als eine Form des Kampfes gegen die Unterdrücker*innen ablehnen kann. Anarchist*innen aller Zeiten haben die Formen des Kampfes nie gegeneinander abgegrenzt. Aus diesem Grund hat der Anarchismus als revolutionäre Bewegung eine ununterbrochene und grundlegende Beziehung zum bewaffneten Kampf, denn der bewaffnete Kampf entspringt den Wurzeln des niedrigeren sozialen Standes und des Proletariats, handelt für seine Interessen, entsteht als ein Konstruktionsmuster mit einer revolutionären Perspektive. Eine revolutionäre Bewegung, die sich selbst respektiert, kann nicht existieren, ohne einen parallelen Weg und eine organische Verbindung zum bewaffneten Kampf zu haben. So stehen wir in Solidarität mit den Genoss*innen, Männern* und Frauen*, die sich dafür entscheiden, auch den bewaffneten Kampf als Stadtguerilla zu führen, die die Analyse und Strategie mit dem Hauptziel der Schaffung einer Gesellschaft der wirtschaftlichen Gleichheit und politischen Freiheit hat. Wir respektieren und unterstützen ihre Wahl, besonders wenn unsere Genoss*innen auch unter schwierigsten Umständen noch für die Sache der sozialen Revolution kämpfen. Zwei dieser Genoss*innen sind Pola Roupa und Nikos Maziotis , Mitglieder der Revolutionären Organisation „Revolutionärer Kampf“. Die Genoss*innen werden zu lebenslanger Haft und zu 27 Jahren für Pola und zu 83 Jahren (nachdem sie im 4. Prozess gegen den „Revolutionären Kampf“ die lebenslange Haftstrafe gebrochen hatten) verurteilt, aber sie setzen ihren Kampf in den Gerichtssälen und Gefängnissen des griechischen Regimes unbarmherzig fort. Die Revolutionäre Organisation „Revolutionärer Kampf“ wurde 2003 gegründet, als das soziale und politische Umfeld in Griechenland durch das Fehlen sozialer und klassenmäßiger Widerstände gegen die neoliberalen Reformen gekennzeichnet war. Mit der diffusen Zustimmung des größten Teils der Gesellschaft schien das System standhaft zu sein. In dieser ersten Aktionsperiode (2003 – 2007) hatte der „Revolutionäre Kampf“ zwei Haupthöhepunkte der Aktionen gegen die importierten neoliberalen Reformen im politischen und sozialen Bereich und den „Krieg gegen den Terror“, der von den USA und dem Rest der politischen und wirtschaftlichen Elite des Westens erklärt worden war. Durch die Analysen, die Strategie und die symbolisch Schläge mit definitiv großer Wirkung sollte der „Revolutionäre Kampf“ die Doppelnatur der Globalisierung – politisch und kriegerisch – aufzeigen und die Allmacht des Staates in Frage stellen. Die Organisation war auch dazu da, die verallgemeinerte Sozial- und Klassenniederlage in Frage zu stellen, indem sie die Möglichkeit und die Notwendigkeit einer revolutionären Perspektive in der Gesellschaft vorschlug. In dieser ersten Periode gab es Attentate wie: Bombenanschläge auf das Gerichtsgebäude in Athen, auf das Arbeits- und Finanzministerium, Raketenangriff mit der Wasp 58 auf die Botschaft der Vereinigten Staaten usw. Nach der Finanzkrise, die 2008 in den USA (Lehman Brothers) begann und sich auf den Rest der Welt ausweitete, war klar, dass dieser historische Moment eine der verheerendsten lang anhaltenden Krisen des Kapitalismus sein würde, welche unausweichlich war, und dass er das System in eine Sackgasse führen würde. Der „Revolutionäre Kampf“ hatte all dies vorausgesagt und in ihren Analysen erwähnt. Sie sagten bereits, die brutalste neoliberale Offensive sei im Gange und werde im Namen der „Bewältigung der Krise und der finanziellen Probleme“ gestartet. Der Beginn der Krise signalisierte die Änderung der Strategie der Organisation und brachte die Anpassung an die neuen Bedingungen. 2009 begann der Revolutionäre Kampf auf dem Höhepunkt des Ausbruchs der kapitalistischen Weltkrise mit einer Angriffskampagne. Die Angriffe richteten sich gegen Strukturen und Institutionen, die für die Krise und ihre Politik verantwortlich waren. Es war wichtig, die Bemühungen um die Rettung der Banken zu untergraben und zu sabotieren und ein Umfeld der Destabilisierung und Agitation zu schaffen, das die systemische Normalität untergraben und darauf hinweisen würde, dass diese Finanzkrise in einer Schuldenkrise und in einer strukturellen Krise des Systems verändert werden würde. Zu den offensichtlichen Aktionen in dieser Zeit gehörten die Bombenanschläge auf Tochtergesellschaften der Citibank und der Eurobank in Athen und natürlich die massive Autobombe, die das Gebäude der Athener Börse schwer beschädigte und große politische Auswirkungen hatte. Am 10. März 2010 starb Lambros Foundas in Dafni nach einem Zusammenstoss mit der Polizei bei der Enteignung eines Fahrzeugs welches für die Pläne der Organisation benötigt wurde. Nach genau einem Monat, am 10. April 2010, nimmt die Organisation den ersten repressiven Schlag hin. Die Mörder der griechischen „Demokratie“ in Uniform nehmen 6 Anarchist*innen als Mitglieder des „Revolutionären Kampfes“ gefangen. Unter ihnen Nikos Maziotis und Pola Roupa, die nach der Verhaftung in einem 16-seitigen Brief („Ein politischer Brief an die Gesellschaft“) die politische Verantwortung für die Aktionen der Gruppe übernahmen. Sie erklären auch, dass Lambros Foundas ebenfalls Mitglied des „Revolutionären Kampfes“ war, dass er im Kampf für Freiheit und die Revolution gefallen ist, dass sie stolz auf ihn sind und ihn immer ehren werden. An diesem Punkt zeigten viele Genoss*innen auf der ganzen Welt ihre Solidarität, indem sie aktiv wurden. Einige dieser Akte der unmittelbaren Solidarität waren: 16. März 2010, Brüssel, Belgien: Fenster der Dexia-Bank eingeschlagen. „Unsere Gedanken sind bei dem Anarchisten Lambros Foundas, welcher von der griechischen Polizei ermordet wurde. Solidarität mit der permanenten Revolte, die Griechenland erschüttert“, 24. März, Volano, Italien, 2010: Im Gedenken an Lambros ein in Brand gesteckter Geldautomat, 27. April, Lublin, Polen, 2010: Zentralbank in der Nähe der Polizeiwache mit Farbbomben und Parolen bedeckt, die in Solidarität mit dem „Revolutionären Kampf“, der „Verschwörung der Feuerzellen“ und anarchistischen Gefangenen in Chile zurückgelassen wurden, 27. September, Athen, Griechenland, 2010: Anarchistische Besetzung der Foreign Press Association of Greece mit Flugblättern, Slogans und Transparenten, zum Zweck der Gegeninformation über den Fall des „Revolutionären Kampfes“ usw. Eineinhalb Jahre lang waren Nikos Maziotis und Pola Roupa Geiseln des griechischen Staates. Im Jahr 2012 wurden sie nach Ablauf von 18 Monaten Haft auf „Bewährung“ freigelassen (aufgrund des Ablaufs der Untersuchungshaft, in der sie rechtmäßig in Haft gehalten werden konnten). Nach einer Weile brachen sie die einstweiligen Verfügungen und wurden zu „Gesetzlosen“. Nikos Maziotis und Pola Roupa entschieden sich für die Fortsetzung der Aktion des „Revolutionären Kampfes“, wobei sie den Repressionsschlag gegen die Organisation zunichte machten und in die “ Klandestinität“ übergingen. Von der Freilassung bis zur „Illegalität“ gab es eine Phase intensiver politischer Aktivität ihrer ständigen Präsenz im ananarchistischen/antiautoritären Raum und bei Aktionen der antiautoritären-Bewegung, sowohl in den Versammlungen, als auch auf den Straßen.

Am 10. April 2014 startete der „Revolutionäre Kampf“ einen Bombenangriff auf die Bank von Griechenland in Athen (Überseezweig der Europäischen Zentralbank), in welchem das Büro des ständigen Vertreters des IWF in Griechenland, Wes Mcgrew, untergebracht war. Der Angriff auf die Bank von Griechenland war der heftigste Schlag gegen das wirtschaftliche und politische System in einer Zeit, in der große Teile der Bevölkerung bereits in Resignation eingelullt worden waren und Angst geherrscht hatte. Die Proklamation dieses Bombenangriffs wurde mit „Revolutionärer Kampf – Kommando Lambros Foundas“ unterzeichnet. Ein Staatsanwalt erklärte während der Verhandlung dieses Bombenangriffs, dass der Schaden für den griechischen Staat enorm gewesen wäre, wenn das Gebäude eingestürzt wäre.

Im Juli 2014 wurde Nikos Maziotis auf dem Monastiraki-Platz (Im Athener Tourist*innen Stadtteil a.d.Ü) bei einem ungleichen Kampf mit der Polizei verwundet und anschließend verhaftet. Der Genosse erklärte sich vom ersten Moment seiner Verhaftung an zum Rebellen und zum reuelosen Mitglied des „Revolutionären Kampfes“. Es war offensichtlich, dass die Verhaftung und Gefangennahme von Maziotis nicht das Ende des „Revolutionären Kampfes“ bedeuten würde. Aus der „Klandestinität“ heraus kämpfte Pola Roupa weiter, und 2016 entführte sie einen Hubschrauber, um Nikos Maziotis und andere politische Gefangene zu befreien. Der Versuch wurde leider nicht von Erfolg gekrönt.

Im Januar 2017 wurde Roupa in ihrem Haus vor den Augen ihres fünfeinhalb Jahre alten Sohnes Victoras-Lambros von bewaffneten Polizeikräften verhaftet. Die ganze Zeit, die unsere Genoss*innen in Gefängnissen in ganz Griechenland, aber auch ihre Haltung welche sie in den Gerichten und Prozessen für den „Revolutionären Kampf“ gezeigt haben, wird als ein wichtiges Vermächtnis in der Geschichte der revolutionären Bewegungen, nicht nur in Griechenland, sondern auch international festgehalten werden. Sie haben hartnäckig die Entscheidung ihrer Organisation für den bewaffneten, ihren fairen Kampf und die Sache der sozialen Revolution verteidigt. In diesem Augenblick, inmitten dieser Notsituation, die die Staaten der Bevölkerung aufgezwungen haben, um die Ausbreitung von Covid-19 zu behindern, was für die öffentlichen Gesundheitssysteme auf der ganzen Welt unmöglich zu bewältigen war, brauchen uns unsere inhaftierten Genoss*innen auf der ganzen Welt umso mehr. Im Fall von Pola Roupa und Nikos Maziotis waren sie im Koridallos-Gefängnis in Athen inhaftiert.

Nach den ersten Aufständen zur Sensibilisierung für Covid-19 und den Maßnahmen, welche zur Gewährleistung der Sicherheit der Gefangenen ergriffen wurden, an denen die Genoss*innen intensiv teilnahmen, wurden sie in andere Gefängnisse im ganzen Land transportiert. Roupa wurde in das Frauengefängnis in Theben transportiert und Maziotis in das Männergefängnis in Domokos gebracht. Offensichtlich ist dies eine verzweifelte Maßnahme seitens des Staates, um den Kampf der Gefangenen zu unterdrücken und den Geist und die Energie unserer Genoss*innen zu brechen. Trotzdem stehen sie dem gewalttätigsten und totalitärsten wirtschaftlichen und politischen System der Geschichte zuverlässig und entschieden entgegen. Wir halten es für notwendig, jene Genoss*innen politisch, moralisch und materiell zu unterstützen, welche ihre Entscheidung, für die revolutionäre Perspektive und die Subversion und Zerstörung des Kapitals und des Staates zu kämpfen, verteidigt haben. Besonders jetzt, da der Transport unserer Genoss*innen in andere Gefängnisse in Griechenland ihre Bedürfnisse im Gefängnis vergrößert und es uns inmitten dieser Notsituation nicht möglich ist, aus unseren selbstorganisierten Veranstaltungen genügend finanzielle Unterstützung aufzubringen. Wir rufen Euch auf, Euch unseren Bemühungen anzuschließen und unsere Genoss*innen, die Mitglieder des R.O. „Revolutionären Kampfes“ und die unbarmherzigen Freiheitskämpfer Pola Roupa und Nikos Maziotis, hauptsächlich finanziell zu unterstützen.

PS 1: Wir informieren die Genoss*innen in aller Welt, dass im Februar 2020 die Broschüre „ÜBER DIE ÜBERSCHREITUNG VON STAAT UND KAPITAL – FÜR EINE KONFERENZ-, STAATEN-, KLASSENLOSE ORGANISATION“ von den Mitgliedern des „Revolutionären Kampfes“, Pola Roupa und Nikos Maziotis, veröffentlicht wurde. Sie wird von der „Versammlung der Solidarität mit dem R.O.-Revolutionären Kampf“ verteilt, und diejenigen, die diesen politischen Text unterstützen wollen, können sich mit uns in Verbindung setzen. Wir haben auch mit der Übersetzung der Broschüre ins Englische begonnen.

PS 2: Das Buch „Revolutionary Struggle“ „…“ in englischer Sprache als pdf

PS 3: Texte von Pola Roupa, in Englisch: Findet ihr hier und hier

EWIGE EHRUNG FÜR DEN GENOSSEN LAMBROS FOUNDAS

FREIHEIT FÜR DIE MITGLIEDER DES REVOLUTIONÄREN KAMPFES, POLA ROUPA UND NIKOS MAZIOTIS, IM KAMPF FÜR DIE SOZIALE REVOLUTION UND DIE ANARCHIE

Versammlung der Solidarität mit dem R.O-„Revolutionären Kampf“

4/5/2020

https://www.abc-wien.net/?p=9072