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Zusammenstehend, selbstbestimmt, gleichberechtigt und verändernd – Leitgedanken der GG/BO

Wir werden regelmäßig gefragt, worauf sich denn ein gewerkschaftliches Engagement im Rahmen der Gefangenen-Gewerkschaft/Bundesweite Organisation (GG/BO) inhaltlich und praktisch gründet? Was zeichnet Gewerkschafter_innen in der GG/BO, die gleichfalls Mitglied in anderen (Basis-)Gewerkschaften sein können, aus?

Was sind die „Eckpfeiler“?

Unzweifelhaft ist, dass die GG/BO immer eine etwas andere basisnahe Gewerkschaft sein und – vermutlich – bleiben wird. Aber bestimmte Prinzipien machen ein gewerkschaftspolitisches Profil aus: Solidarität, Autonomie, Emanzipation und Sozialreform bilden das „magisches Viereck“ eines Selbstverständnisses als Gewerkschafter_in – nicht nur in der GG/BO. 

Im Klartext: Wie willst Du als Gewerkschaftsaktivist_in unterwegs sein, wenn Du Dich nicht für Deine Kolleg_innen an der Werkbank im JVA-Betrieb bzw. in den Hafthäusern einsetzt? Zusammengehörigkeitsgefühl und Gemeinschaftssinn sind zwei ganz wesentliche Punkte von gegenseitiger Solidarität – Ausdruck einer Gefangenenunion.
Wie willst Du als Gewerkschaftsaktivist_in unterwegs sein, wenn Du nicht auf Möglichkeiten von Selbstbestimmung und Eigenständigkeit (hinter Gittern) setzt, um aus der Passivität im Knast zumindest ein Stück weit herauszukommen? Seine Geschicke im Rahmen einer Gewerkschaftsinitiative selbst in die Hand zu nehmen, ist für den Autonomiegedanken zentral. 

Wie willst Du als Gewerkschaftsaktivist_in unterwegs sein, wenn Du Kolleg_innen aufgrund ihrer Herkunft oder ihres Hintergrunds diskriminierst? Gleichberechtigung und Gleichbehandlung sind bedeutende Merkmale von Emanzipation. 

Und wie willst Du als Gewerkschafter_in unterwegs sein, wenn Du Dich Deinem vermeintlichen Schicksal ergibst und sagst: „Man kann sowieso nichts ändern“? Auch im Knast lassen sich die Lebens- und Arbeitsverhältnisse kritisieren und – wenn wir genug Kraft entfalten und Ausdauer mitbringen – an der einen oder anderen Stelle grundlegend verändern. Ein solcher Veränderungswille schafft eine Voraussetzung für wirkliche Sozialreformen im Haftalltag.

Wir wissen natürlich alle nur zu gut, dass die Knastbedingungen ganz sicher nicht der optimale Ort sind, um solidarisch zu sein, ein autonomes Verhalten an den Tag zu legen, emanzipatorisch zu wirken und sozialreformerisch nach vorne zu blicken. ABER: mit der Gründung und Ausdehnung der GG/BO haben wir uns als inhaftierte und nicht inhaftierte Kolleg_innen einen organisatorischen Zusammenhang geschaffen, der in Kooperation mit anderen (Basis-)Gewerkschaften bereits einiges in Bewegung gesetzt hat. Die schweren Knasttore konnten einen Spalt weit geöffnet werden und die eine oder andere Windböe mit reichlich Frischluft zieht durch…